Die Boazn ist griabig (gemütlich). Die Boazn ist dreggad (dreckig). Die Tische sind am besten verklebt, das Bier gibt es schon mal aus der Flasche. Von aussen sehen sie nicht gerade einladend aus. Es ist eben ein Boazn.
"Boazn" ist der liebevolle Ausdruck für die vielen Münchener Eckkneipen- oder Bierkneipen.
Bei mir im Westend gibt es wirklich mordsviele von diesen Kneipen. Die Seite www.euwei.net gibt ein wenig Auskunft über Boazn. Neben dem unvermeidlichen Hellen gibt es dort Spezialitäten wie "Jägermeister auf Eis" und "Jacky-Cola". Zu den Regeln zählt "Servus beianand" zur Begrüssung zu sagen, Alkohol zu konsumieren und auch mal ein Watschn vom Wirt zu ertragen. An der Wand blinkt ein Spielautomat. In der Ecke eine ausrangierte Dukebox.
Vielleicht ob der hohen Mieten sind sie meist winzig klein, und eigentlich rund um die Uhr besucht. Je nachdem, wie man die Bezeichnung "Boazn" intoniert, kann damit übrigens eine absolut drittklassige Kneipe oder aber ein gemütliches kleines Lokal gemeint sein. Wenn meine Münchner Freunde also von einer Boazn nach dem Biergartenbesuch reden, stehe ich immer etwas "depperd" da. Was meinen Sie nun, und sagt man der, die oder das Boazn?
Eine Boazn ist ein urmünchner Phänomen. Also sind die Boaznnamen fast immer mit der bayrischen Mundart durchsetzt. Charmante Titel wie "Bei der Griabigen" wechseln sich mit "Trinkstüberl" oder "Gassenschänke" ab. Man setze noch den Stadtviertel oder Strassennamen davor und schon strömen rund um die Uhr Gäste in die Boazn. Wobei die Gäste zu 80% aus Männern jenseits der 60 bestehen.
Für mich geniessen diese Boazndinger einen gewissen Kultstatus. Ähnlich Hamburger Hafenkneipen, oder Pilsstuben im Ruhrpott. Fast alle Boazn sind natürlich Raucherkneipen. Das absolute Rauchverbot hätte hier sicherlich deutliche Auswirkungen.
Die Fotos sind allesamt von Boazn in meiner Nachbarschaft. Hier traue ich mich übrigens nicht rein. Vielleicht hab ich einfach Angst unsere eigenen Hausnachbarn dort anzutreffen. Als einziger Tageszeitungsabonnent im Haus habe ich einen intellektuellen Ruf zu verlieren. Andererseits: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ...!
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