Montag, Juli 5

Ausgeraucht

Alea jacta sunt. Die Würfel sind gefallen. 60,1 % der Wahlberechtigten haben für die Novellierung und Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes gestimmt. In jeglicher Gastronomie ist somit ab dem 1. August der Tabakrauch verbannt.
In meinem Viertel "Westend-Schwanthaler Höhe" lag die Zustimmung nur bei 53,3 %. Der niedrigste Wert in München. Ein bischen stolz bin ich da auf meine vielen Boazn Zecher in der Nachbarschaft schon, die scheinbar wenigstens versucht haben die Wahl auf demokratisch legitimiertem Wege zu beeinflussen.
Der neue Gesetzentwurf lag dem "Ja-Nein" Stimmzettel bei. Habs kurz überflogen und entdeckt, dass es Ausnahmen für künstlerische Darbietungen gibt. Ob sich die Boazn als Schlupflöcher nun zu Kleinkunstbühnen erklären?

Ich habe auch für "ja" gestimmt. Das bedeutet "ja", Annahme des härtesten Nichtraucherschutzgesetzes in Deutschland. Beim Gang in das Wahlbüro in einer Grundschule war mir der Ausgang übrigens fast klar. Am späten Nachmittag sassen neben mir auf den Holzkinderstühlen in den anderen Wahlkabinen Männer in Leinenhosen, junge Mütter und solche die es gerade werden. Hätte ich es nicht besser gewusst, es hätte das Sommerfest der Grünen sein können. Ich hatte mit einem viel deutlicheren Ausgang gerechnet.

Die Einführung ab August wird zum Glück bayrisch locker vorangetrieben. Insgesamt soll gar nicht flächendeckend kontrolliert werden. Es soll Stichproben geben und da kontrolliert werden, wo eine Beschwerde vorliegt.

Auf der Wiesn 2010 wird es noch gar keine Kontrollen und Strafen geben. Das soll es erst ab 2011 losgehen. Dementsprechend hat sich auch mein Freund, der Roiderer Toni -Sprecher der Wiesnwirte- wieder eingekriegt. Nachdem schon allgemein der Verfall der bayerischen Festzelttradition (und Umsätze..) befürchtet wurde, kommentiert er das Rauchverbot nun lapidar mit:

„Na, dann rauchen`s halt nicht mehr im Bierzelt“.

Geht doch auch.


PS: Parteigezänke.

Die FDP lässt sich feiern. Sie war als einzige "grosse" Partei gegen das neue Rauchgesetz und setzte auf die Freiheit. Nach der 60% Mehrheit des Volksbegehrens ist Sie dennoch zufrieden. 40% waren schliesslich auf Seiten der FDP.

Anders die CSU. Sie war im Wahlverhalten uneinheitlich und sprach keine Empfehlung aus. Statdessen wurde der tollen Entscheidung des mündigen Volkes entgegengefiebert und alle CSU Politiker drucksten herum wofür Sie seien. Gesundheitsminister Markus Söder musste am Sonntag in meinem geschätzten Sonntagsstammtisch bei Helmut Markwort zugeben für den alten Gesetzentwurf gestimmt zu haben. Also gegen ein striktes Rauchverbot. Und das als Gesundheitsminister. Grotesk.

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