Donnerstag, Juni 21

Dann werden wir einmal politisch oder mia san mia

Am letzten Sonntag war es wieder soweit. Als Münchner Bürger war ich aufgerufen an einem Bürgerentscheid teilzunehmen und die Wahlurne aufzusuchen. Nach der Abstimmung über das Rauchen 2010 war es schon der zweite Urnengang für ein kontrovers diskutiertes Thema. Die bayerische Verfassung erlaubt solche Bürgerentscheide nämlich einfacher als viele andere Bundesländer (aber natürlich noch lange nicht so einfach wie die Schweiz!).

Nun ging es um die 3 Startbahn am FJS Flughafen München. München durfte abzustimmen, die wirklich betroffenen Städte am Flughafen durften es nicht. Ich halte es heuer mit der angloamerikanischen Presse und will meine Präferenz veröffentlichen und eine nachträgliche Wahlempfehlung abgeben:
Heimlich in der Wahlkabine, Kreuze mit Wachsmalkreide

Ich habe für den Ausbau gestimmt und war vom Sieg der Startbahngegner überrascht. Warum?: Zum einen kenne ich keine Betroffene aus dem Erdinger Moos. Zum anderen sehe ich es nüchtern wirtschaftlich. Zu einer 1a Wirtschaftsregion, gehört ein 1a Flughafen. Basta.

Die Münchner waren mehrheitlich dagegen und haben auch "Basta" gesagt. 54% contra versus 46% pro.

Obwohl sicherlich viele Alternative oder Grüne besonders motiviert waren den sonnigen Nachmittag an der Wahlurne und nicht am See zu verbringen, werde ich das Gefühl nicht los, dass auch viele einfache Bürger der Mitte gegen den Bau gestimmt haben. Den Münchnern geht es sehr gut derzeit. Die Arbeitslosigkeit tendiert gegen 0, im Vergleich zu Rest Europa steht München wirtschaftlich blendend da. Scheinbar fehlt den Menschen in diesen Zeiten der Dringlichkeitswunsch eines Flughafens in der Größe des Frankfurt Airports. Es fehlt schlicht an der visonären Stahlkraft.

Viel mehr liessen sich die Münchner von der Idee und Angst vor steigenden Mieten, mehr Berufsverkehr und der weiteren Gentrifizierung der beliebten Stadviertel leiten.

Mia san Mia Mentalität ausgedient?

Eigentlich spreche ich die "Mia san Mia" Mentalität dem FC (Vize) Bayern München zu. Aber man kann Sie wohl auch auf die Münchner Bürger 1 zu 1 anwenden. Die Münchner sind satt und zufrieden. Sie ruhen sich auf Ihren Erfolgen der vergangenen Jahre aus, Ihnen geht es gut, was Auswärtige oft als arrogant empfinden.Das diese Mentalität auch nach hinten los gehen kann hat der FC Bayern in den erfolglosen, titellosen letzten 2 Jahren eindrucksvoll aufgezeigt bekommen. Eine Region wird nun leider nicht jährlich an Titel gemessen. Wollen wir hoffen das "mia" noch lange "mia" bleiben können hier im ach so gemütlichen München!

World Press Award

Wie es nur eigen tausend Kilometer weiter südlich und östlich zugeht bekommen die Münchner derzeit in einer beeindruckenden Fotoausstellung am HBF aufgezeigt. In der kostenlosen Ausstellung werden die besten Pressefotos des Jahres gezeigt. Kategorien des World Press Awards sind nicht nur Politik und Krisen, sondern auch Natur und Sport. Mich haben viele der Bilder, wie das vom toten Gaddhafi, von Tierschützern in der Todeszone um Fukushima oder von Ausschreitungen auf dem Tahir Platz schockiert, irritiert und angeekelt. Nicht ohne Grund ist die Ausstellung erst für Jugendliche ab 16 geeignet. Vor allem zeigt sie noch einmal was für ein aussgewöhnliches und schnellebiges Jahr 2011 war. 

Hier 2 der Fotos die mir noch immer vor dem inneren Auge erscheinen.

1. Eine drogenabhängige Prostituierte aus Kiew:
 2. Eines der letzten 8 lebenden nördlichen Breitmausnashörner. Streng bewacht vor Horndieben von einer bewaffneten Rangereinheit:


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