Früher war es einfacher seinen Aufenthalt für den Wintersport zu planen. Man suchte sich einfach eine Woche in den Semesterferien raus und hörte sich im Ski- und Snowboardfreundeskreis nach Interessierten um. Die Wahl des Zieles für die Skigaudi machten eigentlich die österreichischen Alpendörfer mit dem größten Après-Ski Feierpotential unter sich aus.
So habe ich diverse Male das Zillertal aber auch Sölden, Saalbach-Hinterglemm oder St. Anton (liebevoll von uns "Stanton" genannt) besucht. An die Mengen von getrunkenen Flügerl (Wodka Bull), Weissbier, Willi Birne oder Jagatee erinnere ich mich manchmal nur ungern. Das Feiern in Skiklamotten und die Schwierigkeiten des Tanzens in Skischuhen empfand ich damals aber definitiv immer als spassig.
Der fanzösische Name "Après -Ski ist eigentlich etwas irritieren. Mit "Abrissski" (echt schon gehört!) hat es aber herzlich wenig zu tun.Vermutet man eine Aktivität "nach" dem Schneesport liegt man auch falsch. Häufig beginnt die Party schon in den Schirmbars auf der Piste. Dass ich mich auf dem Weg zur Talstation dann nie ernsthaft verletzt habe, erscheint mir im Nachhinein wahrhaft wunderlich. Ausserdem ist das Feiern in Skiklamotten eine Erfindung aus Österreich und weniger französichen Ursprungs.
Wenn man die Unterkunft schliesslich gegen 19 Uhr (meist mit dem Grossraumtaxi) erreichte, ging es meist fröhlich dahoam weiter oder die nächste Après-Ski Tenne oder ein Discostadel wurden aufgesucht. Unvermeitliche Begleiter über die gesamte Woche: DJ Ötzi, die Hermes House Band und Ösischlager. Zugegebenermaßen haben die Urlaube damals immer sehr viel Spass gemacht. Sicher war aber eigentlich immer nur eins: Der Kater am Folgetag und das Loch im Geldbeutel.
Mit der Zeit hat sich der Après-Ski nach meiner Beobachtung immer mehr kommerzialisiert. RTL II ist auf den Zug mit aufgesprungen und Musiktitel des Après-Ski werden in einem Atemzug mit Ballermann CDs vermarktet. Jede hinterletzte Hütte in den Bergen versuchte den Skifahrer durch aussen installierte Boxen zum Einkehrschwung anzulocken. Ein unrühmlicher Höhepunkt der Kommerzialisierung ist vielleicht in dem unterirdischen Film "Feuer, Eis und Dosenbier" erreicht worden.
Ich erinnere mich noch gut an den Tag im Mai vor einigen Jahren, an welchem ich mit meinem Vater im Auto den Tauerntunnel umgingen und über den Pass durch das trostlose Obertauern fuhren. Hier sah ich zum ersten mal die hässliche Fratze des Après Ski. Die Sessellifte baumelten leblos über den braunen Grashängen und entlang der Strasse reihten sich verlassen gläserne Bars aneinander wie staubige Saloons in einer Westernstadt. Vom blinkende Glanz und Winterfreude war in diesem Skiort nichts mehr zu spüren.
Entweder steckt die Après Ski Community in einer Sackgasse, war ein Trend der Nuller Jahre oder aber ich entwachse den Party-Skiurlauben. Nachdem lange der Kick beim Feiern gesucht wurde, wird in letzter Zeit wieder mehr und mehr der Kick auf und neben der Piste gesucht. Die neuen Carving, Rocker oder All Mountain Ski ermöglichen ein neues Fahrgefühl und z.B. auch die einfachere Eroberung von Tiefschneehängen. Während ich dem Ski Touren gehen entlang vom Skipisten noch skeptisch gegenüberstehe, hat mich das bereits Schneeschuhwandern fasziniert.
Man streift sich die Tennisschlägergrossen Schneeschuhe über und los geht`s. In den bairischen Voralpen kann man dann menschenleere Gipfel erklimmen, die im Sommer gut frequentiert sind. Die letzten Höhenmeter zum Gipfelkreuz sind dabei oft richtige Kletterpartien mit stimulierender Wirkung. Brotzeit und das erhebende Feeling einsam am Gipfel sind unbeschreiblich. Auf dem Wallberg am Tegernsee kann man den Rückweg ins Tal dann sogar auf dem Schlitten absolvieren. Das verkürzt die Dauer bis zum Aufenthalt im herzöglichen Brauhaus Tegernsee um etliche Minuten. Alles hat seine Zeit.
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