Samstag, Juni 26

Der Klassiker

So titelt die tz München. Sehr gelungener Titel. Ein Sieg im Elfmeterschiessen gegen die Engländer wäre echt ein Traum.

In fast allen Biergärten wird das Spiel übertragen. Bloss ist die Bildqualität wegen Sonne, Schatten, Sonne nicht so gut. Daher gucke ich wie schon gegen Ghana wieder im alten Olympiastadion auf 2 riesigen LCD Leinwänden.

Zum Feiern geht man in Haltern auf den Marktplatz, in Münster zum Kreisel und in München auf die Leopoldstrasse an der Münchner Freiheit. Da war nach dem Ghana Spiel schon auf 1 km die Strasse gesperrt und allen Menschen haben riesige Fahnen geschwenkt oder Humbas gemacht. Irgendwie ham es die anliegenden Cafes sogar geschafft Bierwägen auf die Strasse zu stellen. Als Höhepunkt wurde dann ein 2m hoher WM-Pokal durch die Menge gereicht!

Thema "Public Viewing": Gestern habe ich nach 4 Jahren gelernt, dass Public Viewing is Englischen übersetzt "Ausstellung eines aufgebahrten Leichnams
" heisst. Es handelt sich um einen deutschen Scheinanglizismus. Der Engländer spricht eher von "public screening" oder "Live Sight Locations"

Bloss finde ich die deutschen Variante "Rudelgucken" nun auch nicht besser. Egal;

das ist der wunde Punkt ==>

Freitag, Juni 25

Boazn

Die Boazn ist griabig (gemütlich). Die Boazn ist dreggad (dreckig). Die Tische sind am besten verklebt, das Bier gibt es schon mal aus der Flasche. Von aussen sehen sie nicht gerade einladend aus. Es ist eben ein Boazn.

"Boazn" ist der liebevolle Ausdruck für die vielen Münchener Eckkneipen- oder Bierkneipen.
Bei mir im Westend gibt es wirklich mordsviele von diesen Kneipen. Die Seite www.euwei.net gibt ein wenig Auskunft über Boazn. Neben dem unvermeidlichen Hellen gibt es dort Spezialitäten wie "Jägermeister auf Eis" und "Jacky-Cola". Zu den Regeln zählt
"Servus beianand" zur Begrüssung zu sagen, Alkohol zu konsumieren und auch mal ein Watschn vom Wirt zu ertragen. An der Wand blinkt ein Spielautomat. In der Ecke eine ausrangierte Dukebox.

Vielleicht ob der hohen Mieten sind sie meist winzig klein, und eigentlich rund um die Uhr besucht. Je nachdem, wie man die Bezeichnung "Boazn" intoniert, kann damit übrigens eine absolut drittklassige Kneipe oder aber ein gemütliches kleines Lokal gemeint sein. Wenn meine Münchner Freunde also von einer Boazn nach dem Biergartenbesuch reden, stehe ich immer etwas "depperd" da. Was meinen Sie nun, und sagt man der, die oder das Boazn?

Eine Boazn ist ein urmünchner Phänomen. Also sind die Boaznnamen fast immer mit der bayrischen Mundart durchsetzt. Charmante Titel wie "Bei der Griabigen" wechseln sich mit "Trinkstüberl" oder "Gassenschänke" ab. Man setze noch den Stadtviertel oder Strassennamen davor und schon strömen rund um die Uhr Gäste in die Boazn. Wobei die Gäste zu 80% aus Männern jenseits der 60 bestehen.

Für mich geniessen
diese Boazndinger einen gewissen Kultstatus. Ähnlich Hamburger Hafenkneipen, oder Pilsstuben im Ruhrpott. Fast alle Boazn sind natürlich Raucherkneipen. Das absolute Rauchverbot hätte hier sicherlich deutliche Auswirkungen.


Die Fotos sind allesamt von Boazn in meiner Nachbarschaft. Hier traue ich mich übrigens nicht rein. Vielleicht hab ich einfach Angst unsere eigenen Hausnachbarn dort anzutreffen. Als einziger Tageszeitungsabonnent im Haus habe ich einen intellektuellen Ruf zu verlieren. Andererseits: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ...!

Sonntag, Juni 20

Rauchen? ja-nein-vielleicht...


















Die bayerische Landesverfassung gewährt ein interessantes direktes Demokratieelement. Das Volksbegehren, immer wieder auch auf Bundesebene gefordert. Stimmen 10% der wahlberechtigten Bayern einem Volksbegehren zu, so muss das Begehren entweder direkt in ein Gesetz umgewandelt werden, oder aber es kommt zu einem "ja" oder "nein" Volksentscheid. Die einfache Mehrheit zählt dann.


Soweit ist es nun am 4. Juli. Es geht um das rigorose Rauchverbot der kompletten Gastronomie.
Eine "amtliche Wahlbenachrichtigung" liegt mir bereits vor. In den Münchner Strassen tobt einmal mehr der (Plakat)Wahlkampf. Ja oder Nein?

Das Rauchverbot hat in Bayern eine wechselvolle Geschichte hinter sich:
Bereits zum 01.01. 2008 wurde ein striktes Rauchverbot mit 84% der Stimmen im bayerischen Landtag verabschiedet. Im März 2008 verliert die CSU dann deutlich Stimmen bei der Kommunalwahl, als Reaktion wird das Rauchen in bayrischen Festzelten schnellstens wieder erlaubt.
Das Bundesverfassungsgericht hält daraufhin völlig rauchfreie Gaststätten für im Juli 2008 zwar für verfassungskonform. Es kippt jedoch Rauchverbote in allen Bundesländern außer Bayern wegen Ungleichbehandlung der Gaststätten. Das bayerische Gesetz gilt eigentlich als vorbildhaft und verfassungsgemäß.

Jedoch haben sich schon vorher viele Kneipen von öffentlichen Gaststätten zu nicht-öffentlichen "Raucherclubs" verwandelt, in denen gepafft werden darf. Das treibt in München lustige Blüten:
In der Kilombo Bar im Westend komme ich nur rein, wenn ich an der Tür klingele und die Theke
nkraft den Türöffner mit einem Summen bedient.
Die Spitze des Eisberges erlebt man im Valentin Stüberl im
Dreimühlen- nviertel. Erst wenn ich mir für 10 € Pfand einen eigenen Schlüssel für die Kneipe (im Bavarese ggü.) machen lasse, darf ich eintreten. Jeder Gast schliesst dann die Lokaltür zum Stüberl auf wann er möchte und tritt ein (OK, während der Öffnungszeiten)! Gehen wir auf eine Kneipentour ins Glockenbach (soll vorkommen...) habe ich mittlerweile schon immer 3 Raucherclubkarten dubai.

Die bayrische CSU/FDP Regierung beschliesst Anfang 2009 das Rauchen in vielen kleinen Gaststätten wieder zu genehmigen. Das noch gültige Nichtrauchergesetz wird nur noch wenig eingehalten und scheinbar auch wenig kontrolliert.

Mitte 2009 entscheidet sich die Nichtraucher-Initiative München zum Volksbegehren „Für echten Nichtraucherschutz!“, um das ursprüngliche Gesetz zu erhalten und die Schlupflöcher zu schließen: Für rauchfreie Gaststätten – ohne Ausnahmen! Anstatt der notwendigen 10 % der Wähler unterschreiben sogar fast 14 % aller Wahlberechtigten und nun wird in 2 Wochen entgültig entschieden.

Auch ich habe damals unterschrieben. Ich rauche nicht, ärgere mich aber regelmässig über stinkende Klamotten am nächsten Tag. Die Befürchtungen, dass Bars nun nach Toiletten und Schweiss riechen waren unzulässig.
Bei Auslandsaufenthalten in Finnland, Irland, Spanien, Neuseeland und Australien (alle mit Rauchverbot) fand ich die rauchfreie Atmosphäre in den Kneipen super. Raucher stehen dann meist vor der Tür oder auf einem Balkon zur Suchtbefriedigung. Da kann man gut auch selbst mal frische Luft schnappen und sich dem "Smirting" (Mischung aus Smoking und Flirting) mit "hasse mal Feuer" hingeben.

Somit war meine Entscheidung bisher klar, dass auch ich für ein Rauchverbot in der Gastro stimme (Also "Ja").

Das obige, interessante Plakat mit dem unbedeckten Hinterteil hat meine Aufmerksamkeit auf die Gegner des Rauchverbots gelenkt. Die Gegner haben sich den gewichtigen Namen Aktionsbündnis für Freiheit und Toleranz gegeben. Die Gruppe besteht weitestgehend aus Lobbyisten der Tabakindustrie, Wiesnwirten und Brauereien. Das Bündnis gibt zu bedenken, das bereits jetzt 85% der Gastronomie rauchfrei ist. Zudem würden Kosten für Kontrollen von rauchfreien Festzelten auf den Verbraucher in höheren Preisen umgelegt. Überhaupt: Warum könne sich der Markt von Raucherkneipen und Nichraucherkneipen nicht über Angebot und Nachfrage regeln? Und verträgt sich eine so stringente Verbotspolitik und Überwachungstendenzen mit dem Freistaat Bayern?!

Dass das "Ja" auch noch von der ÖDP und den Grünen, und das "Nein" von Teilen der CSU und den Liberalen unterstützt wird macht mir die Entscheidung nicht leichter. Bisher weiss ich nur, dass sich viele Fragen nicht auf eine blosse Ja/Nein Abstimmung reduzieren lassen. In der Beziehung bin ich ganz dacore mit unserem Altbundeskanzler Helmut Schmidt, einem Gegner von Plebisziten auf Bundesebene.

Wie er wohl abstimmen würde? (:-)

Donnerstag, Juni 17

Gipfelkreuz


In diesem Jahr lässt der Sommer in München leider auf sich warten. Ansonsten eignet sich die Voralpenlage Münchens um diese Jahreszeit immer bestens zu ausgedehnten Wandertouren in den bayrischen Alpen. Da muss man aber im Moment noch vorsichtig sein, oder zumindest gut ausgerüstet. Ab 2000m liegt immer noch Schnee und jedes Wochenende liest man von vermissten und verunglückten Bergsteigern.

Die beliebtesten Wandergebiete sind dabei von München mit dem Auto in ca. 1 Stunde erreichbar. Sie liegen rund um den Tegern- und Walchensee oder im Ammer- und Wettersteingebirge rund um Garmisch.
Bergnamen wie "Wendelstein", "Herzogstand" oder "Roß- und Buchstein" sind fast jedem Münchner geläufig. Zusammengesasst werden die beliebtesten Touren einfach zu den "Münchner Hausbergen".


Ich stelle fest, dass das Wandern in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Mehr und mehr Freunde und Bekannte zieht es heuer zum erstenmal in die Berge. Vielleicht zu meinem Glück musste ich als "Buab" nie mit meinen Eltern zum Wandern in die Berge, sondern habe die alpinen Berge erst mit ca. 16 selbst entdecken dürfen.

Dabei haben mich besonders Bergspitzen mit Gipfelkreuzen fasziniert.
Vom Tal aus betrachtet stellt ein strahlendes Gipfelkreuz ein erstrebenswertes Ziel dar. Es motiviert mich weiterzugehen, anzukommen und mein Hacker Pschorr Gipfelbier trinken zu können. Bergneulinge verschätzen sich häufig völlig bei der Grösse der Kreuze. Im Verhältnis zum 2000er Berg erscheinen Sie vom Tal relativ klein, sind aber in Wahrheit häufig 10-15 m hoch.

Warum stehen überhaupt Kreuze auf den Bergen und keine Flaggen oder Pyramiden?
Aus demselben Grund warum in
Italien manchmal eine Madonna auf dem Gipfel stehen oder im Himalaya Gebetsflaggen.
Sie sind in den katholischen Gebieten der Alpen ein religiöses Symbol. Gerade die Alpenräume waren schon immer extremen Wetterbedingungen und Naturgefahren sei es durch Lawinen, Hochwasser oder Steinrutsche ausgesetzt. Der "Beistand von oben" mittels solcher "Wetterkreuze" konnte natürlich bestens gebraucht werden.

Eine weitere Hochzeit der
Gipfelkreuze gab es nach dem 2. Weltkrieg. Hier dienten die Kreuze dem Andenken an die vielen Gefallenen Soldaten.

V
erunglückte ein Einheimischer in den Berghängen tödlich, so wurden ihm vielerorts beinahe kultische Gedenktafeln am Unglücksort errichtet. An vielen dieser Tafeln kommt man heute noch vorbei.

Am Kramerspitz in Garmisch halte ich immer an der Tafel für den jungen Burschen Anton Ostler, der hier beim Bergfeuer
Gedenktafel Kramer Anton Ostler entzünden 1962 verunglückte. Den Spruch finde ich ich beinahe unheimlich:

"voll Freuden ging ich fort vom Elternhaus, Gott nahm mich in den Himmel auf"





Da ist mir mir der Abschied "auf dem abendlichen Pirschgang" -wie bei Herrn Rauch-
schon um einiges sympathischer.

Das allerbeste ist aber immer noch heil wieder vom Berg zurückzukommen.
Auch noch dann, wenn man ein Gipfelbier zur Stärkung getrunken hat, ein Gipfelfoto geschossen hat, das Gipfelkreuz bestiegen und sich ins Gipfelbuch eingetragen hat. Ins Gipfelbuch trage ich mich übrigens fast nie ein, weil die Bücher bei sehr frequentierten Bergen immer schon nach einem halben Jahr ausgewechselt werden.



Gipflkreuz vs. Gipfelmadonna

Sonntag, Juni 13

Augustiner Bier & mehr


Hier in München trinke ich hauptsächlich Augustiner-Bier. Die Brauerei braut zwar die komplette Bierpalette, hauptsächlich wird aber das helle Exportbier getrunken. Das bekommt man auch wenn man in einer Augustiner-Kneipe einfach von einem "Hellen", "Bier" oder "Gustl" spricht.
Die Brauerei liegt mitten in München an der Landsberger Strasse ganz in meiner Nähe. Beim Radeln erfreue ich mich oft über die zarte Duftnote von Hopfen und Malz. Als letzte Münchner Brauerei von Bedeutung gehört sie weder zu Interbrew noch zum Heineken Bierportfolio.
Augustiner: Münchener Bier mit Lieferengpässen!
Das Augustiner Bräu ist Münchens Kultbier. Zudem das meistgetrunkene Bier hier an der Isar. Egal ob Student im Szeneclub, Bauarbeiter, Banker, Bürgermeister, alle lieben es. Selbst Penner trinken Augustiner, obwohl der Träger 13 € kostet (womit ich immer Freunden erkläre, dass sogar die Obdachlosen in München mehr Geld haben als anderswo in Deutschland). Marketing Experten treibt der enorme Konsum zur Verzweifelung. Das Unternehmen hat nämlich einen Werbeetat von sage und schreibe NULL (0).

Die junge Brauerei braut erst seit 1328 (Ironie!!). Erst für ein Augustiner Kloster, dann seit der Säkularisierung 1806 für die Familie Wagner, und seit der letzter Wagnerianer verstorben ist, zu 51% für eine gemeinnützige Stiftung. Quasi "Saufen für den guten Zweck", und das seit Jahrzehnten aus den gleichen kultig, knorrigen, braunen Euro Glasflaschen.

Lange Zeit hat sich Augustiner gegen den Wunsch von Clubs gewehrt, Bier in 0,33 Format abzufüllen. Bisher habe ich es nur in Berlin gesehen. Damit steht man in München immer noch mit nem halben Liter Hellen auf der Tanzfläche.Die Tradition scheint das Geheimrezept für den Erfolg zu sein. Als einzige Brauerei schenkt sie das Oktoberfestbier aus echten Holzfässern aus. Die anderen (wie Hacker, Spaten, Hofbräu etc.), bemühen sich echt aussehende Atrappen um die Fässer zu packen. Auch wenn die Braukapazitäten wegen der innenstädtischen Lage begrenzt sind, denkt die Brauerei nicht über eine Ausweitung der Produktion nach. So kann es im Sommer zu Lieferengpässen kommen. Münchner Gastronomiebetriebe stehen schon längst auf einer Warteliste um Augustiner ausschenken zu dürfen.

Augustiner festzelt
Das Augustiner Festzelt auf der "Wiesn"

Als besonderes Schmankerl zur Wiesnzeit stehen direkt im Schankhaus an der Landsbergerstrasse auch die Augustiner Rösser. Das sind riesige, kaltblütige Pferde aus dem bayrischen Wald, die feierlich geschmückt, die Holzfässer von der Brauerei zum Festzelt ziehen. Der Pferdestall ist dabei nur durch eine Plexiglasscheibe vom Wirtshaus getrennt. Ich bleibe natürlich treuer Stammkunde.

In der Biergartensaison wird nun auch endlich touristengerecht aus Masskrügen (1,069 l) getrunken. Die Betonung liegt bei der Mass streng auf dem Wortende! Plural: Massen.

Auch wenn es Augustiner ist, werden häufig die unteren 2-3 Zentimeter Bier im Masskrug gelassen, weil es irgendwann warm wird und schal schmeckt. Vor allem wenn es nicht mehr die erste Mass ist, oder man zwischendurch auf der Bank tanzen musste! Ich nenne den Rest immer die "Plörre". In München bevorzugt man den Begriff "Blempl" oder "Noagerl". Auf jeden Fall sagen wir dann immer: "schad drum, das wären noch 3-4 Kölsch gewesen".

Prosit Im Hirschgarten


PS:

Nachträgliche Korrektur. Es gibt einen werbespot für Augustiner bei YOUtube. Ober dieser aber im Fernsehen läuft? Ich wage es zu bezweifeln. Ist es nun ein echter Spot oder ein profesionelles Fanvideo? Man weiss es nicht:


Dienstag, Juni 8

2 Münchener in Hamburg? 1 Hamburger in München?

2 Münchner in Hamburg war in den frühen 90ern eine Vorabendserie im öffentlich rechtlichen TV. Hauptdarsteller waren Uschi Glas und Elmar Wepper. Es ging um ein Paar das von München nach Hamburg zieht. Wenn ich mich recht entsinne hat sogar Methusalem Jopi Heesters da mitgespielt.

Ähnlich, aber andersrum, fühlt man sich derzeit in München. Auf dem Wittelsbacherplatz vor der Siemens Konzernzentrale ist nämlich ein Teil des original Hamburger Fischmarktes aufgebaut worden. Der Markt ist nett mit einer Windmühle dekoriert, und in der Mitte gibt es Jever Pils vom Fass. Beim ersten vorbeifahren musste ich müde lächeln ob des netten Versuches den Fischmarkt nach München zu verfrachten. Doch der zweiten Eindruck war eindeutlig verit
abel. Beim Schlendern über den Markt werde ich nämlich von original "Aale Dieter" mit "Moin" angehauen, "willse nich oin, zwoi, droi Oaale einpacken?".

Das Hamburger Original (rechts im Bild) ist bekannt durch diverse Spiegel TV, RTL 2 Reportagen und sogar einen Besuch von Stefan Raab. Er erklärt mir beim Installieren des Sonnenschutzes am Stand, dass der Fischmarkt schon länger in München ist. Zuletzt am St. Jakobs Platz und am Sendlinger Tor Platz. Bloss stehe ja am St. Jakobs Platz nun diese "blöde Synagoge" (das meinte Aale Dieter aus rein kaufmännischen Gesichtspunkten).

Ich erkläre Aale Dieter, dass ich Räucheraal für meinen Biergartenbesuch einkaufen will. Aale Dieter versteht zwar nicht so wirklich die uralte Biergarten Tradition (Bier vom Wirt, das Essen darf selber mitgebracht werden!), erklärt mir aber, dass ich den Aal vor dem Verzehr ein wenig zum Reifen in die Sonne legen soll. So wie man einen guten Wein auch vorher öffnet.


Gesagt getan sitze ich schon mit Freunden abends in meinem momentanen Lieblingsbiergarten am Wiener Platz in Haidhausen. Der Biergarten liegt hinter dem stattlichen klassizistischen Gebäude des Hofbräukellers. Herrlich eingerahmt am Isarhochufer von Maximilianeum und Deutschen Museum. Unter uralten Kastanien gelegen, wählt ihn die Münchner Abendzeitung regelmässig nicht nur zum schönsten Biergarten, sondern gleich mit zu einem der schönsten Plätze der Welt! Ist der Biergarten zur PrimeTime mal voll, kann man sich die Mass auch einfach mitnehmen und durch ein Pörtken (hier muss ich mal was plattdüütsches loswerden) mit in einen kleinen sonnigen Park am Isarufer nehmen.
Vor dem Biergarten stehen übrigens soviele Leezen (Radl), dass ich mich wie auf dem Prinzipalmarkt in Münster wähne.

Hier packe ich also meine Fischplatte ala Aale Dieter aus, und wir lassen uns alles gemeinsam mit der unvermeindlichen Mass Bier
schmecken. Leider musste ich gegen die uralte Tradition der Biergärten etwas aufbegehren. In einem Flachmann habe ich einen Klaren mitgebracht. Wie mein Spezl Bensch mich belehrt,
kann doch ein Aal ob seines Fettanteils jeweils nur mit einem Schluck Schnaps verdaut werden. Na denn, Prost und Petri Heil!

Abzug in der B-Note. Es gibt nur HB-Bier am "schönsten Platz der Welt".