Sonntag, Januar 30

Münchner Wintersport Nummer 1

Der Münchner Wintersport Nummer 1 ist nicht olympisch. Also zumindest nicht in seiner ursprünglichen Form. Er kann nur bei zapfigem Frost ausgeübt werden. Besonders eignen sich schmale lange Gewässer ohne weite Wege zum Ufer. Im Idealfall sportelt man mitten in der Stadt vor einer Kulisse mit Ambiente. Warme Getränke und a weng Schnappes zum warm bleiben dürfen nicht fehlen.


Lange Rede kurzer Sinn. Hierbei handelt es sich natürlich um das Eisstockschiessen. In München vor allem auf dem Nymphenburger Schlosskanal ausgeübt. Wegen seiner geringen Tiefe ist er eines der ersten Gewässer in München was zufriert. Der Kanal bietet Sicht auf das vor der untergehenden Sonne liegende Nymphenburger Schloss; und das lockt Horden von Münchner auf das Eis. Ein Pächter hat hier liebevoll und mit Mühe zig Eisbahnen präpariert und vom Schnee befreit. Sogar abends unter Flutlicht kann geschossen werden. Eine Eisbahn endet dann immer mit einem Kantholz.


Als Zugroister darf man sich zum Glück auch Eisstöcke und "Taube" ausleihen. Die "Taube", das ist der Holzblock an den es besonders nahe ranzukommen gilt. Und dann kann es eigentlich losgehen. Und so lange gespielt werden bis man seine Zehen nicht mehr spürt...

Sonntag, Januar 23

Schneestadt München


Schnee in München ist eigentlich im Winter ob der Lage auf 519 m Meereshöhe ein gewohntes Bild.
Die üblichen Geschehnisse sind dann, dass z.B. die Häuslbesitzer ihre Schilder "Vorsicht Dachlawine" heraus holen, um übervorsichtige Passanten zu warnen. Biergartenbesucher können sich bei sonnigem Wetter auch erfreuen. Der Biergarten am Viktualien Markt und am chinesischen Turm sind auch im Winter geöffnet. Der Promibiergarten "am Seehaus" im E-garten läd sogar zur Schlittschuhfahrt ein.

In der vergangenen Woche wurde das Winterwetter dann vom Alpenföhn überrascht. Wie die Abendzeitung titelte war den Münchenern "100 Stunden Frühling" vergönnt. Bei Schnee finden in München derzeit immer häufiger irgendwelche "Snow Events" statt. Im Olympiapark hat erfolgreich vor 20.000 Menschen ein Weltcup im Parallelslalom stattgefunden. Um die Zuschauer unterzubringen, wurde sogar der Olympiasee leergepumpt. Wie mir Freunde berichteten, war es ein einmaliges Erlebnis, der Eintritt von ca. 20€ aber happig.

Dann wurde in der letzten Woche im Olympiapark auch noch der Weltmeister im Ice Cross Race gesucht. Marketinggerecht wurde der Wettbewerb dann" Red Bull Crashed Ice 2011" genannt. Auf all diesen Veranstaltungen kann nämlich derzeit mächtig für die Olympischen Spiele 2018 geworben werden. München ist ja
"Candidate - City", und die Chancen stehen für 2018 gut. Eine Mehrheit von 70% der Deutschen sind für die Spiele und der Widerstand der "Bauern" in Garmisch bröckelt (irgendjemand hat herausgefunden, dass von den hartnäckigen 59 Landwirten nur 6 wirklich noch Landwirte sind).

Als aufrichtiges Münchener Unternehmen hat sich auch die Siemens AG ganz altruistisch auf den Zug der Olympia Unterstützer geschwungen. Da ja siehe oben Wintersportevents ganz en vogue sind nimmt Siemens die Ski WM in Garmisch zum Anlass ein eigenes Event namens "Snow City" mitten in München vor der Konzernzentrale am Wittelsbacher Platz abzuhalten:

Hier soll eine 40m lange und 9,50 m hohe Ski- und Schlittenrampe für Gaudirennen entstehen. Anwohner kritisieren das Event mit einer Wortneuschöpfung: Die "Verballermannisierung" des Wittelsbacherplatzes wird befürchtet! Auch ich denke, dass Siemens hiermit ein wenig über das Ziel hinausschiesst. Der Kurfürst Maximilian II auf dem Reiterstandbild in der Mitte des Platzes schaut sicherlich etwas verwundert hinüber; er verschwindet ja ganz und gar neben der Rampe.


Zurück zum winterlichen Wetter. Während man in München bei Schnee also von Dachlawinen verfolgt wird und sich Gedanken über Tagesskiausflüge machen muss, ging es beim Heimatbesuch im winterlichen Münsterland beschaulicher zu. Im Dezember und um Weihnachten lag im Westen einmal mehr viel mehr Schnee als in Bayern.
Ein Spaziergang im Münsterland war dem Spaziergang im bayerischen Oberland oder Allgäu plötzlich zum Verwechseln ähnlich.

Die Offiziellen waren aber etwas überfordert mit 20cm Naturschnee. Öffentliche Gebäude wurden gesperrt, Weihnachtsgottesdienste fielen aus.
Mir hat der Schnee viel Freude bereitet. Unseren Hunden auch!


Dienstag, Januar 4

Vienna Calling



Die Silvester Gaudi wurde in diesem Jahr in Wien gesucht und gefunden.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich in Wien war. Wien liegt auch gar nicht so nah an München wie man meinen sollte. Die Fahrt dauerte uns (inklusive Trinkpausen) unge
fähr 4,5 Stunden.

Einmal angekommen ist und bleibt Wien aber unverwechselbar. Obwohl dort derzeit im Gegensatz zu Deutschland kein Schnee liegt. Wohl keine andere Stadt hat so eine Pracht an barocke
n, marmorfarbnen Häuserzeilen zu bieten. In Wien fühle ich mich schnell ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Es würde den Wiener sicherlich nicht wundern, wenn plötzlich Mozart, Sigmund Freud oder der Habsburger Kaiser höchstselbst um die Ecke stolzieren würden. Er würde ihn höflich grüssen und einfach weitergehen.



Den unzähligen Fiaker Fahrern geht es auch noch gut. Fü
r 60 € in der Stunde kann man sich einmal durch die Stadt kutschieren lassen. Und dass wurde um Silvester in der Tat häufig gemacht.

Die Neujahrsstunde haben wir am "Steffl" (Dom) verbracht. Zunächst filmten alle Menschen die dröhnenden Glocken und danach unsere mitgebrachten Feuerwerksraketen. Kein Wunder, denn ausser zu uns war es wohl zu den meisten vorgedrungen. In der Wiener Innenstadt herrschte eigentlich ein Böllerverbot.

Der Wiener an sich scheint mir immer noch sehr obrigkeitsorientiert und sehnt sich nach der Ruhe und Ordung der 1000jährigen k.u.k. Habsburgermonarchie. Wer etwas auf sich hält schreibt es auf eine goldner Tafel vor der Türe. "Sachverständig staatlich beeidigt, oder geprüfter, bestellter".....bla bla bla.

Im gehobenen Servicesektor arbeiten in Wien kurioserweise fas
t nur Männer. Der Beruf des Kaffeehauskellners, Kutschers oder Museumswächters scheint mir fest in maskuliner Hand zu sein.

Immerhin habe ich meinen Abscheu gegen den als Wiener Schmäh bezeichneten Dialekt etwas verringern könnern. Die wiener können nichts für ihre dekadent und arrogant wirkende Art. Es ist einfach der Dialekt. Wir ham Ihn wunderbar häufig kopiert indem wir "Wiener Dekadenz" oder einfach "ach ge`" gefaselt haben. Falco wird in Wien übriens spöttisch als das "Falcerl" bezeichnet. Die Wörter sind überhaupt ein wenig kurios. So spricht der Wiener nicht vom "Müll", sondern vom "Mist". Und der Fussgänger wird als "Fussgeher" bezeichnet. Immerhin weiss man meist schnell was gemeint ist.

Dass Kusriositätenkabinett am Schluss:

Wien liegt nicht an der Donau, sonder am Donauseitenkanal einige Kilometer von der Donau entfernt. Fährt man die Donau stromabwärts erreicht man nach 40 km Bratislava (Pressburg). Damit ergeben sich Europas am nächsten zusammenliegende Hauptstädte. Bleibt man in Wien findet man etwa am Naschmarkt auch einen Fluss. Der Name hat mich dann doch erstaunt. Die "Wien" schlänge
lt sich dort neben der Strassenbahn her.