Eine Begegnung der besonderen Art hatte ich vor ein paar Wochen in den Alpen. Eigentlich wird es nur eine Semesterabschlusswanderung mit ca. 20 Studenten und einer handvoll Professoren.
Das Ziel ist die Tölzer Hütte des Alpenvereins, wunderbar gelegen im Karwendelgebirge zwischen Sylvensteinsee und Mittenwald.
Neben einer geschätzten Professorin und Ihrem Mann steigt morgens noch ein graumelierter, ca. 70 jähriger Mann in den Zug ein. Herr Kingsford-Smith trägt eine kurze Jeans, lange Wandersocken und wenn es regnet, holt er auf der Wanderung einen Schirm mit durchsichtigem Bezug hervor. Ehrlichgesagt bin ich froh, dass er sich morgens nicht neben mich setzt, denn auf eine Konversation mit einer mir fremden Person habe ich gerade nicht sonderlich Lust.
Im Laufe des Tages erfahre ich beim Ausnüchtern, dass Kingsford Smith Australier ist, aber 40 Jahre in München Sprach- und Intercultural Trainings gegeben hat, u.a. an unserer Hochschule. In ein paar Tagen wird er für den Lebensabend wieder nach Australien ziehen. Somit verabschiedet er sich hiermit von den Alpen.
Wir übernachten auf der Tölzer Hütte. Abends entfacht der Hüttenwirt auf 2000m Höhe ein Mitsommerfeuer und auch den Bergen rundherum sieht man solche Feuer leuchten.
Ich mache mir so meine Gedanken und erinnere mich, dass der Fluhafen in Sydney "Kingsford Smith Airport" heisst. Weiter fällt mir nun die Geschichte des australischen Piloten Charles Kingsford-Smith ein:
Ein Sir Kingsford Smith hat in den 1920ern und 1930ern nicht nur Geschwindigkeitsrekorde auf der Strecke London-Sydney aufgestellt, sondern auch die erste Pazifiküberquerung von den USA nach Australien geleistet. Er gilt als einer der besten, vor allem aber als einer der waghalsigsten Piloten aller Zeiten. In meiner Zeit in Brisbane habe ich seine Maschine die hochverehrte "Southern Cross", die ein eigenes Museum besitzt, am Airport gesehen.
Aber zurück zum Bergfeuer und meinem Wandererkollegen, dem Münchener Kingsford Smith. Am Feuer angesprochen auf seinen berühmten Namensvetter, entwickelt sich ein Gespräch, welches mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird:
Mein Wandersfreund ist tatsächlich der Neffe des berühmten Fliegers! Er spricht immer nur von "Smithy" und es wird ganz emotional als er von dessem tödlichem Absturz 1935 bei einem Unwetter in Asien erzählt. Ich bin schnell fasziniert von diesem Menschen. Für Filmaufnahmen durfte KS (München) auch er noch einmal mit der berühmten "Southern Cross" mitfliegen. Zudem bin ich mir sicher, dass er in beinahe jedem Pub in Australien Freibier bekommt, wenn er von seinem Namen und dem berühmten Onkel erzählt. KS (Oz) geniesst einen Heldenstatus in Down Under.
Aber auch er selber (KS (München)) hat eine interessante Lebensgeschichte. Seit seiner Studentenzeit in Sydney vom Bergsteigerfieber gepackt, hat er es zu beachtlichen Leistungen gebracht. Er stand mehrfach auf dem kältesten Berg der Erde, dem Mt. McKinley (mit Hans Kammerlander..), und hat den höchsten Berg Südamerikas bestiegen. Erstbegehungen an den Wänden des Mt. Blanc vorzuweisen und den Annapurna alleine umrundet.
Am meisten erstaunt mich der Erstbegehungsversuch eines völlig einsamen, spitzen und 800m hohen Felsens irgendwo im Meer zwischen Australien und Neuseeland. Die "Balls Pyramide"! (rechts). Wahnsinn.
Das er dabei noch ein für ausgestorben gehaltenes Insekt wiederentdeckt hat, erstaunt schon gar nicht mehr.
Zudem ist er befreundet mit einem der bekanntesten Gesichter Australiens. Der Gründer, Namensgeber und Brandicon der grössten Elektronik Kette Australiens, Dick Smith, ist sein Schulkamerad gewesen.
Wir verbringen noch einen langen, unterhaltsamen Abend am Feuer und nun habe ich ihm bereits ein Email, mit sich aus dem Gespräch ergebenden Infos und Links, nach Down Under geschickt. Thanks for the nice chat Smithy!
Ansonsten konnte sich auch die Landschaft (und die vielen Gemse..) auf der Tour sehen lassen. I`ll be back!
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