Sonntag, Dezember 22

Neue München Ansicht von einer geheimen Dachterasse

Über eine lange Zeit gab es in München ein Unterangebot an 5***** Hotels. In den letzten Jahren hat sich das mit dem Bau des Rocco Forte Charles Hotels und des Mandarin Oriental korrigiert. Die Hotels sind natürlich Top-Adressen, hier suchen steinreiche Business-Reisende, Promis (daher auch das Michael Jackson Denkmal am bayerischen Hof), russische Oligarchen, Fussball-Mannschaften und im Sommer viele Öl-Multis aus dem orientalischen Raum ein vorübergehendes Zuhause.

Was soll man als einfacher Münchner Bürger also in einem solchen Hotel? Wohl kaum übernachten! Zu teuer. Sehr wohl aber den Service und die Lage der Hotels nutzen. Seit einiger Zeit erst, öffnen die Hotels sich auch für Gäste, die nicht übernachten, sondern nur kurz zu Besuch sind.

So beherbergt der bayerische Hof am Promenadenplatz z.B. ein eigenes Theater (die Komödie im bayerischen Hof), in dem regelmässig TV-Schauspieler wieder auf die Bühne zurückkehren. Ich selbst konnte hier in diesem Jahr in "The Kings Speech" Götz Otto und Helmuth Markwort beim grandiosen schauspielern bewundern.

Wo aber könnten folgende Photos entstanden sein? Blick auf die Berge vor der untergehenden Sonne, ganz rechts als höchste Erhebung die Zugspitze?


oder  dieser einmalige Blick auf das Gewölbe der Frauenkirche?

Fraunkirche Dach Mandarin Oriental

Zu Beginn habe ich es bereits angesprochen und löse es gerne auf. Es ist das Mandarin Oriental Hotel und liegt in einer Seitenstrasse hinter dem Hofbräuhaus. Im Sommer befindet sich auf dem Dach ein Pool mit Endlosblick auf die Skyline Münchens. Eigens für den Winter hat das Hotel ähnlich dem Käferzelt eine gemütliche Almhütte auf der Dachterasse aufbauen lassen. Mit genialem Blick.

Als Besucher ist die Terasse -obwohl beschildert- gar nicht so leicht zu finden. Zunächst schleicht man sich selbstbewusst an der Rezeption vorbei und fährt mit dem Lift in Rekordzeit in die oberste Etage. Hier braucht man sich nur noch über 2 weitere Treppen diverse Reinigungskräfte und Toilettenschlangen durch 2 Flure zu kämpfen.

Betritt man nun durch die Tür nach draussen auf eine weitere Treppe stockt einem der Atem. Im Süden die Berge im Westen ein nie dagewesener Blick auf die Wahrzeichen Münchens. Vom Olympiastadion über Oper, Reseidenz und Theatinerkirche zur Fraunkirche, Altem Peter und der Bavaria.

Sogleich will man es den anderen Gästen gleich tun und den festlichen Moment ebenfalls mit Bollinger Champagner on Ice feiern. Ob der Preise besinnt man sich eines besseren und begnügt sich mit einem Weissbier (ca. 7 €).

Dennoch: das Personal ist ausgesprochen freundlich, die Almhütte (vom Mandarin Hotel konsequent international Wooden Chalet genannt) urig, und auf der Speisekarte stehen Wiener Schnitzel und Brotzeitbrettl. Um authentische Apres Ski Stimmung zu entfalten, schallt aus den Bose Boxen purer Apres Ski Schlager ala Mickey Krause und Marcus Becker wie "He-He-He- Helikopter".

Eine geniale Location, die gerne in zukünftige Stadtführungen aufgenommen wird! Ich wünschen Euch allen ein super Start ins Jahr 2014, und kommt mich alle gerne besuchen!

Blick vom Wooden Chalet auf München
  

Sonntag, November 24

Michael Jackson vs. Dieter Hildebrandt: geheime Denkmäler in München

Nachdem Michael Jackson 2009 verstorben war, wussten viele Münchner Fans nicht wohin mit Ihrer Trauer. Irgendwann stellte jemand eine Kerze auf ein Denkmal vor den bayerischen Hof -Münchens erste Hoteladresse, wo der King of Pop oft übernachtete. Noch heute übersteht das Denkmal jede kritische Diskussion, jede Taubenfutter und Urinattacke und mittlerweile kennt jeder Orlando di Lasso den Rennaisance Musiker, dem das Denkmal eigentlich gewidmet ist und somit mit geehrt wird.

Große Verwirrung auch im Sommer. Im Rahmen der Aktion "A Space Called Public" hatte ein Künstler das benachbarte Denkmal zu einer Huldigungsstätte für Michael Jacksons verstorbenen Affen "Bubbles" gemacht. Der Aufschrei der Fans war groß. Als ich heute das Bild vom Jacko Denkmal gemacht habe, war das Bubbles Denkmal aber gone.

Spontanen Gedenkstätte für den größten Kabarettisten Deutschlands in Schwabing

 

In dieser Woche verstorben ist Dieter Hildebrandt. Ok, klar ich kannte Ihn von diversen Auftritten im Fernsehen, z.B. in "Neues aus der Anstalt". Allerdings bin ich nicht so ein großer Kabarett Fan. Das ist mir einfach zu bissig und zu zynisch. Ich mag es da eher harmonisch.

Erst ex post habe ich nun erfahren wie großartige Dieter Hildebrandt wirklich war. Zum Beispiel hat die SZ hier einige seiner Top-Videos gesammelt. Spitze finde ich seinen Satz:

"In Bayern ist das kein Missbrauch, sondern Brauch"

Die Süddeutsche war auch auf einer Doppelseite voll mit Hildebrandt-Todesanzeigen:

Eigentlich haben die große Anzeige links alle namenhaften deutschsprachigen Kabarettisten unterzeichnet: Monika Gruber, Otti Fischer, Bruno Jonas, Lisa Fitz, Michael Mittermeier oder Werner Schneyder und Josef Hader. Wahrscheinlich sind viele erst über seine Popularität zu dem Beruf gekommen.

Immerhin trat Hildebrandt schon seit den 50er Jahren auf den Münchner Bühnen auf (über 60 Jahre - Wahnsinn!). Eine der bekanntesten Adressen in Deutschlands Kabarett Karte hat er sogar selbst mitbegründet. Die Münchener Lach- und Schiessgesellschaft. In den 60er Jahren wurde von hier immer an Silvester deutschlandweit ins Fernsehen übertragen. Im Dezember wollte der 86 Jährige sogar nochmal eine Abschiedsvorstellung geben. Titel: "Kommen Sie zum Schluss, Hildebrandt".

Und nun endet dort sein Kreis. Vor der Lach und Schiessgesellschaft im beschaulichen Schwabing haben Bewunderer Hildebrandts angefangen Blumengestecke, Rosen und selbstgeschriebene Gedichte abgelegt haben. Ähnlich wie beim Tod von Michael Jackson gibt es kein Hildebrandt Denkmal in München.


Eigentlich habe ich gedacht, er wäre nach Bernd Eichinger ein weiterer Kandidat für den prominenten Schauspieler Friedhof in Alt Bogenhausen. Hier liegen auch noch Erich Kästner, Rainer Werner fassbinder oder Helmut Fischer (Monaco Franze) begraben. Nein er soll laut Medienberichten in Perlach begraben werden. Mir soll es recht sein, ein Denkmal wird Dieter Hildebrandt in absehbarer Zeit in München aber mit Sicherheit bekommen.


Sonntag, November 10

Eingemauert in Schwabing: Besuch beim geheimnisvollen Gurlitt Wohnblock

Nachdem ich schon einmal vom "Crime of the Century" in Australien gelesen habe, hat dies Ereignis wohl das Zeug zum "Art-Crime of the Century"! Und das hier in München!

Wie in dieser Woche der Focus herausfand, wurden in einer Wohnung in München-Schwabing, Kunstwerke im Wert von einer Milliarden Euro gefunden. Gemälde verschollen seit der Nazi Zeit. Dürer, Spitzweg, Chagall, Nolde, Kandinsky, Picasso und Toulouse-Lautrec: Unter den Künstlern befinden sich all Maler, die die Münchner Pinakotheken zu Weltruhm verhelfen und die Isarstadt zu einer Kunstmetropole machen.

Der Sohn des Kunsthändlers Hildebrandt Gurlitt -"Constantin Gurlitt" bewohnt(e) das Appartement in Schwabing, gemeinsam mit Konservendosen und Trockenknödeln. Man soll Ihn nie gesehen haben, immerhin war er gar nicht in München gemeldet, zahlte keine Steuern und selbst die Rundfunkanstalt hatte Ihn nicht auf dem Zettel.

Dennoch fand der Fall nun Aufnahme in der Weltpresse:

*Who ist the Mystery men behind Germany's 'Nazi-looted' art haul? (CNN)   
*Report of Nazi-Looted Trove Puts Art World in an Uproar (New York Times)
*British doctor believes family's missing masterpieces among Nazi art trove (Daily Telegraph)


Oder mit den Worten der Yellow Press, auf die in solchen Fällen immer Verlass ist:


*Heil Hidler: Nazi art hoarder has second stash of pics 
*Matisse, Chagall and Dix pieces found in Munich Nazi flat 
*Nazi art worth £1BILLION found in shabby flat after dealer's son hid Picasso and Renoir

Gurlitt Wohnung Schwabing Munich

Angestachelt von den reißerischen Berichten in den Medien, ging auch ich zunächst von einem Mega Kunstverbrechen im Rahmen von Nazi Beutekunst aus. Ich freute mich bereits auf eine 4. Pinakothek mit der Gurlitt Sammlung...

Leider sind die Dinge meistens komplizierter als man denkt. Viele der Bilder scheint der Vater des geheimnisvollen Herrn Gurlitt nämlich rechmässig erworben zu haben. Sie sind daher nun mutmaßlich in das Eigentum des heute 80 jährigen Schwabinger Rentners übergegangen.

Sein geheimnisvolles Leben finanzierte der alte Herr durch gelegentliche Verkäufer seiner Bilder zumeist in Schweizer Auktionshäusern. Wahrscheinlich hatte er auch ein Schweizer Bankkonto. Den deutschen Behörden war er aufgefallen, als er mit einer großen Summe Bargeld von der Schweiz auf dem Weg nach München war.

In München lebte er in einem Wohnblock in Schwabing. Es muss ein einsames Leben gewesen sein. Keinem durfte er verraten, keinem durfte er zeigen was für Schätze auf 30 QM in seiner Wohnung schlummerten. Nur alle Jubeljahre wurde ein Kunsthändler informiert dieses oder jenes Bild abzuholen.

Bilder wie das obige des Appartement-Blocks in Schwabing geisterte jedenfalls durch die Weltpresse. Grund genug für mich das Versteck einmal aufzusuchen. Doch wie findet man die Adresse eines Phantoms nur anhand eines Photos. Mein Spürsinn wurde geweckt. Die Abendzeitung gab mir letztlich den entscheidenden Hinweis: Eine Nachbarin wurde über den ominösen Herrn Gurlitt interviewed. Und Gräfin Valvasori wusste einiges zu berichten. Zum Glück war die adelige Dame nicht so zurückhaltend mit Ihren Daten wie Ihr Nachbar und vertraute auf einen Eintrag ins öffentliche Telefonbuch.

Auf ging es für mich zum Artur-Kutscher-Platz 1 an die Münchner Freiheit. Etwas Schmunzeln musste ich, als ich feststellte, dass ich hier bereits bei der letzten Bombennacht von Schwabing -der Entschärfung der Fliegerbombe- Stunden verbracht habe. Herr Gurlitt muss hier knapp einer Evakuierung entgangen sein, aber einen Wahnsinns Blick auf das Bomenentferno gehabt haben.

Der Wohnblock machte auf mich einen abweisenden Eindruck. 6 stöckige kalte Krieg Optik, dafür aber mit jeder Menge großer Balkone und Dachterassen für sonnenverwöhnte und zahlungskräftige Münchener. Auf den ersten 3 Metern Richtung Hauseingang starrten mich 3 Verbotsschilder an: Keine Fahrräder, keine Hunde, kein Zutritt. 

Gurlitt Wohnung schwabing

Ein Blick in das Foyer offenbarte einen Empfangsbereich fast von Hotelgröße und 2 Fahrstühle. Typisch Schwabing: Wohnung mit großem Balkon, nahe am Englischen Garten, Sonnenseite. Dafür  werden beim äußeren Abstriche gemacht. Dafür hat man seine Ruhe.

Direkt neben der Wohnanlage ein Taxistand, an dem Fahrzeuge mit laufendem Motor warteten. Die Fahrer wussten um Ihr Geschäft. Die alten Herrschaften der Umgebung zahlen sicherlich gerne in bar und mögen keine Öffis.

Eine echte Überraschung wartete bei der Ansicht des Türschildes. Alles fein säuberlich alphabetisch sortiert, damit man sich schneller zurecht findet. So fiel mir ein Name in der Mitte des silbernen Klingelschildes sofort ins Auge: "Gurlitt". Geklingelt habe ich nicht.

Türschild Gurlitt Wohnblock schwabing

Das sieht nach Nolympia aus, oder?

Gleich 2 Münchener Lokalereignisse schaffte in dieser Woche den Sprung in die Weltpresse. Nicht nur in München auch in drei weiteren bayerischen Austragungsorten wird heute darüber abgestimmt ob München sich für Olympia 2022 bewerben soll. Lange habe ich mit mir nach der letzten grandios gescheiterten Bewerbung gerungen. Am Ende hat sich der Sportsgeist durchgesetzt und heute habe ich mit "ja" gestimmt. Die Gründe dafür sind etwas banal.

Zum einen glaube ich nicht, dass nach Sotchi und diesem Samsung Retorten Ort in Südkorea es Zeit für "normale" Oly-Spiele ohne viel Tam Tam wird. Das Deutschland sowas kann haben wir bei der WM 2006 gesehen.

Der 2. Grund ist zeimlich egoistisch. Als begeisterter Wintersportler kann ich als Münchner von neuen Sportstätten und besseren Anfahrtswegen nach Garmisch und Co direkt partizipieren. Leider verheissen erste Auszählungen nichts gutes: http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/buergerentscheid-olympia-oberbayern-100.html

Mein Eindruck im Wahllokal scheint sich zu bestätigen. Bei mir im Westend waren eher junge Leute unterwegs mit kritischem Blick. Die Alten saturierten Olympiafans haben sich bei dem Shitwetter wohl nicht aus Ihrem Häuschen getraut.....


Das 2. Ereignis behandelt die Münchner Kunstszene. Ich behandle es lieber in einem eigenen Post....


Sonntag, Oktober 13

Auf eine friedliche Wiesn - das Oktoberfestattentat

Oktoberfest Eingang


Das Oktoberfest ist vorbei. Bei der morgendlichen Joggingrunde sehe ich einen Bauzaun vor dem Haupteingang. Durchfahrt mit dem Radl verboten. Beim Aufbau bin ich mal mitten durch die Zelte gejoggt, wurde aber von einer korpulenten Frau mit dem Hinweis "dies ist eine Baustelle" vertrieben. Ich hätte damals auch auf meine Kopfhörer zeigen und einfach davonlaufen können.

Der Wiesnabbau dauert gefühlt viel länger als der Aufbau. Es fehlt ja auch die Vorfreude. Eher herrscht in München Katerstimmung und Zeitungen titeln "jeder 3 Münchner ist krank". Zum Glück hatte ich bereits einige Wochen vor der Wiesn eine Erkältung, so dass ich heuer immun gegen alle Viren war. Während die Kirmesfahrgeschäfte schnell abgebaut sind und eine Schlammwüste hinterlassen, bleiben die Zelte noch einige Wochen trostlos und trotzig stehen. Erst Anfang Dezember beginnt an hiesiger Stelle das Winter - Tollwood.

Was bleibt? Schöne Stunden in den Zelten sicherlich. Viele Eindrücke vom Rummel, ganz sicher die Besoffenen am Kotzhügel und auch der Wiesnabschluss mit VIP watching im Käferzelt. Was ebenfalls noch länger bleibt, sind die Blumenkränze und Plastikrosen am Oktoberfestattentatsmahnmal.

Mahnmal Oktoberfest Attentat

Ein Attentat beim Oktoberfest? Ja es gab tatsächlich ein Attentat: 1980. Seit einigen Jahren wird mit einem Mahnmal direkt neben dem Eingang daran gedacht. Zwar setzt die Metallummantelung einer Säule schon Rost an, dennoch finde ich es sehr gelungen. Die Ummantelung sieht aus als seien Fetzen herausgerissen worden. Das erinenrt an die fiese Wirkung der Nägel, die in die Rohrbombe -gespickt mit kiloweise TNT- gesteckt wurden.

 

Plastikrosen für die Toten und Verletzten 

 

Inschrift Säule Oktoberfest Attentat13 Menschen wurden bei dem Attentat getötet, darunter der Attentätet selber. Über 200 wurden verletzt. Damit war es dass schlimmste Attentat der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auf der Säule findet man die Namen der Toten. Den Attentäter hat man nicht hinzugefügt.

Heuer hat man zudem die Namen der zum Teil schwerverletzten Überlebenden auf Blätter gedruckt und an den Fuss des Denkmals gelegt. Nach einigen Tagen fangen Oktoberfestbesucher meist an neben echten Blumen auch Plastikblumen von den Schiesständen an der Gedenksäule zu befestigen. Auch ich habe dies schon getan.

Gewissensfrage: Ist das Ablegen einer Plastikrose am Denkmal -auch weil man froh ist sie los zu werden, oder keine Herzensdame in der Nähe- pietätlos?
 
Ich finde nicht. Und das nicht nur, weil Plastikrosen nie verblühen. Eine abgelegt Rose heisst zumindest dass man sich für wenige Sekunden mit dem Denkmal befasst hat. Man wird sich bewusst, dass der Ausspruch beim Anstick von Christian Ude "auf eine friedliche Wiesn" keine inhaltsleere Floskel ist. Wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben wo sich an einem Samstag 100.000 Menschen versammeln können um friedlich zusammenzusitzen und zu feiern. Und Bier zu trinken.

Terrorauswirkungen auch in den letzten 13 Jahren

Übrigens gab es auch in jüngster Zeit Auswirkungen durch Terrorakte. Im Jahr 2001 wurde der Anstich abgesagt, weil man noch unter dem Eindruck von 09-11 stand. Und es muss ungefährt 2 Jahre her sein, dass von einem auf den anderen tag spürbar weniger auf der Wiesn los war. Al Kaida hatte ein Video mit möglichen Attentatszielen veröffentlicht. Neben dem Brandenburger Tor war da auch das Oktoberfest zusehen. Ein Tag später wurde der Ring, um die Wiesn gesperrt und im nächsten Jahr waren Panzersperren vorhanden. Die Sperrung des Ring stellt nun eine erholsame Ruhezone rund um das Festgelände dar. Nich einmal Taxis dürfen in die Sperrzone. Sehr zur Freude der Rikscha Fahrer die sich gerne abstrampeln.

Das Attentat von 1980 wurde zu großer Wahrscheinlichkeit von einem verbitterten, verwirrten rechtsradikalen Einzeltäter ausgeführt. Da er unter den Opfern war, konnte man leider nie 100% ermitteln ob die Einzeltäterthese stimmig war. Vieles spricht dagegen. Erst 2013 wurde der Fall erneut aufgerollt (siehe hier SZ Artikel).

Dienstag, August 6

Die Waldfeste am Tegernsee - zwischen Schick, Schnösel und Tradition

Der erste längere Ritt auf meiner Vespa "Johnny" brachte mich am Sonntag an den Tegernsee. Auf dem Programm stand neben einer Abkühlung im See endlich einmal der Besuch eines Waldfestes am Tegernsee. 

Laut dem Werbevideo des Tegernseer Tals gehören die "Waldfeste zum Tegernsee, wie die Wiesn zu München". Na denn.


Wirklich genaue Vorstellungen hatte ich eigentlich nicht, was es mit diesen Waldfesten auf sich hat. Ich stellte mir eigentlich immer ein Bierfest unter dunkelen Bäumen vor. Im kühlen Schatten von Eichen oder so.

Eines sei vorweggenommen. Wie auf der Wiesn ist es auf den Waldfesten nicht. Denn die Mass Bier
-es gibt auch Dunkeles- kostete nur 5,50 anstatt fast 10€ wie auf der echten Wiesn. Konkret war ich beim Waldfest des Ski Clubs Rottach Egern. 

Diese Waldfeste werden nämlich nicht vom Touristmusverband organisiert, nein örtliche Vereine organisieren das Event und stecken den Gewinn in die Jugendarbeit um weiterhin Nachwus im Bereich Trachtentanz und toller Skifahrer (ala Vicky Rebensburg aus Kreuth) zu haben.

Zum Glück konnte ich mit Vespa Johnny bis auf den vordersten Parkplatz durchfahren. Ein Blick über denselbigen verrät bereits das Besucherklientel der Waldfeste. Rottach-Egern zieht ob der schönen Lage die Reichen aus der ganzen Welt an. Mit einer ordentlichen Zweitwohnsitzsteuer, hat es Rottach Egern einer der reichsten Kommunen Deutschlands gebracht. Wenn Ihr hier Immobilien kaufen wollt: Neue Bauflächen werden nicht mehr ausgewiesen und mit der 14 höchsten Kaufkraft Deutschlands versehen habt Ihr ordentlich Konkurrenz.

Zurück zum Parkplatz am Waldfest. Für deutsche Automanager sei ein Besuch empfohlen. Der dürfte wie eine Frischzellenkur wirken. Hier merken Sie, dass der Markt für Edel- SUVs aus deutschem Haus so richtig brummt.Und Sie nicht für den Export nach China schuften.
Der Eintritt aufs Waldfest kostet 1 Euro. dafür wird dann mit einem wirklich liebevollem Fest belohnt. Die Trachtenjugend und Peitschenmänner (Goassnschnalzer) veranstalten ein Spektakel auf der zentralen Bühne. Über dem gesamten Fest schwebt trotz ca. 700-1000 Besucher eine angenehme Ruhe. Das Essen ist hochwertig und man nimmt eine Schlange gerne in Kauf. Selbst die Trachtenjugend packt mit an und 10jährige halfen schon mit Krüge einzusammeln.



Am Tegernsee scheint die Welt wirklich in Ordnung. Klingt bekloppt ist aber so. Mabn sitzt auf Bierbänken im freien und erfreut sich des Lebens. Die meisten Besucher sahen wie frisch aus dem neuen Landhaus-Trachtenmode Katalog entsprungen. Oder auf jeden Fall verhalten sich die Leute so. Denn auf dem Rückweg auf dem Parkplatz habe ich es enttarnt. Viele der Besucher hatten ein Kennzeichen mit großem M - (XX- 0815): München.

Vor einigen Jahren hatte ich zu der Begebenheit einmal eine witziges Bonmot in der SZ gelesen. Ein Tegernseer Gebirgsschütze wurde gefragt, wie er denn die Besucher aus München erkenne. Seine kurze Antwort: "Am Sonntag trägt der Tegernseer eine weisses festliches Hemd. Nur die Besucher aus der Landeshauptstadt kommen weiterhin mit bunten karierten Hemden".

Zwei Chancen habts Ihr noch heuer ein Waldfest zu besuchen:

  • Sonntag, 11.08.2013, 10 Uhr: Trachtenwaldfest der Wallberger (Lori-Feichta, Rottach-Egern)
  • Do. 08./Fr. 09./Sa. 10./So. 11.08.2013 17:00/15:00/15:00/15:00 Uhr Waldfest SC Ostin (Skilift Ostin, Gmund am Tegernsee)
  

Montag, Juli 29

Warum die Münchner Weisswurst das Läuten der Glocken nicht hören darf!?

Seit einigen Monaten gehöre ich gleich 2 traditionellen bajuwarischen Vereinigungen an. Ich spiele in einer Schafkopfrunde und treffe mich mit alteingesessenen Freunden aus dem Münchner Südwesten zum Stammtisch.

Am Sonntag stand heuer erneut ein Frühschoppen in Großhadern an. Wie in anderen katholischen Gegenden Deutschlands auch, wurde er auf 12 Uhr nach dem Kirchbesuch gelegt. Passend dazu gab es die Frühschoppenmahlzeit Süddeutschlands:

Weisswurst, Breze, süßer Senf und dazu Weißbier.  

Traumhaft. Zum Glück mussten wir nicht im angrenzenden Augustiner speisen, dort hätte es nach 12 Uhr keine Weiwurst mehr gegeben. In traditionellen Häusern gilt noch immer die strikte Regel, dass nach 12 Uhr keine Weißwurst mehr verkauft wird. Nicht wenige resolute Wirtsfrauen habe ich schon um Punkt 12 dabei beobachtet die Angebots-Schilder reinzuholen.

Bisher haben mir die aufgeklärten Bayern immer weissmachen wollen, dass es die Weißwurst nur bis 12 Uhr gibt, weil Sie früher morgendlich frisch gemacht wurde und ob fehlender Kühlmöglichkeit frühzeitig verzehrt werden müsse.


Die Handwerker sind Schuld an der Weisswurstverknappung



Nun habe ich von einer weiteren Theorie gelesen:

Die Weißwurst galt als morgendlicher Snack der Handwerker und ist bis heute eine günstige Angelegenheit (hier: 99 ct.) - zum 150 jährigen Jubiläum waren einen Sommer in ganz München 2 Würste für 150 ct zu bekommen. Damit die Wirtshäuser mittags Platz für spendierfreudigere Kundschaft hatten, wurden die Handwerker um 12 Uhr herauskomplimentiert. Irgendwie scheint mir das für Money-Munich die plausiblere Deutung.

Gerne gebe ich noch kurioses zur Weisswurst preis:

  • die weisse Farbe der Weißwurst kommt vom Salz. Anstatt dunkeleres Pökelsalz kommt normales Kochsalz in die Weißwurst. Dazu noch Schweine- und Rindsfleisch und Zitrone und Kräuter wie Petersilie.
  • in angesehenen bayerischen Kreisen ist das "wie" beim Essen der Wurst umstritten -  und nur auf drei Wegen darf gegessen werden. 1. Man lutscht bzw. "zutzelt" Sie aus dem Darm. 2. Man teilt Sie mit Messer und Gabel in 2 Hälften und nun schält man Sie aus dem Darm. 3. Mit einem Kreuzschnitt beginnt man nach und nach die Haut abzuziehen  und den Inhalt abzutrennen.
  • Weißwurst wird von den Bayern niemals als Paar bestellt, sondern es wird immer die korrekte Anzahl an Würsten genannt.
  • Serviert wird die Weißwurst in einer Art Suppenschüssel im warmen Wasser, damit Sie schön warm und geschmeidig bleibt. In touristischen Wirsthäusern versuche ich dann immer Amerikaner etc. dazu zu animieren das Wasser, in dem sich die Würste tummelten als Tagessuppe zu empfehlen. 
  • Ganz wichtig: Weisswürste niemals kochen, dann platzen Sie! Einfach Wasser aufkochen -Herdplatte aus- Sprudeln abwarten und hinein mit den Weiwürsten. Nach 10 Minuten sind Sie perfekt.
An Guadn.



Montag, Juli 15

Münchner Hausberge: Tierischer Mythos an der Benewand

Endlich ist auch in München der Sommer vollends angekommen. Das heisst natürlich Biergarten, Sonnebrille, Isar und für mich in der letzten Zeit regelmäßig: Wandern.

Da ich eigentlich nicht jede Tour einzeln hier beschreiben möchte, picke ich einfach mal ein Schmankerl heraus. Die Münchener wandern ja nun schon seit über hundert Jahren. Nachdem das Wandern in den 90er Jahren noch als langweilig und uncool galt, haben die jüngere Generation und wohl auch die Sportindustrie einen hellen Moment gehabt und plötzlich wird wieder gewandert was das Zeug hält (und Geld dafür ausgegeben). Soeben habe ich gelesen, dass der Deutsche Alpenverein DAV sein 1.000.000tes Mitglied geehrt hat. Soviele Mitglieder wie noch nie. Sie werden jünger, sie werden weiblicher, unsere Wandersleute.

Lustigerweise haben sich die interessanten Berge rund um München natürlich in den letzten 100 Jahren nicht sehr verändert. Somit kann ich immer noch auf ein Buch zurückgreifen, welches Wanderungen auf die "Münchner Hausberge" beschreibt und schon über 30 Jahre alt ist. Um ein Münchner Hausberg zu werden, musst du mindestens 1600m hoch sein, am besten zum Startpunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus München anreisbar sein, natürlich ein Gipfelkreuz besitzen und wenn möglich eine bewirtschaftete Hütte auf deiner Flanke haben.

Vor allem Berge rund um den Tegernsee, im Isartal, am Walchensee, im Estergebirge, den Ammergauer Alpen und im Chiemgau und dem Wetterstein erfüllen solche Kriterien. Unter den Hausbergern finden sich solch illustre Namen wie der Hirschberg, Wallberg, Heimgarten, Herzogstand, Kramer, Ettaler Mandl, Risserkogel, Rotwand, Wendelstein und -und nun kommen wir meiner Tour näher: die Benediktenwand.

Die Benediktenwand schafft es sogar mit Kosenamen angesprochen zu werden: Bezwinger und Bewunderer sprechen liebevoll von der "Benewand".

Die Benewand ist von München und dem Starnberger See der erste felsige Vorsprung der Alpen im Süden. Sie zieht sich in Ost West Richtung zwischen den Gräbern des Walchensee, des Loisachtals, der Isar und der Jachenau entlang. Der Name ist dem am Fusse des Berges gelegenem Kloster Benediktbeuern entnommen (- und wird dem ältesten Leser meines Blogs Bendikt G. sicherlich erfreuen).

Das Kloster ist nicht nur bekannt für seinen schönen Biergarten sondern gar weltberühmt in seiner lateinisierten Namensform. Kein geringerer als der der Komponist Carl Orff verarbeitete den Sensationsfund mittelalterlicher Mönchsgesänge aus dem Kloster zu dem welberühmten Chorstück "Carmina Burana" - was nichts anders als Lieder aus Benediktbeuren heisst (hier zum Beispiel im Animationsfilm 300 zu hören).

Aber zurück zur Benewand. Mit 1801m gehört sie nicht zu den höchsten Gipfeln der Alpen. Von der Jachenau ist Sie im strammen Marsch in 2 Stunden zu erreichen. Nur die letzten 300 Höhenmeter werden dabei zu einer mittleren Kraxelei. Beim Gipfelanstieg bin ich dann endlich auf das Mysterium gestoßen, weshalb der Berg schon lange auf meiner "must go" Liste steht.

Irgendwann Anfang der 60er Jahre soll sich ein mächtiger Steinbock (ja die Tiere, die man eigentlich nur aus der schweizer Tourismuswerbung kennt..) an den Fels der Benewand verirrt haben. Insgesamt gibt es in Deutschland nur an 3-4 Stellen Steinwildpopulationen, da die Tiere ruhige Hochgebirgslagen in den Südalpen präferieren. Der mächtige Steinbock an der Benewand war natürlich eine Sensation. Da die Benediktenwand, wie oben beschrieben recht isoliert liegt, war es für den armen Bock auch gar nicht so leicht den Münchner Hausberg wieder zu verlassen. Zum Glück erschreckte er keine Mountainbiker und frass keine Hühner und Hasen, so dass Ihm auch das Schicksal von Bruno Braunbär erspart blieb.

Ganz im Gegenteil: Mitte der 60er Jahre -der Steibock wurde immer mächtiger ob der fehlenden Nahrungskonkurrenz (die Hörner des Steinwildes wachsen ein Leben lang!)- entschied sich der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel (Vater vom Politiker Thomas Goppel) und der Verleger Franz Burda (Vater vom Verleger Hubert Burda) u.a. dazu dem einsamen Bock noch 4 weitere Stücke Steinwild aus der Schweiz hinzuzufügen. Eine Gedenktafel am Aufstieg erinnert an diesen heroischen Naturschutzakt.


Heute kann man das Steinwild bei guter Sicht an den Hängen der Nord und Südwand herumtollen sehen. Ein Steinbock kann immerhin bis zu 120 Kilo schwer werden gilt aber als äusserst graziler Kletterer. Leider hatte ich nicht das Glück einem Steinbock zu begegnen. Im Sommer halten Sie sich vermutlich eher auf der kühleren Nordseite auf. Den Steinböcken geht es hier so gut, dass alle paar Jahre die Kolonie wieder auf die maximale Anzahl von 80 Tieren durch Abschüsse reduziert werden muss.

Mit einem letzten Kraftakt ging es zum Gipfelkreuz, welches natürlich gut besucht war (es ist ja ein Münchner Hausberg). Hier habe ich mir eine westfälisch Brotzeit, bestehend aus Mettwurst, Brot und drei Schnaps gegönnt.


Somit konnten auf dem Weg nach unten wagemutige, schöne Bilder geschossen werden:
Bevor es durch die Jachenau nach dem Abstieg zum wunderbar blauen Walchensee ging. Der tiefste See Deutschlands glänzte mit kühlen Temperaturen, Badenixe und tollen Farben - ein Bad im See war ein Genuss.


Ebenso das Abendmahl im Kloster Benediktbeuern. Der Biergarten wurde von mir eindeutig unterschätzt. Wenn man nicht fahren muss macht es noch mehr Spass sich durch die Getränkekarte mit den süffigen Klosterbieren zu trinken.


Der Tag war ein echter bajuwarischer Klassiker. Benewand, ich muss aber leider nocheinmal wiederkommen, um die Nachkommen des mächtigen Steinbocks auch einmal aus der Nähe zu sehen.

 

Freitag, April 26

Kostenloses in München

Was ist heute schon kostenlos in München?

Umsonst ist derzeit aber wahrscheinlich vieles:

  • eine Heimniederlage vom FCB zu erleben
  • in der Mittagspause jemanden ohne Sonnenbrille zu treffen
  • einen geschlossenen Biergarten vorfinden
  • abends alleine an der Isar zu sitzen
Spass beiseite. Ein Besuch in Berlin am Wochenende hat mir Lust auf ein kostenloses Experiment gemacht. Bei einem Spaziergang aus Prenzelberg über die Bernauerstraße zurück nach Mitte habe ich eine interessante Entdeckung gemacht.

In Berlin wird Pfandsammlern nun geholfen. Zugegeben als Werbemaßnahme auch, hat der Brausehersteller Lemonaid Kisten an Ampeln angebracht, in denen Pfandpflaschen abgestellt werden können. Dann landen Sie nicht mehr als Scherben auf dem Boden und auch nicht da, wo Hunde sich erleichtern! Und Bedürftige freuen sich über 8 oder 12 oder 20 ct.



München ist da noch nicht ganz soweit. Wenn man etwas loswerden will, haben mir schon Freunde empfohlen, Sachen auf die Straße zu stellen und extra anzuketten oder einen Preis daranzuschreiben, damit Passanten es mitnehmen oder besser klauen!

Nun ja ich zu meinem Teil habe es auf einen Versuch im Westend ankommen lassen. Bücher, die ich doppelt habe, oder seit Jahren mein Bücherregal belagern ohne zu lesen haben Ihre Daseinsberechtigung nun verloren und sollten verschenkt werden!
Ergo habe ich Sie einfach in eine Kiste gepackt, vor die Haustüre gestellt und einen Zettel mit der Aufschrift "kostenlos draufgelgt".


Und siehe Da. Nach nur 2 Stunden war alles verschenkt! Und ich war froh etwas loszuwerden!

Freue mich schon auf den nächsten Verschenk-Test. Dann mit etwas mehr als nur Büchern!

Samstag, April 13

Ein leerer Sockel am Wittelsbacher Platz

leere Sockel auf dem Wittelsbacher Platz

Der Wittelsbacher Platz. Eine neoklassizistische Komposition im Herzen Münchens. Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts entworfen wird er von Gebäuden des Architekten Leo von Klenze flankiert. Links liegt das Graf Arco Palais, rechts das Odeon (Konzerthaus), wo heute das bayerische Innenministerium gastiert.

Baut weiter kräftig um: Siemens-Chef Peter Löscher
Peter Löscher Quelle:Siemens AG
Viel interessanter ist aber das Gebäude am Abschluss des Platzes, sowie die Statuen auf dem Platz. Im zartrosa gehaltenen Palais auf dem Bild hofiert nämlich kein geringerer als der Vorstand der weltumspannenden Siemens AG. Wird ein neuer Vorstandsvorsitzender vom Aufsichtsrat gewählt, muss er auf exakt jenen Stufen vor dem rosa Gebäude seine erste Rede halten.

Viel markanter ist natürlich das zentral stehende Reiterstandbild (1839) des bayerischen Kurfürsten und Herzogs Maximilian I., der Bayern durch die Wirren des 30 jährigen Krieges lenkte.

Trafalgar Square Kunst auf dem Wittelsbacher Platz

Im Winter findet auf dem Platz ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt. Nette -natürlich stilistisch völlig unpassende- Kulisse. Mir bleiben meist die teuren Pfandpreise für den Feuerzangenbowle Becher und die Tatsache dass man in Gulden zahlt (1€ = 1 Gulden) in Erinnerung. Auch der Hamburger Fischmarkt mit Aale Dieter hat es auf einer Auswärtstournee schon auf diesen Platz geschafft. Stilistisch noch viel unpassender.

Nun habe ich von einem viel interessanteren Projekt erfahren. Bei einer nächtlichen Fahrradfahrt habe ich recht erstaunt anhalten müssen, weil sich plötzlich ein zweiter, leerer Sockel auf dem Platz in die Höhe reckte. Bayern ist ja immer für eine Überraschung gut, hier werden noch neue Kirchen gebaut, aber allein an ein 2. Reiterstandbild auf dem Platz für Franz Josef Strauss I. konnte ich nicht glauben. 
Natürlich musste das recherchiert werden und ich landete virtuell in London am Trafalgar Square. Um den Trafalgar Square herum stehen 4. Sockel für Statuen. Aus Kostengründen konnten bei der Errichtung 1841 aber nur 3. Sockel mit Bronzegüssen fertig gestellt werden. Der 4. Sockel -auf dem ein Reiterstandbild William des IV stehen sollte- blieb aus Kostengründen unfertig und leer.

Über 150 Jahre wurde der sogenannte "Fourth Plint" zum Gespött und Tratsch der Londoner. Erst 1999 kam man auf die Idee den Sockel für einen zeitgenössisches Kunstprojekt freizugeben, so dass der Sockel nun endlich seine Bestimmung gefunden hat! Wechselnde Skulpturen, wie ein Schlachtschiff in der Flasche oder ein Knabe auf einem Schaukelpferd, lassen den Sockel nun zu einer wechselnden Attraktion für Touristen und einheimische Londoner werden.


Mit dem Kunstprojekt "A space called public" verfolgt die Stadt München ein ganz ähnliches Konzept und lässt es sich 1,3 Mio Euro kosten. Kuratoren des Kunstprojektes mit verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum sind die beiden Skandinavier Michael Elmgreen und Ingar Dragset, die sich derzeit auch für den schaukelnden Jungen auf dem "Fourth Plint" in London verantwortlich zeigen.

Was sich allerdings auf dem Sockel am Wittelsbacher Platz einfinden wird bleibt noch geheim. Hiess es lange.

Nun ist es doch herausgesickert: Eine Jury wählte den Entwurf des Münchner Künstlers Alexander Laner. Er wird den Sockel zu einem Luxusapartement mit Garten und Dachterasse umgestalten und damit auf die Wohnungsraumnot in München hinweisen.

Ab Ende Mai kann man dann das Sockelapartment temporär anmieten. Man darf gespannt sein! Persönlich hätte ich mir aber lieber eine weitere Skulptur auf dem Platz gewünscht.

Freuen tue ich mich aber in jedem Fall auf viele weitere Installationen in München und seinem so schönen öffentlichen Raum!

Montag, April 8

Schweineskulpturen München - was hat das Schwein vorm Jagdmuseum mit Sydney und Florenz zu tun?

Seit meinem ersten München Besuch bewundere ich diese Statue. Wahrscheinlich habe auch ich beim ersten mal seine Schnauze berührt und dann ein Foto von mir mit dieser Skulptur gemacht. Es geht um das bronzene Schwein auf der Neuhauser Straße.

Bronzeskulptur Schwein Eber Keiler Jagdmuseum München

 Gemeinsam mit einer Welsskulptur ziert es den Eingang des deutschen Fischerei und Jagdmuseums (findet gerade eine Wolpertinger Ausstellung statt!) in der Münchner Fußgängerzone. Ziemlich martialisch mit geöffnetem Brecher, aber dennoch scheinbar zufrieden hockt der Eber auf einem niedrigen Sockel. Ob seiner niedrigen Höhe wird es leider auch schon mal zum Opfer rangierender LKWs, die die Geschäfte in der Innenstadt beliefern. Schlagzeile daraufhin in den lokalen Gazetten:

"Wildunfall in der Münchner Innenstadt"

Mich fasziniert die Bronzestatue irgendwie. Bei der Recherche bin ich nun auf eine weltumspannende Geschichte gestoßen.

Geschaffen hat die Skulptur "Sitzender Keiler" der Bildhauer Martin Meyer, der auch noch für einige weitere tierische Skulpturen in München verantwortlich ist. Das Modell des Keilers in der Innenstadt ist allerdings ein Abguss (1978) einer früher gefertigten Keilerskulptur, die bereits 1960 in einer Münchner Wohnanlage der Borstei aufgestellt wurde. Dies ist das Original in der Borstei:

Bronzestatue Schwein Borstei Keiler Eber
Ein wenig größer und nicht so blank poliert von sovielen Touristenhänden. Das Berühren der Keilernase soll Glück bringen, was den goldenen Riechkolben erklärt. Auch vom Original war ich beeindruckt. Nun stelle ich aber beim recherchieren fest, dass ich in der Borstei eigentlich immer noch nicht zum Original vorgestoßen bin...

Entworfen hat die Schweineskulptur nämlich bereits im Frühbarock ein italienischer Bildhauer namens Pietro Tacca. Seine Version kann man seit ca. 1640 am Mercato Nuovo in Florenz bestaunen. Und bis auf ein etwas struppigeres Fell ähnelt Sie den Münchnern Nachfolgern sehr.



Doch selbst der begnadete Tacca hatte kein Original geschaffen. Seine Version geht auf eine römische Kopie einer griechischen Marmorskulptur zurück und ist somit noch älter. Nun ähnelt es ja fast schon einem Dan Brown Thriller!

Drehen wir das Rad der Geschichte aber wieder einmal in die andere Richtung. Die Schweineskulptur erfreut sich bereits seit Jahrhunderten enormer Beliebtheit, so dass es weltweit verstreut Nachahmungen dieser Statue gibt.

Dabei muss ich nun schmunzeln. Nicht nur dass einiger der Taccaschen Skulpturen im Schlosspark von Nordkirchen -nur weniger Kilometer von meiner Heimat entfernt- stehen, nein ein Schwein hat es sogar nach Sydney vor das dortige Hospital geschafft. Und genau über dieses Schwein habe ich bereits 2008 bei meinem Australien Aufenthalt begeistert berichtet und ein super Touri Foto geschossen:
Schwein Sydney Hospital Keiler Eber

Die Italiener nennen die  Skulptur liebevoll Ferkelchen (Porcellino). Der Wikipedia Eintrag gibt Auskunft über weitere Standorte der Schweine. Sogar als Skulptur in einen Harry Potter Film soll es das Schweinchen geschafft haben. Wirklich eine beachtliche Karriere.

Samstag, April 6

Video Eisbachwelle bei Nacht im Winter

Der Winter war lang. Irgendwo habe ich gelesen, dass es zudem der dunkelste Winter seit über 60 Jahren war.

Mit nur 48 Sonnenstunden war der kahle Asten -der höchste Berg meines Heimatbundeslandes NRW- heuer am dunkelsten. Der Spitzenreiter bei der Anzahl der Sonnenstunden liegt natürlich wieder einmal in Bayern. Oberstdorf, die südlichste Stadt Deutschlands im Oberallgäu mit 178 Stunde, also mehr als der dreifachen Menge.

Die Sonnenstunden sind ein nicht zu unterschätzender Vorteil im bayerischen Winter. Zwar können bayerische Skigebiete nicht mehr unbedingt die besten Schneebedingungen liefern, dafür ist es aber im deutschlandweiten Vergleich im Süden immer deutlich sonniger.

Auf jegliches Licht verzichtet haben 2 Eisbachsurfer und in einem lässigen Video bewiesen, dass man den Eisbach auch bei Nacht und im Winter surfen kann. Wenn ich endlich einen günstigen Wetsuit finde und die Temperaturen sich verdreifachen werde auch ich meine ersten Gehversuche auf den Wellen Münchens wagen!

Montag, März 18

Dachlawinen Warnschilder München

Die "Vorsicht Dachlawinen" Schilder werden wegen des herannahenden Frühlings in München leider bald reingeholt. Ich mag Sie aus zweierlei Gründen. Der Name ist genial. Obwohl es sich nur um herabfallenden Schnee handelt, denke ich an Lawinenpieps und den Schneesportkracher "the Art of flight"vom großen Zuckerwasserhersteller RB.

Übrigens fällt mir der Name eigentlich nur südlich des Mains auf. Oder gibt es im pedantischen Preussen auch Dachlawinen?

Zweitens ist die individuelle Ausgestaltung der Warnschilder schön. Jeder Hausbesitzer warnt auf andere Art und weise vor den Dachlawinen. Leider mit ernstem Hintergrund, tut er es nicht kann er für entstehende Schäden haften.



Hier könnt Ihr den Trailer vom RedBull Movie sehen:

Montag, Januar 21

Typische Maroni

Bei einem Einkaufsbummel durch die Stadt ist es mir aufgefallen: München wirkt derzeit sehr authentisch und echt. Was meine ich damit? Während in München durch Messen, Volksfeste oder Sportereignisse oft viele Touristen in die Stadt gespült werden, ist es derzeit recht still.

Es liegt Schnee, der bereits vom bestens funktionierenden Schneeräumdienst zu Haufen aufgetürmt wurde. An vielen Stellen wir er schon etwas bräunlich und verfärbt sich durch Streugut und Verkehr.
Maroni Stand München

Und auf der Kaufingerstrasse stehen wie seit etlichen Jahren viele Stände an denen man Esskastanien kaufen kann. Oder Maroni. Komischer Name, ein Blick zu Wikipedia hilft nicht weiter. dafür erfährt man, dass Kastanien bis weit ins 19 Jahrhundert das Hauptessen in der ländlichen Bergbevölkerung war. Aha!

Während ich es von zuhause gewohnt bin, Kastanien zusammenzufegen und zu entsorgen, werden Sie hier zu Geld gemacht. Ich glaube mit einem Maronistand auf einem Markt in der norddeutschen Tiefebene würde man nicht reich werden. In München aber gibt es allein auf den Konsummetern der Kaufingerstrasse ca 5 Stände.Wem`s schmeckt!