Freitag, April 26

Kostenloses in München

Was ist heute schon kostenlos in München?

Umsonst ist derzeit aber wahrscheinlich vieles:

  • eine Heimniederlage vom FCB zu erleben
  • in der Mittagspause jemanden ohne Sonnenbrille zu treffen
  • einen geschlossenen Biergarten vorfinden
  • abends alleine an der Isar zu sitzen
Spass beiseite. Ein Besuch in Berlin am Wochenende hat mir Lust auf ein kostenloses Experiment gemacht. Bei einem Spaziergang aus Prenzelberg über die Bernauerstraße zurück nach Mitte habe ich eine interessante Entdeckung gemacht.

In Berlin wird Pfandsammlern nun geholfen. Zugegeben als Werbemaßnahme auch, hat der Brausehersteller Lemonaid Kisten an Ampeln angebracht, in denen Pfandpflaschen abgestellt werden können. Dann landen Sie nicht mehr als Scherben auf dem Boden und auch nicht da, wo Hunde sich erleichtern! Und Bedürftige freuen sich über 8 oder 12 oder 20 ct.



München ist da noch nicht ganz soweit. Wenn man etwas loswerden will, haben mir schon Freunde empfohlen, Sachen auf die Straße zu stellen und extra anzuketten oder einen Preis daranzuschreiben, damit Passanten es mitnehmen oder besser klauen!

Nun ja ich zu meinem Teil habe es auf einen Versuch im Westend ankommen lassen. Bücher, die ich doppelt habe, oder seit Jahren mein Bücherregal belagern ohne zu lesen haben Ihre Daseinsberechtigung nun verloren und sollten verschenkt werden!
Ergo habe ich Sie einfach in eine Kiste gepackt, vor die Haustüre gestellt und einen Zettel mit der Aufschrift "kostenlos draufgelgt".


Und siehe Da. Nach nur 2 Stunden war alles verschenkt! Und ich war froh etwas loszuwerden!

Freue mich schon auf den nächsten Verschenk-Test. Dann mit etwas mehr als nur Büchern!

Samstag, April 13

Ein leerer Sockel am Wittelsbacher Platz

leere Sockel auf dem Wittelsbacher Platz

Der Wittelsbacher Platz. Eine neoklassizistische Komposition im Herzen Münchens. Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts entworfen wird er von Gebäuden des Architekten Leo von Klenze flankiert. Links liegt das Graf Arco Palais, rechts das Odeon (Konzerthaus), wo heute das bayerische Innenministerium gastiert.

Baut weiter kräftig um: Siemens-Chef Peter Löscher
Peter Löscher Quelle:Siemens AG
Viel interessanter ist aber das Gebäude am Abschluss des Platzes, sowie die Statuen auf dem Platz. Im zartrosa gehaltenen Palais auf dem Bild hofiert nämlich kein geringerer als der Vorstand der weltumspannenden Siemens AG. Wird ein neuer Vorstandsvorsitzender vom Aufsichtsrat gewählt, muss er auf exakt jenen Stufen vor dem rosa Gebäude seine erste Rede halten.

Viel markanter ist natürlich das zentral stehende Reiterstandbild (1839) des bayerischen Kurfürsten und Herzogs Maximilian I., der Bayern durch die Wirren des 30 jährigen Krieges lenkte.

Trafalgar Square Kunst auf dem Wittelsbacher Platz

Im Winter findet auf dem Platz ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt. Nette -natürlich stilistisch völlig unpassende- Kulisse. Mir bleiben meist die teuren Pfandpreise für den Feuerzangenbowle Becher und die Tatsache dass man in Gulden zahlt (1€ = 1 Gulden) in Erinnerung. Auch der Hamburger Fischmarkt mit Aale Dieter hat es auf einer Auswärtstournee schon auf diesen Platz geschafft. Stilistisch noch viel unpassender.

Nun habe ich von einem viel interessanteren Projekt erfahren. Bei einer nächtlichen Fahrradfahrt habe ich recht erstaunt anhalten müssen, weil sich plötzlich ein zweiter, leerer Sockel auf dem Platz in die Höhe reckte. Bayern ist ja immer für eine Überraschung gut, hier werden noch neue Kirchen gebaut, aber allein an ein 2. Reiterstandbild auf dem Platz für Franz Josef Strauss I. konnte ich nicht glauben. 
Natürlich musste das recherchiert werden und ich landete virtuell in London am Trafalgar Square. Um den Trafalgar Square herum stehen 4. Sockel für Statuen. Aus Kostengründen konnten bei der Errichtung 1841 aber nur 3. Sockel mit Bronzegüssen fertig gestellt werden. Der 4. Sockel -auf dem ein Reiterstandbild William des IV stehen sollte- blieb aus Kostengründen unfertig und leer.

Über 150 Jahre wurde der sogenannte "Fourth Plint" zum Gespött und Tratsch der Londoner. Erst 1999 kam man auf die Idee den Sockel für einen zeitgenössisches Kunstprojekt freizugeben, so dass der Sockel nun endlich seine Bestimmung gefunden hat! Wechselnde Skulpturen, wie ein Schlachtschiff in der Flasche oder ein Knabe auf einem Schaukelpferd, lassen den Sockel nun zu einer wechselnden Attraktion für Touristen und einheimische Londoner werden.


Mit dem Kunstprojekt "A space called public" verfolgt die Stadt München ein ganz ähnliches Konzept und lässt es sich 1,3 Mio Euro kosten. Kuratoren des Kunstprojektes mit verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum sind die beiden Skandinavier Michael Elmgreen und Ingar Dragset, die sich derzeit auch für den schaukelnden Jungen auf dem "Fourth Plint" in London verantwortlich zeigen.

Was sich allerdings auf dem Sockel am Wittelsbacher Platz einfinden wird bleibt noch geheim. Hiess es lange.

Nun ist es doch herausgesickert: Eine Jury wählte den Entwurf des Münchner Künstlers Alexander Laner. Er wird den Sockel zu einem Luxusapartement mit Garten und Dachterasse umgestalten und damit auf die Wohnungsraumnot in München hinweisen.

Ab Ende Mai kann man dann das Sockelapartment temporär anmieten. Man darf gespannt sein! Persönlich hätte ich mir aber lieber eine weitere Skulptur auf dem Platz gewünscht.

Freuen tue ich mich aber in jedem Fall auf viele weitere Installationen in München und seinem so schönen öffentlichen Raum!

Montag, April 8

Schweineskulpturen München - was hat das Schwein vorm Jagdmuseum mit Sydney und Florenz zu tun?

Seit meinem ersten München Besuch bewundere ich diese Statue. Wahrscheinlich habe auch ich beim ersten mal seine Schnauze berührt und dann ein Foto von mir mit dieser Skulptur gemacht. Es geht um das bronzene Schwein auf der Neuhauser Straße.

Bronzeskulptur Schwein Eber Keiler Jagdmuseum München

 Gemeinsam mit einer Welsskulptur ziert es den Eingang des deutschen Fischerei und Jagdmuseums (findet gerade eine Wolpertinger Ausstellung statt!) in der Münchner Fußgängerzone. Ziemlich martialisch mit geöffnetem Brecher, aber dennoch scheinbar zufrieden hockt der Eber auf einem niedrigen Sockel. Ob seiner niedrigen Höhe wird es leider auch schon mal zum Opfer rangierender LKWs, die die Geschäfte in der Innenstadt beliefern. Schlagzeile daraufhin in den lokalen Gazetten:

"Wildunfall in der Münchner Innenstadt"

Mich fasziniert die Bronzestatue irgendwie. Bei der Recherche bin ich nun auf eine weltumspannende Geschichte gestoßen.

Geschaffen hat die Skulptur "Sitzender Keiler" der Bildhauer Martin Meyer, der auch noch für einige weitere tierische Skulpturen in München verantwortlich ist. Das Modell des Keilers in der Innenstadt ist allerdings ein Abguss (1978) einer früher gefertigten Keilerskulptur, die bereits 1960 in einer Münchner Wohnanlage der Borstei aufgestellt wurde. Dies ist das Original in der Borstei:

Bronzestatue Schwein Borstei Keiler Eber
Ein wenig größer und nicht so blank poliert von sovielen Touristenhänden. Das Berühren der Keilernase soll Glück bringen, was den goldenen Riechkolben erklärt. Auch vom Original war ich beeindruckt. Nun stelle ich aber beim recherchieren fest, dass ich in der Borstei eigentlich immer noch nicht zum Original vorgestoßen bin...

Entworfen hat die Schweineskulptur nämlich bereits im Frühbarock ein italienischer Bildhauer namens Pietro Tacca. Seine Version kann man seit ca. 1640 am Mercato Nuovo in Florenz bestaunen. Und bis auf ein etwas struppigeres Fell ähnelt Sie den Münchnern Nachfolgern sehr.



Doch selbst der begnadete Tacca hatte kein Original geschaffen. Seine Version geht auf eine römische Kopie einer griechischen Marmorskulptur zurück und ist somit noch älter. Nun ähnelt es ja fast schon einem Dan Brown Thriller!

Drehen wir das Rad der Geschichte aber wieder einmal in die andere Richtung. Die Schweineskulptur erfreut sich bereits seit Jahrhunderten enormer Beliebtheit, so dass es weltweit verstreut Nachahmungen dieser Statue gibt.

Dabei muss ich nun schmunzeln. Nicht nur dass einiger der Taccaschen Skulpturen im Schlosspark von Nordkirchen -nur weniger Kilometer von meiner Heimat entfernt- stehen, nein ein Schwein hat es sogar nach Sydney vor das dortige Hospital geschafft. Und genau über dieses Schwein habe ich bereits 2008 bei meinem Australien Aufenthalt begeistert berichtet und ein super Touri Foto geschossen:
Schwein Sydney Hospital Keiler Eber

Die Italiener nennen die  Skulptur liebevoll Ferkelchen (Porcellino). Der Wikipedia Eintrag gibt Auskunft über weitere Standorte der Schweine. Sogar als Skulptur in einen Harry Potter Film soll es das Schweinchen geschafft haben. Wirklich eine beachtliche Karriere.

Samstag, April 6

Video Eisbachwelle bei Nacht im Winter

Der Winter war lang. Irgendwo habe ich gelesen, dass es zudem der dunkelste Winter seit über 60 Jahren war.

Mit nur 48 Sonnenstunden war der kahle Asten -der höchste Berg meines Heimatbundeslandes NRW- heuer am dunkelsten. Der Spitzenreiter bei der Anzahl der Sonnenstunden liegt natürlich wieder einmal in Bayern. Oberstdorf, die südlichste Stadt Deutschlands im Oberallgäu mit 178 Stunde, also mehr als der dreifachen Menge.

Die Sonnenstunden sind ein nicht zu unterschätzender Vorteil im bayerischen Winter. Zwar können bayerische Skigebiete nicht mehr unbedingt die besten Schneebedingungen liefern, dafür ist es aber im deutschlandweiten Vergleich im Süden immer deutlich sonniger.

Auf jegliches Licht verzichtet haben 2 Eisbachsurfer und in einem lässigen Video bewiesen, dass man den Eisbach auch bei Nacht und im Winter surfen kann. Wenn ich endlich einen günstigen Wetsuit finde und die Temperaturen sich verdreifachen werde auch ich meine ersten Gehversuche auf den Wellen Münchens wagen!