Jeder Student in München kennt Sie. Die gute alte bayerische Staatsbibliothek. Kurzform: Stabi.
Pompös an der Ludwigstrasse -eher ein Boulevard- gelegen, beherbergt Sie
Zeitschriften, Bücher, Landkarten und sogar ein Kunstmuseum. Seit 1663 existiert ein Pflichtexemplarrecht, d. h., dass von jedem in Bayern erscheinenden Druckwerk müssen zwei Exemplare an die Bayerische Staatsbibliothek abgeliefert werden.
Hauptsächlich wird Sie aber von Studenten gebraucht, die sich hier auf Prüfungen oder Examina vorbereiten. Auch ich habe in diesem Jahr (heuer) in den heiligen Hallen einige Tage verbringen dürfen.
Parkplätze gibt es meines Wissens nur für Mitarbeiter, somit steht der Gehweg vor der Stabi immer studentengerecht mit Radeln und Vespas voll. Ein schöner Anblick.
Viele der Studenten haben ihr eigenes Notebook dabei, für Notizen oder um ein paar wissenschaftliche
Zeilen als Alibi loszuwerden. In der Realität sieht man aber in den meisten Fällen das blaue "facebook" Zeichen leuchten. Im facebook werden dann spätpubertierende Zeilen wie " ' hiiilfe...in der Stabi ist mir gerade Robert Pattinson über den Weg gelaufen' " veröffentlicht. Die Stabi zählt nähmlich auch zu Münchens besten Flirtlokalitäten.
Wer das virtuelle Flirten zu langweilig findet, ist in der Stabi bestens aufgehoben. Wenn man sich an die Regeln hält. Aus gut informierter Quelle weiss ich, dass es Mädels gibt, die sich für ihren "Stabi-Tag" richtig aufbrezeln. Wimmelt es doch hier von zukünftigen, gutverdienenden Anwälten und Ärzten. Vieler dieser Musterexemplare wiederum machen sich extra durch Ihren "Style" bemerkbar.
Lässig wird der Cashmere Pulli um die Schultern -im Hemd mit dem Polospieler- geworfen. Die hellbraunen Bootschuhe verdeutlichen, dass man später evt. noch im Mini von Papa zum Segelscheinkurs nach Starnberg raus fährt. Die vielen Pausen und ein Platz mit guter Sicht verdeutlichen, dass man nicht zum Lernen hier ist.
Idealerweise ist man unten am Schliessfach schon aufeinander getroffen, so kann man sich die Stille der Buchreihen direkt sparen, und in das neue Cafe mit Terasse im Untergeschoss wechseln. Klappt es heut`nicht mit der/dem Auserwählten, merkt man sich einfach die Schliessfachnummer und vergisst morgen das Wechselgeld am Nachbarschliessfach.
Drinnen muss man leider zwingend leise sein. Da fällt das Flirten nach meinen Beobachtungen schon schwerer. Offensive Frauen legen daher schon mal Zettel auf den Tisch, wie: ,Wollen wir ’nen Kaffee trinken gehen?‘“
Obwohl die Stabi anständig gekühlt wird, laufen viele von den Mädels im Sommer so freizügig herum, als wären Sie auf dem Weg in eine After Work - Strandbar oder gleich in den E-Garten auf die Decke am Eisbach. Um nicht abgelenkt zu werden, empfielt sich daher für den frühen Vogel unbedingt ein Fensterplatz mit Blick ins Grüne oder über die Dächer Münchens. Wer nicht ganz auf den Anblick verzichten will, kann die Mittagspause ja immernoch im nahegelegenen E-Garten verbringen.
In die echt monotonen Bereiche der Stabi, wie den Kartenlesesaal oder an die Microfilmleser verirren sich im Sommer nur die wenigsten Besucher.
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