Mittwoch, Januar 22

Mein Besuch in der alten Pinakothek - Nichts wie hin!

Vornehmlich an regnerischen Tagen zieht es mich schon einmal in eines der Kunstmuseen Münchens. Durch die lange Herrschaft der Kurfürsten und später Könige der Wittelsbacher wurden in Bayern bereits seit dem 14. Jahrhundert Kunstwerke zur Machtdarstellung gekauft.

Der bayerische Staat hat diese Tradition fortgeführt, so dass München zu einer der bedeutensten Kunststädte Deutschlands/Europas wurde. Die meisten Kunstgemälde sind auf die drei Pinakotheken (Alte, Neue und Moderne) in der Maxvorstadt aufgeteilt.

Um die Pinakotheken herum ist zusammen mit weiteren Museen ein wahres Kunstviertel mit Gallerien und Kunsthändlern entstanden. Oben seht Ihr die alte Pinakothek. Es zieht mich meist in diese. Zum einen gehe ich chronologisch vor und versuche die Geschichte der Kunst und Entwicklungen zu verstehen, zum anderen haben ausgestellte Bilder auch viel mit der Geschichte und Kultur Europas zu tun. In der alten Pinakothek werden nämlich ausschliesslich Gemälde aus der Zeit zwischen 14-18 Jahundert ausgestellt.

Auch mit Besuchern gehe ich gerne in die Pinakothek. Gerne halte ich daher einmal hier mein nebulöses Halbwissen fest, warum mich die Pinakothek und welche Werke so faszinieren. Dabei verzichte ich gänzlich auf Google und Wikipedia - jeder kann mich daher gerne widerlegen!

Zunächst einmal ist es das Gebäude der Pinakothek. Auf alten Bildern sieht man es alleine vor den Toren Münchens stehen. Heute steht es nur noch alleine eingerahmt von 2 Plätzen auf denen man prima Frisbee oder Fussball spielen kann. Überall rundherum ist Maxvorstadt, Verkehr und Studenten!

Schaut man sich die Bilder ganau an, sieht man dass der mittlere Teil einen anderen Klinker hat als der äussere Teil. Ebenso ist es mit zugemauerten Fenstern der Fall. Das liegt an einem Bombenvolltreffer in WW2. Zum Glück war die Kunst bereits ausgelagert. Nach dem Krieg hat man ganz bewusst die Narben des Krieges nicht übertünchen wollen und man hat die Schäden und das Leid kenntlich machen wollen. Auch das ist Kunst!

Im inneren führen 2 Treppenhäuser in das zweite Stockwerk des Kunstmuseums. Am Sonntag kostet der Eintritt nur einen einzigen Euro. Das innere ist klassisch rot und grün gehalten. Es herrscht eine angenehme Kunststille, nur das Holzparkett knarrzt ein wenig beim Laufen. Die vielen Räume sind meist geographisch nach Herkunft geordnet.

Gemälde von deutschen Malern (Dürer, Altdorfer, Cranach), Gemälde von italienischen Meistern (Da vinci, Tintoretto, Tizian), die Holländer oder Flamen (Rubens, Rembrandt, Breughel) und Spanier (El Greco, Murillo). Grob gibt es dann nochmal eine Einteilung nach Zeitalter (14-16 Jahd oder später)


Gerne fange ich auch schon gleich mit einem der Bilder an die mich faszinieren. Eigentlich sind es zwei Schinken von Rubens, die in der Mitte der Pinakothek hängen. Das Bild aus dem frühen 17. Jahrhundert ist wohl schon lange im Besitz der Wittelsbacher. Angeblich soll die Höhe der Pinakothek genau nach dem Rubens Bild "das letzte Gericht" -zu sehen in der Mitte- bemessen worden sein. Nimmt man den Großvater mit seinem Enkel als Massstab sieht man wie groß es wirklich ist.


Erst mal ist Rubens geboren in Siegen -dem heutigen NRW- was Ihn wohl zu einem der berühmtesten NRWler macht. Dann bin ich beindruckt, wie Rubens es geschafft hat so ein großes aber dennoch vollkommenes Gemälde mit dem Pinsel zu schaffen. Man muss fast 15 m zurücktreten um die volle Wirkung und Tiefe des Gemäldes zu begreifen. Man mag von seinen voluminösen Figuren (sie werden etwas abwertend oft Rubens Frauen genannt) halten was man mag, bei Rubens ist was los.

Das sieht man auch in seinem Gemälde links daneben. Das ist die sogenannte "Löwenjagd". Zwei Reiter verfolgen einen Löwen und wir sehen die Milisekunde bevor sich alles entscheidet. Wird der Löwe erschlagen, aufgespiesst? oder aber tötet er Ross und Reiter? Wieviel tausend Menschen mögen sich genau diese Fortsetzung der Szene bereits gefragt haben?
Auf der Rückseite eines anderen Gemäldes hat man vor einigen Jahre erst Rubens Skizze für genau dieses Gemälde entdeckt. Hier kann man sehen, dass es zwischen Skizze und Endprodukt noch einige Abänderungen von Peter Paul Rubens gab!

Das nächste Gemälde was ich jedes mal besuche und mir immer neue Details auffallen ist das Bild "Alexanderschlacht" von Albrecht Altdorfer. Er stellt die Schalcht Alexander des Großen gegen den Perserkönig dar. Entweder hiess der Perserkönig so oder der Ort, jedenfalls gilt der Merksatz den (früher) jedes Schulkind kannte: "333 war Issos Keilerei".

333 vor Christus als eine Schalcht in Mittelasien, die Albrecht Altdorfer im 16 Jahrhundert mit unglaublicher Miniaturmalerei wiedergibt. Noch nie soll es einem gelangweilten Kunsthistoriker gelungen sein, alle Personen auf dem Bild zu zählen. Soviele und so fein sind Sie dargestellt. Dennoch konzentriert sich alles auf die mitte des Bildes in der man Alexander den Großen seinen Gegner auf einem Streitwagen vertreiben sieht.

Im Hintergrund kann man die Insel Kreta und das Rote Meer dowie das Nildelta erkennen. auch das gibt Anlass zu Spekulationen. Heute gibt es keine Karte aus seiner Zeit, die die Welt sm Mittelmeer dermassen detailgetreu wiedergibt.
Meine Lieblingsstory bezieht sich auf die bewegte Vergangenheit des Gemäldes. Kein geringerer als Napoleon I. war ein so großer Verehrer des Gemädes, dass er es als Kriegskunst aus München mitnehmen liess. Es hing daraufhin einige Jahre in seinem privaten Badezimmer. Ob er es wohl vom Klo sehen konnt?

Ja ich könnte noch über das einzige DaVinci Gemälde in Deutschland schreiben. Über das großartige Tizian Gemälde von Kaiser Karl dem V. oder El Grecos Jesus, das aussieht als sei es gerade von der Staffelei genommen worden.

Aber ein Must See ist für mich Dürers Selbstportrait im Alter von 25 Jahren (von 1500). Auf Englisch heisst es "Durers Christian like Selfportrait" was eine Anspielung auf seine segnende Geste und "bewusste" Ähnlichkeit zu Jesus Christus Darstellungen ist.

christian like selfportrait

Dürer sieht den Betrachter frontal an, was einem noch heute nach 500 Jahren ein unangenehmes Gefühl vermittelt. Dürer hat sich so perfekt dargestellt, man kann es kaum glauben, dass man den Maler selbst  -geht man nahe heran- im Spiegel der Augen erkennen kann.

Ausgestattet mit den Grundzügen der Kunst der Renaissance und des Barock soll es nun 2014 vornehmlich in die neueren Kunstmuseen gehen. Mit dem wiedereröffneten Lenbachhaus ist noch ein weiteres hinzugekommen. Ansonsten sind gerade die Museeumscafés auch ohne den Besuch der Ausstellung immer einen Besuch wert. Sonntags 1 €. Nichts wie hin!