Beim Joggen höre ich oft Podcasts zB. politische Interviews mit dem Deutschlandfunk. So in dieser Woche über die Resolution im UN-Sicherheitsrat gegen sexualisierte Gewalt in Konfliktgebieten. Hierbei hat Amal Clooney (Frau George Clooney und Anwältin Menschenrechte) zusammen mit einem Opfer gesessen im Plenarsaal gesessen und eine eindrucksvolle Rede gehalten.
Viel zitiert wurde dabei Ihr Hinweis dass dieser Sicherheitsrat seinen "Nuremberg Moment" erleben könne. Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse stehen noch immer als Beispiel für ein international abgestimmtes Vorgehen gegen Kriegsverbrecher.
Zeit, dass ich mich noch einmal mit den Prozessen in Nürnberg beschäftige. Am Ende der NS Schreckenszeit standen die folgenden Todesurteile (Hermann Göhring beging wie bekannt kurz vor der Hinrichtung Selbstmord):
Zum Tod verurteilt wurden:
Martin Bormann, Leiter der NSDAP-Kanzlei, persönlicher Sekretär Hitlers (in Abwesenheit).Hans Frank, Generalgouverneur in Polen.
Wilhelm Frick, Innenminister und Reichsprotektor für Böhmen und Mähren.
Alfred Jodl, Chef des Wehrmacht-Führungsstabes.
Ernst Kaltenbrunner, Chef der Sicherheitspolizei.
Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW).
Joachim von Ribbentrop, Außenminister.
Alfred Rosenberg, NSDAP-Chefideologe und Reichsminister für die besetzten Ostgebiete.
Fritz Sauckel, Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz.
Arthur Seys-Inquart, Reichskommissar der Niederlande.
Julius Streicher, Herausgeber von „Der Stürmer“.
Auf der Anklagebank: Göring, Heß, von Ribbentrop, Keitel (vorne), Dönitz, Raeder, von Schirach und Sauckel (dahinter)
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Da sich über das Scheingrab Alfred Jodls auf der Insel im Chiemsee erst vor wenigen Wochen eine Diskussion über den Erhalt entsponnen hat (hier nachzulesen), habe ich mich gefragt was mit den Überresten der Hingerichteten geschehen ist? Dabei bin ich zu spannenden Erkenntnissen gekommen, die mich auf meine Joggingstrecke zurückbringen.
Wohin mit der Asche der Nürnberger Kriegsverbrecher?
Krematorium am Ostfriedhof München |
In der öffentlichen amtlichen Mitteilung wird verlautbart: „Die Leiche Hermann Wilhelm Görings ist zusammen mit den Leichen der Kriegsverbrecher, die gemäß dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes am 16. Oktober in Nürnberg hingerichtet worden sind, verbrannt und die Asche im geheimen in alle Winde verstreut worden.“ Doch die Wirklichkeit ist anders, als diese offizielle Verlautbarung die Bevölkerung glauben läßt.
Danach bin ich immer davon ausgegangen, dass die Asche einfach in die Isar gestreut wurde.
Die amerikanischen Soldaten fahren mit der Asche nach Solln
Zurück zum Mittwoch, dem 16. Oktober 1946. Wegen der massiven Eichensärge dauert die Einäscherung bis zum nächsten Tage. Vom Krematorium bringen US-amerikanische Soldaten am 17. Oktober 1946 die Asche der elf Kriegsverbrecher des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses in die an der Heilmannstraße 25 gelegenen Villa Oberhummer. Die Villa liegt in der Villenkolonie Prinz Ludwigs Höhe elegant gelegen am Isar Hochufer zwischen Thalkirchen und Solln. Sicherlich haben sich hier führende Offiziere der US Army eine passende Einsatzzentrale oder ein Offizierscasino eingerichtet.
In 11 schmucklosen Urnen in der Villa Oberhummer befindet sich nun die Asche der schlimmsten Nazi-Verbrecher, welche die Verantwortung für den Tod von Million unschuldiger Menschen trugen und ganze Länder in Schutt und Asche gelegt hatten.
Wenzbach unterhalb der Villa Oberhummer |
75 Meter unterhalb der Villa stellen die Soldaten neben dem, kaum drei Meter breiten Bach, die elf Zylinder in das Gras und beginnen mit Äxten auf die Urnen einzuschlagen bis sie aufplatzen.
Achtlos schütten sie den Inhalt, die sterblichen Überreste, der, am Vortag gehenkten deutschen Hauptkriegsverbrecher, in den Bach, der die Leichenasche davonträgt. Die leeren Behälter zerschlagen die Militärs mit Äxten und treten das zerfetzte Blech mit ihren Stiefeln platt. Nichts darf mehr von den Nazi-Verbrechern und deutschen Regierungsmitgliedern übrig bleiben, nichts soll mehr an den Abschaum der Menschheit erinnern."
Der Wenzbach verliert seine Unschuld
Die Sieger stellen sicher, dass niemand die Spur der sterblichen Überreste der Nazi-Führer aufnehmen konnte. Keine Reliquie, kein Andenken, keine Würdigung. Nichts. Die Asche der elf Nazi-Verbrecher sollte sich verdünnen mit allem Wasser dieser Welt, einer Welt, die durch deren Schuld und Barbarei, zu viel Leid ertragen musste. Niemand soll mehr den Totenkult huldigen wie er später z.B. an den Gräbern von Franco oder Rudolf Hess entehen wird.
Die Mündung des Wenzcreeks in den Floßkanal |