Donnerstag, Juni 17
Gipfelkreuz
In diesem Jahr lässt der Sommer in München leider auf sich warten. Ansonsten eignet sich die Voralpenlage Münchens um diese Jahreszeit immer bestens zu ausgedehnten Wandertouren in den bayrischen Alpen. Da muss man aber im Moment noch vorsichtig sein, oder zumindest gut ausgerüstet. Ab 2000m liegt immer noch Schnee und jedes Wochenende liest man von vermissten und verunglückten Bergsteigern.
Die beliebtesten Wandergebiete sind dabei von München mit dem Auto in ca. 1 Stunde erreichbar. Sie liegen rund um den Tegern- und Walchensee oder im Ammer- und Wettersteingebirge rund um Garmisch.
Bergnamen wie "Wendelstein", "Herzogstand" oder "Roß- und Buchstein" sind fast jedem Münchner geläufig. Zusammengesasst werden die beliebtesten Touren einfach zu den "Münchner Hausbergen".
Ich stelle fest, dass das Wandern in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Mehr und mehr Freunde und Bekannte zieht es heuer zum erstenmal in die Berge. Vielleicht zu meinem Glück musste ich als "Buab" nie mit meinen Eltern zum Wandern in die Berge, sondern habe die alpinen Berge erst mit ca. 16 selbst entdecken dürfen.
Dabei haben mich besonders Bergspitzen mit Gipfelkreuzen fasziniert. Vom Tal aus betrachtet stellt ein strahlendes Gipfelkreuz ein erstrebenswertes Ziel dar. Es motiviert mich weiterzugehen, anzukommen und mein Hacker Pschorr Gipfelbier trinken zu können. Bergneulinge verschätzen sich häufig völlig bei der Grösse der Kreuze. Im Verhältnis zum 2000er Berg erscheinen Sie vom Tal relativ klein, sind aber in Wahrheit häufig 10-15 m hoch.
Warum stehen überhaupt Kreuze auf den Bergen und keine Flaggen oder Pyramiden?
Aus demselben Grund warum in Italien manchmal eine Madonna auf dem Gipfel stehen oder im Himalaya Gebetsflaggen.
Sie sind in den katholischen Gebieten der Alpen ein religiöses Symbol. Gerade die Alpenräume waren schon immer extremen Wetterbedingungen und Naturgefahren sei es durch Lawinen, Hochwasser oder Steinrutsche ausgesetzt. Der "Beistand von oben" mittels solcher "Wetterkreuze" konnte natürlich bestens gebraucht werden.
Eine weitere Hochzeit der Gipfelkreuze gab es nach dem 2. Weltkrieg. Hier dienten die Kreuze dem Andenken an die vielen Gefallenen Soldaten.
Verunglückte ein Einheimischer in den Berghängen tödlich, so wurden ihm vielerorts beinahe kultische Gedenktafeln am Unglücksort errichtet. An vielen dieser Tafeln kommt man heute noch vorbei.
Am Kramerspitz in Garmisch halte ich immer an der Tafel für den jungen Burschen Anton Ostler, der hier beim Bergfeuer entzünden 1962 verunglückte. Den Spruch finde ich ich beinahe unheimlich:
"voll Freuden ging ich fort vom Elternhaus, Gott nahm mich in den Himmel auf"
Da ist mir mir der Abschied "auf dem abendlichen Pirschgang" -wie bei Herrn Rauch- schon um einiges sympathischer.
Das allerbeste ist aber immer noch heil wieder vom Berg zurückzukommen.
Auch noch dann, wenn man ein Gipfelbier zur Stärkung getrunken hat, ein Gipfelfoto geschossen hat, das Gipfelkreuz bestiegen und sich ins Gipfelbuch eingetragen hat. Ins Gipfelbuch trage ich mich übrigens fast nie ein, weil die Bücher bei sehr frequentierten Bergen immer schon nach einem halben Jahr ausgewechselt werden.
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