Sonntag, November 7

Bear incidents


...so kann es aussehen, wenn ein niedlicher Bär im Little Yosemite Valley einmal Hunger auf im Auto eingeschlossene Lebensmittel bekommt.

Bereits vor etlichen Jahren haben die ca. 150 Schwarzbären des Nationalparks erkannt, dass es einfacher ist sich von Toast, Steaks und Gumbears zu ernähren als von Termiten, Pilzen und Flechten. Jeder Vorfall wird von der Nationalparksverwaltung dokumentiert, um ein Verfahren zu entwickeln Bären von den Campingplätzen fernzuhalten. Die englische Sprache spricht bei den Vorfällen etwas lässiger von "bear incidents".

Trotz aller Strategie: Allein 2010 gab es zu meinem Besuch Ende Oktober bereits 464 solcher incidents.
Gesamtschaden - knapp 100.000 US $. Menschen waren nicht unter den Opfern.
Dabei gehen die schlauen Kerle ganz schön clever und strategisch vor. Mit einer Nase die noch 50mal besser als die von Schweisshunden sein soll und einer Körpermasse von bis zu 400 kg Lebendgewicht werden Autos mit Leichtigkeit geknackt. Dabei haben die Bären gelernt, dass sich in Minivans und SUVs meist mehr Essen befindet als in Kleinwagen. Diese bevorzugten Autos werden dann geknackt, indem Sie mit den Krallen die Scheibe herunterdrücken, ins Auto klettern, die Rücksitze umklappen und den Kofferraum leeren.


Die Nationalparkverwaltung reagiert. Sie stellt mittlerweile an Park- und Campingplätzen abschließbare massiven Bärenboxen aus Stahl zur Verfügung in denen "everything you eat, or put on your skin" abgeschlossen werden kann.


Früher wurden Bären, die sich häufiger als 3mal zu Nahe den Zelten oder Vans näherten eingeschläfert. Da durch diese Massnahme aber der Bestand an Bären rasch viel zu stark reduziert wurde, versucht man nun die Besucher weitest gehend aufzuklären. Nähert sich ein Bär sollte er möglichst durch laute Rufe und Drohgebärden mit erhobenen Armen verscheucht werden. Hilft das nix, rät der Nationalpark doch wirklich:

"Throw stones. But only small stones. Bears should be scared, not injured".

Das Yosemite mit den weltberühmten Free Climbing Möglichkeiten an "El Capitan" und "Half Dome" ist ein Eldorado für Kletterer. Diese befinden sich schon mal ganze tagelang in den vertikalen Felswänden. Auch das haben sich die schlauen Bären zu Nutze gemacht. Mittlerweile suchen Sie gezielt die Wände nach
Kletterern ab, weil Sie genau wissen, das die Kletterer am Ausgangspunkt Ihrer Seilschaft die Vorräte geparkt haben.
In anderen Nationalparks ist es üblich Vorräte an Seilen in Bäumen aufzuhängen. Hier nicht möglich. Die Bären beissen die Seile einfach durch und lassen sich das Fressen in die Mäuler fallen.

Also hat der Nationalpark das Sytem der tragbaren "Bearboxes" aus Hartgummi etabliert. Jeder Hiker muss die Boxen mitführen und alle Vorräte und Abfall (auch benutztes Toilettenpapier, so die Theorie (;-), darin mindestens 50m vom Zelt entfernt ablagern. Die Boxen können von den Bären nicht geöffnet werden. Maximal spielt der Bär ein wenig mit der Box, weshalb von der Ablage neben Steilhängen abgeraten wird.


Unsere Begegnung mit einem Bären ergab sich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Wir hatten unser 3tes Camp auf über 3000m an den Cathedral Lakes, ca. 40 Meilen von der
Zivilisation aufgeschlagen.
Nach dem Abendmahl und einem Budweiser, ging die Sonne um 19 Uhr unter und es ward kalt und Nacht. Als wir um 6:30am Uhr von der Morgendämmerung geweckt werden, drücken 10cm Schnee unser Zelt bedenklich in Richtung unserer Gesichter. Der gesamte Felsboden, Bäume und Sträucher sind mit einder dichten Schneedecke bedeckt.
Wir werden etwas panisch, weil wir befürchten den weiteren Weg nicht mehr zu finden. Die Wege sind nicht gekennzeichnet sondern nur alle 3-4 Meilen stehen Schilder.

Wir packen eilig zusammen, da es weiter schneit und wollen schnell absteigen um dem Schnee zu entfliehen. Keine 30m entfernt von uns entdecken wir dann eine frische Bärenfährte, die den vermentlichen Weg kreuzt, im Schnee.
Wir steigen noch eiliger ab, haben Glück das der Schnee in Regen übergeht. Haben noch mehr Glück, das wir völlig zufällig einem patroulliernden Ranger begegnet.
Wir canceln unseren geplanten Hike auf 4000m und erreichen so schon am übernächsten Tag San Francisco. Was in dieser schönen Stadt auch kein Nachteil ist.

Zwar berichten wir dem Ranger von der Bärenfährte im Schnee, er reagiert aber gelassen. "No worries", sagt er. Es bleibt bei 464 bear incidents in 2010.

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