Montag, April 8

Schweineskulpturen München - was hat das Schwein vorm Jagdmuseum mit Sydney und Florenz zu tun?

Seit meinem ersten München Besuch bewundere ich diese Statue. Wahrscheinlich habe auch ich beim ersten mal seine Schnauze berührt und dann ein Foto von mir mit dieser Skulptur gemacht. Es geht um das bronzene Schwein auf der Neuhauser Straße.

Bronzeskulptur Schwein Eber Keiler Jagdmuseum München

 Gemeinsam mit einer Welsskulptur ziert es den Eingang des deutschen Fischerei und Jagdmuseums (findet gerade eine Wolpertinger Ausstellung statt!) in der Münchner Fußgängerzone. Ziemlich martialisch mit geöffnetem Brecher, aber dennoch scheinbar zufrieden hockt der Eber auf einem niedrigen Sockel. Ob seiner niedrigen Höhe wird es leider auch schon mal zum Opfer rangierender LKWs, die die Geschäfte in der Innenstadt beliefern. Schlagzeile daraufhin in den lokalen Gazetten:

"Wildunfall in der Münchner Innenstadt"

Mich fasziniert die Bronzestatue irgendwie. Bei der Recherche bin ich nun auf eine weltumspannende Geschichte gestoßen.

Geschaffen hat die Skulptur "Sitzender Keiler" der Bildhauer Martin Meyer, der auch noch für einige weitere tierische Skulpturen in München verantwortlich ist. Das Modell des Keilers in der Innenstadt ist allerdings ein Abguss (1978) einer früher gefertigten Keilerskulptur, die bereits 1960 in einer Münchner Wohnanlage der Borstei aufgestellt wurde. Dies ist das Original in der Borstei:

Bronzestatue Schwein Borstei Keiler Eber
Ein wenig größer und nicht so blank poliert von sovielen Touristenhänden. Das Berühren der Keilernase soll Glück bringen, was den goldenen Riechkolben erklärt. Auch vom Original war ich beeindruckt. Nun stelle ich aber beim recherchieren fest, dass ich in der Borstei eigentlich immer noch nicht zum Original vorgestoßen bin...

Entworfen hat die Schweineskulptur nämlich bereits im Frühbarock ein italienischer Bildhauer namens Pietro Tacca. Seine Version kann man seit ca. 1640 am Mercato Nuovo in Florenz bestaunen. Und bis auf ein etwas struppigeres Fell ähnelt Sie den Münchnern Nachfolgern sehr.



Doch selbst der begnadete Tacca hatte kein Original geschaffen. Seine Version geht auf eine römische Kopie einer griechischen Marmorskulptur zurück und ist somit noch älter. Nun ähnelt es ja fast schon einem Dan Brown Thriller!

Drehen wir das Rad der Geschichte aber wieder einmal in die andere Richtung. Die Schweineskulptur erfreut sich bereits seit Jahrhunderten enormer Beliebtheit, so dass es weltweit verstreut Nachahmungen dieser Statue gibt.

Dabei muss ich nun schmunzeln. Nicht nur dass einiger der Taccaschen Skulpturen im Schlosspark von Nordkirchen -nur weniger Kilometer von meiner Heimat entfernt- stehen, nein ein Schwein hat es sogar nach Sydney vor das dortige Hospital geschafft. Und genau über dieses Schwein habe ich bereits 2008 bei meinem Australien Aufenthalt begeistert berichtet und ein super Touri Foto geschossen:
Schwein Sydney Hospital Keiler Eber

Die Italiener nennen die  Skulptur liebevoll Ferkelchen (Porcellino). Der Wikipedia Eintrag gibt Auskunft über weitere Standorte der Schweine. Sogar als Skulptur in einen Harry Potter Film soll es das Schweinchen geschafft haben. Wirklich eine beachtliche Karriere.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den spannenden Eintrag, habe heute auch dieses schöne Wildschwein entdeckt und habe mich gefragt, was es damit auf sich hat.

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  2. Ein weiteres Schwein (identisch mit den beiden Münchnern) steht in Aschaffenburg vor dem Gebäude des Main-Echo-Verlags in der Weichertstraße.

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