Sonntag, Mai 30

Die schöne Münchnerin


vespa mädels sexy
"Die schöne Münchnerin" ist ja mittlerweile schon fast ein geflügeltes Wort.
In Gesamtdeutschland hört man von diesem Klischee über die Isarmetropole. Während unser einer dabei an TV-Show-Topmodelgewinnerinnen oder die Begleiterinnen der FC Bayern-Fussballer denkt, denkt die Generation über uns an die Uschis: Uschi Glas oder Uschi Obermaier.

Um dem Grund des Mythos der attraktiven Frauen auf den Grund zu gehen, muss man bis zur Regentschaft von König Ludwig I. (1786-1868), dem Grossvater vom Märchenkönig Ludwig II., zurückgehen.
Ganz in der Tradition der bayrischen Könige stehend, war er einem Techtelmechtel neben der Ehe ganz und gar nicht abgeneigt. Sein Architekt Leo von Klenze machte sich sogar die Mühe alle Flirts des Königs in einem Dossier mit über 50 Namen (!) zusammenzustellen. Bis ihm der letzte Name seine Regentschaft kostete.

Schliesslich entschloss sich Ludwig I. zwischen 1827 und 1850 die 50 schönsten Damen seines Landes Bayern von seinem Hofmaler portraittieren zu lassen. So entstand eine Schönheitengalerie, die heute in Schloss Nymphenburg in München zu bestaunen ist. Dabei achtete der König höchsselbst darauf, nicht nur adelige, honorige Damen zu erwählen sondern auch einfache Schönheiten aus dem Volk zu finden. So wurde er zufälligerweise auf die damals 17 Jährige Schusterstochter Helene Sedlmayer aufmerksam. Allgemein zählt man das Portrait der "Ausläuferin in einem Spielzeuggeschäft" zu den idealsten und attraktivsten der gesamten Sammlung. Voila, der Inbegriff der
schönen Münchnerin anno 1831!
helene sedlmayer portrait
Während Helene Sedlmayer als
"ungemein fleißig, treu, brav und reinlich" galt, kann man das von Uschi Obermaier in der `68 Kommune wohl nicht mehr uschi obermaier nacktbehaupten.
Obwohl die Kommunardin und 68erin wohl eher mit alten Traditionen brechen wollte, hat sie die Tradition der schönen Münchnerin sicherlich weitergeführt.



Zur Zeit der Wiesn wird das Klischee auch gut gefüttert. Die Dirndl haben ja mit der klassischen Tracht häufig nicht mehr viel zu tun. Sie enden oberhalb der Knie, leuchten in bunten Farben und protzen mit einem mächtigen Dekollete. Das ist manches mal vulgär und nicht wirklich schön anzusehen. Häufig aber doch! Wie dies 3D Geburtstagskarte beweist!


a guades holz vor der hüttn

Wie mir mein bairisch Duden verrät, beugt man sich beim Anblick eines solchen Vorbaus zu seinem Nachbarn am Biertisch und flüster ihm ins Ohr:

"de höd vileichd a Holz voa da Hiddn" = hochdeutsch: "diese Dame hat eine respektable Oberweite!"

So sans, die schönen Münchnerinnen.


Update: Sie wird wieder gesucht. Diesmal von der Abendzeitung:

http://www.abendzeitung.de/muenchen/die_schoene_muenchnerin/

Montag, Mai 24

Problembär ausser Rand und Band

Das "Museum Mensch und Natur" hat ihn nun.

Das Präparat von "Bruno" alias JJ1, dem Problem,
Risikobären, der 2006 wochenlang die deutsche Presse beschäftigte.

Das hier links ist er aber nicht. Das ist der letzte vor Bruno erlegte Braunbär in Bayern, 1835 in Ruhpolding. Damals wurde das Ereignis sicher als historisch gefeiert. Übrigens noch saugut erhalten dieses Präparat.


Bei Bruno anno 2006 war alles etwas anders. Ich erzähle die Geschichte einmal aus meiner Perspektive mit allen Trivias.

Gosse Freude herrschte im Jahr der Fussball WM, als nach 170 Jahren wieder ein Bär nach Bayern einwanderte. Der Papst nahm sogar Bezug auf den von der Bild Zeitung "Bruno" getauften Bären (Die Augsburger Allgemeine und einige Regionalausgaben in Bayern bevorzugten hingegen "Beppo"). Als Benedikt zum ersten Papstbesuch in seine Heimat Bayern kam, fühlte er sich wie der hl. Korbinian -Bischof von Freising- der mit einem Bären die Alpen überquerte. Ein Bär findet sich sogar im päpstlichen Wappen von Benedikt XVI.

WM OK-Chef Franz Beckenbauer gab seine Statements ab, das vom Stoiber Eddy ("ähh Problembären ähh") ist legendär, sogar die New York Times
berichtete. Titel: "Herr Bruno Is Having a Picnic, but He's No Teddy Bear".

Erste wackelige Fotos mit Handy-Kameras wurden gemacht. Mountainbiker und Wanderer sahen den Bären im Alpenraum rund um Garmisch regelmässig und konnten sich bis auf unter 50m nähern. Seine Wanderroute liess sich anhand getöteter Haustiere gut nachvollziehen.


Schnell wurde aber erkannt, das Bruno einige Probleme beschert. So ein Tatzenhieb kann schon weh tun. U
nd nicht alle Bären sind putzige Teddybären der Firma Steiff.

JJ1 (sein B
ehördenname) war ein Vagabund und Schmarotzer menschlichem Überflusses. Nichts anderes hatte er von seiner Mutter "Jurka" im slowenisch-italienischen Grenzgebiet gelernt. "Gehe in die Nähre menschlicher Siedlungen, da gibts Hähnchen, Schafe, Honig und Abfall im Überfluss. -"Wenn du mit Gummigeschossen vertrieben wirst, gehe nicht wieder in das Dorf zurück, sondern in das nächste. Kreischende Menschen nerven zwar, tun dir aber nichts".

Die bayrische Staatsregierung erliess also eine Abschussfreigabe. - Proteste von Tierschutzverbänden, Proteste von Jägern, Proteste, Proteste.
Nun sollte JJ1 daher mit Hilfe von finnischen Elchhunden lebend gefangen werden.
Erst: bürokratische Hürden: Dürfen finnische Jäger grenzüberschreitend in Deutschland und Österre
ich bewaffnet eingreifen?
Dann: die Hun
de waren finnischen Schnee, nicht aber bayrischen WM-Hochsommer gewohnt. Man musste den Hunden dass Fell schären, kam dann bis auf 600 m an JJ1 heran, um seine Spur wieder zu verlieren. Er war einfach kurzerhand durch den Sylvensteiner Speichersee geschwommen. Ein Hund ging verloren. Einsatzkosten: 30.000 €.

Erneute Absch
ussgenehmigung, trotz Protesten. Wegen Zitat: "...Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse“.

Aber: Der Landesjagdverband wollte sich keinesfalls an der Hatz auf ein geschütztes Tier beteiligen. Sie warfen dem Umweltminister gar "Kompetenzüberschreitung und Anstiftung zum Wildfrevel" vor
.
Der Polizei wiederum fehlte die Kompetenz zur Jagd auf Grosswild. Hier kommt es dann auch zu meinem Lieblingsereignis. Militante Tierschützer kündigten als Krönung an, ab sofort in Bärenkostümen durch die bayrischen Alpen zu kriechen, um den Abschuss zu verhindern. Ich habe mich damlas köstlich amüsiert.

Nun ging es aber ganz schnell weiter. Die Abschussgenehmigung wurde am 25. Juni erteilt. Am selbigen Abend wurde Bruno an der Knüpfalm, in der Nähe der Rotwand im Spitzingseegebiet gesichtet. Ein Eingreifteam erlegte Ihn um am 26. Juni um 4:50 Uhr früh 150m von der Alm entfernt. Bruno erlag an Verletzungen von Lungenflügel und Leberlappen (ein sauberer Kammerschuss!).

Post Mortem, Anklageflut gegen den Umweltminister, Morddrohungen gegen den Todeschützen (der nicht genan
nt wurde). Zudem ein Streit zwischen italienischen und bayrischen Behörden um den Kadaver. JJ1 sei in Italien geboren. Nein, er sei in Deutschland erlegt, erwiederten die Bayern. Und setzen sich durch.

Heute ist B
runo im besagten Museum ausgestellt. Zu seinem Schutz vor Besuchern steht er sogar hinter Glas. Er räumt gerade einen Bienenstock leer (aha, ein Problembär also!). Mit ihm wurden angeblich ca. 1000 echte Bienen präpariert (stehen die nicht auch unter Naturschutz?).Bär Brubo ausgestopftBruno schürt noch immer Emotionen. Ein Videobeitrag neben dem Schaukasten von Bruno endet korrekt mit den Worten: "...wurde der Bär am 26. Juni erlegt". Ein empörter Besucher neben mir kommentierte aufgebracht: "Nein, getötet ham se Ihn. Getötet!"

Das Museum s
tellt ausserdem die Adaption durch die Medien in Form von Zeitungsartikeln dar. Dabei wurde ein Titel des Satiremagazins "Titanic" unterschlagen.
Die zeigten nämlich damals ein Bild vom SPD-Vorsitzenden Kurt B eck und untertitelten es mit "Problembär außer Rand und Band, knallt die Bestie ab". Der Titel wurde zurecht verboten.

Zum Glück übernahm danach ganz schnell das WM Sommermärchen den Fokus der Berichterstattung.

Was bleibt?
Bayern oder besser Deutschland sollte sich ein vernünftiges Wildtiermanagement für Grosssäuger überlegen. Nicht nur Bär, auch Luchs, Wolf und Elch erobern wieder das deutsche Staatsgebiet.

Was ist zu tun bei einem Bärenangriff?
Auf keinen Fall wegrennen oder auf einen Baum klettern. Das fördert den Angriffsreflex beim Bären. Besser sich auf den Boden legen, zusammenrollen, tot stellen und abwarten was passiert!

Freitag, Mai 14

"Musmn" & Wolf und Bär

Das "Museum Mensch und Natur" ist idyllisch in einem Seitenflügel des Schloss Nymphenburg untergebracht.
Erst im letzten Jahr ist es ein wenig in die Schlagzeilen gekommen, als nämlich das Präparat des Problembären "Bruno" (dargestellt wie er einen Bienenstock leerräumt..) ausgestellt wurde. Nur an seiner Internetadresse -www.musmn.de-kann es m.E. noch ein wenig arbeiten.

Mich zieht es 1 bis 2 mal im Jahr in das Museum, wenn
Natu
rfotographien ausgestellt werden. Nach dem "National Geographic Foto Award", ist derzeit die "Veolia Wildlife Photographer of the Year 2009" Ausstellung zu sehen.
Erstmals wurde der Wettbewerb im Jahre 1964 ausgerichtet; zwanzig Jahre später schlossen sich das Natural History Museum und BBC Wildlife Magazine zusammen, um den Wettbewerb in seiner heutigen Form zu schaffen.
Man begegnet hier wirklich tollen Aufnahmen. Leoparden, Flussdelfine oder Tiger in irren Momenten fotographiert.

Oder überrascht haben mich die Tierfotos in schwarz-weiss.

Hier gibt es die Bilder in einer Online Gallery zu betrachten.

Bereits im letzten Jahr hatte es der Gewinner des Wettbewerbs auf die Titelseite der Süddeutschen Zeitung geschafft. Das beeindruckende Portrait eines sehr seltenen iberischen Wolfes von Jose Luis Rodriguez habe ich damals sogar ausgeschnitten.

Und nun das. Dem Fotographen wurde der Preis aberkannt, weil die Jury festgestellt hat, dass es sich bei dem Woilf auf dem Foto um ein zahmes Tier handeln muss. Interessanterweise gab den Anstoss dazu ein finnischer Wolfsexperte. Ilpo Kojala erklärt, dass ein wilder Wolf sich durch das Gatter quetschen würde. Ein Übergehen mittels eines Sprunges bezeichnete er als sehr unnatürlich.

Nun begann man zu recherchieren und es entwickelt sich ein spannender Fotokrimi. In einem Tierpark bei Madrid fand man tatsächlich den Wolf "Ossian" der dem abgebildeten Tier ziemlich ähnlich sieht. Auf den unteren Bilder wird die frappierende Ähnlichkeit nachgewiesen.


Zudem scheint auch die Umgebung mit dem Wolfsgehege im Tierpark übereinzustimmen.

Zwar bestreitet Rodriguez hartnäckig den Fake, aber die Indizien scheinen mir wirklich eindeutig.Die Austellung kann ich dennoch wärmstens empfehlen, der 1 € Eintritt ist wirklich gut investiert.

Sonntag, Mai 9

Flohmarkt München - Kaufrausch im Hinterhof

Flohmarktbesuche sind ein kostenloses aber nicht minder spannendes Vergnügen. Aus zwei Gründen zieht es mich derzeit zu Flohmärkten in München. Zunächst habe ich auf dem Flohmarkt am Olympiapark vor ein paar Wochen ein tolles und unglaublich günstiges Geschenk für die anstehende Geburt des Kindes eines Freundes gefunden.

Zweitens kann man sich ja mittlerweile auf (Münchner) Flohmärkten sehen lassen ohne Anhänger einer Ökobewegung der 70er zu sein, ohne Rattan-Sandalen zu tragen und ohne direkt als Konsumkritiker zu gelten. Ausserdem spart man sich die Versandkosten vom Internetflohmarkt ebay.

Bisher habe ich hier 2 Arten der Flohmärkte ausmachen können. Die Grossflohmärkte und die Hinterhofflohmärkte.

Die grossen finden wöchentlich im Olypark oder seltener auf der Theresienwiese statt. Gerade der Markt auf der Theresienwiese lockte bei super Wetter tausende von Besuchern an. Ich hatte zwischenzeitlich den Eindruck, dass es
noch voller als während der Wiesn-Zeit war (auf dem Bild sieht man im Hintergrund den Rummel des Frühlingsfestes).
Ein Spezialfall der grossen Märkte sind die "Nachtflohmärkte", die v.a. in der Winterszeit kurzfristig in eine Halle verlegt werden und abends stattfinden.

Nachdem ich festgestellt habe, dass ich auf den bisherigen Flohmärkten gar nicht viel gekauft habe, sondern mehr geschaut, bin ich zur Hinterhofflohmarktvariante umgesattelt.

Ein Hinterhofflohmarkt funktioniert etwas anders. Hier braucht es keine Markierungen auf dem Boden, keine fliegenden Händler und kein Aufstehen um 4 Uhr in der früh.

Die Stände werden einfach in den Hinterhöfen eines Münchener Stadtviertels von den Anwohnern aufgestellt. Hier kann der geneigte Besucher nicht nur ein Schnäppchen machen, sondern auch in die sonst unzugänglichen Hinterhöfe hipper Wohnviertel gelangen. Und so habe ich mich am Samstag in Haidhausen -ein uriges Münchner Viertel am jenseitigen Isarhang rund um den Wiener Platz- verguckt.

Aufgeblasene Luftballons markierten an den Strassen jeweils den Eingang zu erstaunlich geräumigen, grünen und belebten Höfen. Insgesamt sollen sich 150 Nachbarschaften beteiligt haben.

Geheimnisvolle Hinterhöfe, Umherflanieren mit einer Flasche Bier und selbstgebackener Bananenkuchen für 1 €. OK, ein bischen stadtöko bin ich mittlerweile vielleicht doch geworden. Aber Spass machts auch.

Donnerstag, Mai 6

Zusammenhalt macht stark

Ob ich mir das einmal hätte träumen lassen?

An meiner Hauswand im Westend hängt ein Werbeplakatkasten. Derzeit darauf abgebildet: der Vorstandsvorsitzende der Bayern München Fussball Aktien Gesellschaft, Karl Heinz Rummenigge.
Zugegebenermassen schaut er etwas ernst und humorlos darauf aus.
Aber es geht auch um ein ernstes Thema. Uli Hoeness setzt sich neben seiner Funktion als Präsident des FC Bauern München als Kuratoriumsvorsitzender der "Dominic Brunner Stiftung" ein. Der 50-
Jährige Brunner hatte sich im September letzten Jahres am Münchner S-Bahnhof Solln schützend vor vier Kinder gestellt, die von Jugendlichen bedroht worden waren. Die beiden 17 und 18 Jahre alten Haupttäter fügten ihrem Opfer daraufhin binnen weniger Minuten mit Tritten und Schlägen tödliche Verletzungen zu.
Und so sind mittlerweile in ganz München verteilt Bilder von Bayern Spielern und Funktionären mit der Aufschrift "Zusammenhalt macht stark" und dem Aufruf zu mehr Zivilcourage zu finden.

Mittlerweile ist es zum Glück ruhiger geworden um jugendliche Attacken und Kriminalität in Münchens S- und U-bahnen. Zur medialen Hauptberichtszeit über die Vorkommnisse in München soll es ja unter gewaltbereiten Berliner Jugendlichen sogar schon das geflügelte Wort "Schnauze sonst München!" gegeben haben.

Anyways. Auch ein ernstes Thema, aber wenigsten etwas farbenfroher war dieses Werbeplakat im Sommer 2007. Gerade zur Volksfestzeit ist so eine Aufklärung sicher angebracht. Auf dem Bild trägt die Person rechts ja noch ein Halstuch. Schlimm. Wie ich seit September 2009 weiss, ein absolutes "No Go". Die Tücher werden nur noch echt männlich als Schweisstücher oder zum Mundabwischen um den Arm getragen.......