Mittwoch, Juli 22

An encounter of the special kind - (Sir Charles) Kingsford Smith

Eine Begegnung der besonderen Art hatte ich vor ein paar Wochen in den Alpen. Eigentlich wird es nur eine Semesterabschlusswanderung mit ca. 20 Studenten und einer handvoll Professoren.
Das Ziel ist die Tölzer Hütte des Alpenvereins, wunderbar gelegen im Karwendelgebirge zwischen Sylvensteinsee und Mittenwald.
Neben einer geschätzten Professorin und Ihrem Mann steigt morgens noch ein graumelierter, ca. 70 jähriger Mann in den Zug ein. Herr Kingsford-Smith trägt eine kurze Jeans, lange Wandersocken und wenn es regnet, holt er auf der Wanderung einen Schirm mit durchsichtigem Bezug hervor. Ehrlichgesagt bin ich froh, dass er sich morgens nicht neben mich setzt, denn auf eine Konversation mit einer mir fremden Person habe ich gerade nicht sonderlich Lust.

Im Laufe des Tages erfahre ich beim Ausnüchtern, dass Kingsford Smith Australier ist, aber 40 Jahre in München Sprach- und Intercultural Trainings gegeben hat, u.a. an unserer Hochschule. In ein paar Tagen wird er für den Lebensabend wieder nach Australien ziehen. Somit verabschiedet er sich hiermit von den Alpen.

Wir übernachten auf der Tölzer Hütte. Abends entfacht der Hüttenwirt auf 2000m Höhe ein Mitsommerfeuer und auch den Bergen rundherum sieht man solche Feuer leuchten.

Ich mache mir so meine Gedanken und erinnere mich, dass der Fluhafen in Sydney "Kingsford Smith Airport" heisst. Weiter fällt mir nun die Geschichte des australischen Piloten Charles Kingsford-Smith ein:
Ein Sir Kingsford Smith hat in den 1920ern und 1930ern nicht nur Geschwindigkeitsrekorde auf der Strecke London-Sydney aufgestellt, sondern auch die erste Pazifiküberquerung von den USA nach Australien geleistet. Er gilt als einer der besten, vor allem aber als einer der waghalsigsten Piloten aller Zeiten. In meiner Zeit in Brisbane habe ich seine Maschine die hochverehrte "Southern Cross", die ein eigenes Museum besitzt, am Airport gesehen.

Aber zurück zum Bergfeuer und meinem Wandererkollegen, dem Münchener Kingsford Smith. Am Feuer angesprochen auf seinen berühmten Namensvetter, entwickelt sich ein Gespräch, welches mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird:
Mein Wandersfreund ist tatsächlich der Neffe des berühmten Fliegers! Er spricht immer nur von "Smithy" und es wird ganz emotional als er von dessem tödlichem Absturz 1935 bei einem Unwetter in Asien erzählt. Ich bin schnell fasziniert von diesem Menschen. Für Filmaufnahmen durfte KS (München) auch er noch einmal mit der berühmten "Southern Cross" mitfliegen. Zudem bin ich mir sicher, dass er in beinahe jedem Pub in Australien Freibier bekommt, wenn er von seinem Namen und dem berühmten Onkel erzählt. KS (Oz) geniesst einen Heldenstatus in Down Under.

Aber auch er selber (KS (München)) hat eine interessante Lebensgeschichte. Seit seiner Studentenzeit in Sydney vom Bergsteigerfieber gepackt, hat er es zu beachtlichen Leistungen gebracht. Er stand mehrfach auf dem kältesten Berg der Erde, dem Mt. McKinley (mit Hans Kammerlander..), und hat den höchsten Berg Südamerikas bestiegen. Erstbegehungen an den Wänden des Mt. Blanc vorzuweisen und den Annapurna alleine umrundet.

Am meisten erstaunt mich der Erstbegehungsversuch eines völlig einsamen, spitzen und 800m hohen Felsens irgendwo im Meer zwischen Australien und Neuseeland. Die "Balls Pyramide"! (rechts). Wahnsinn.
Das er dabei noch ein für ausgestorben gehaltenes Insekt wiederentdeckt hat, erstaunt schon gar nicht mehr.

Zudem ist er befreundet mit einem der bekanntesten Gesichter Australiens. Der Gründer, Namensgeber und Brandicon der grössten Elektronik Kette Australiens, Dick Smith, ist sein Schulkamerad gewesen.





Wir verbringen noch einen langen, unterhaltsamen Abend am Feuer und nun habe ich ihm bereits ein Email, mit sich aus dem Gespräch ergebenden Infos und Links, nach Down Under geschickt. Thanks for the nice chat Smithy!


Ansonsten konnte sich auch die Landschaft (und die vielen Gemse..) auf der Tour sehen lassen. I`ll be back!


Sonntag, Juli 12

Kostenlos in München

München ist ein teures Pflaster. Das ist ja eigentlich bekannt. Die Maximilianstrasse gilt als exklusivste Einkaufsmeile Deutschlands. Und in der Fussgängerzone auf der Kaufinger Str. werden die höchsten Mieten Deutschlands verlangt.

Clever daher derjenige der weiss, wo man in München auch mal was umsonst bekommt. OK zum Beispiel das Feuerwehrmuseum ist umsonst. Na ja. Nett. Der Eintritt ins P1 kostet auch nix. Schon besser.

Viiiel besser finde ich es aber ein Konzert mitzuerleben ohne ein Ticket dafür zu bezahlen.
Das habe ich nun am Freitag erlebt. Im Rahmen der Münchener Opernfestspiele fand ein Konzert von Anna Netrebko & Co. am Königsplatz statt. Eine tolle Location ist das, vor den tempelartigen Gebäuden der Pinakothek und Antikensammlung. Gewaltig.
Da ein Ticket einen hohen 2 stelligen Betrag kostete und es eh ausverkauft war, haben viele Leute einfach vor den Absperrungen gestanden und gelauscht. Über riesiger Bildschirme konnte man sogar verfolgen was auf der Bühne geschah.

Diesen Konzertschnorrer-Tourismus in Perfektion gibt es schon länger im Olypark.
Wenn im alten Olympiastadion Depeche Mode, die Chili Peppers oder Madonna (Mitte August) spielen, versammeln sich wieder einige Leute mit Decken, Wein und Käse bewaffnet auf dem Olyhügel und geniessen eine kostenlose Aufführung.
Vom dem Hügel hat man dann sogar tlw. Einblick bis auf die Bühne. Schön auch mal nen Kreuzer in München zu sparen...

Samstag, Juli 4

Bärte aus Passion in Oberammergau

2010 ist es wieder so weit. Die berühmten Passionsspiele in Oberammergau werden aufgeführt. Irgendwann im 30 jährigen Krieg haben die Oberammergauer, nachdem sie von der Pest verschont blieben, als Dank geschworen alle 10 Jahre die Passion Christi nachzuspielen (solche Spiele gibt es übrigens nicht nur in O`gau....btw) .

Heutzutage ist das Ganze ein grosses Event mit mehr als einer halben Millionen Zuschauern aus aller Welt. Gespielt wird von Mai bis Oktober auf einer riesigen Freilichtbühne auch bei Schnee, Hagel und Regen.

Ende Mai war ich mal vor Ort und habe mir das bayerische Kulturevent näher ansehen können. Dubai bin ich auf einige Kuriositäten gestossen.
Zunächstmal muss, wer mitspielen will, in Oberammergau geboren sein, oder mindestens schlanke 20 Jahre dort leben. Ausnahme sind Musikanten im Orchestergraben. Bei den Violinen gibt es leider nicht genug örtliche Kompetenz und Musiker müssen reingeholt werden (O weh).

Mein Favorit ist aber der Barterlass:
That means ab Aschermittwoch 2009 (also mehr als ein Jahr vorher!) darf sich kein männlicher Einwohner Oberammergaus mehr rasieren (Frauen hoffentlich schon...). Hinweisschilder wie dieses rufen dazu auf.Bundeswehrmitarbeiter und Polizisten dürfen in dieser Zeit sogar mit Bart dienen bzw. arbeiten (..und Studenten beim Radeln mit Strafgeldern und Punkten in Flensburg versehen..). Das alles dient natürlich dem Zweck, dass im nächsten Jahr alle Oberammergauer wie echte Bewohner Judäas vor 2000 Jahren aussehen. Fährt man in diesen Tagen durch Oberammergau führen die Bärte zu lustigen Begebenheiten. Vom Tankwart bis Pfarrer bis zum flaumigen 14 Jährigen tragen alle Bärte.

Mein Kommilitone Benni hat seinen Wohnsitz leider (er sagt natürlich extra) nicht nach München verlegt, so dass er ziemlich wild aussieht (siehe Foto).

Um nicht aller Welt erklären zu müssen, warum man so ungepflegt aussieht gibt es übrigens nur eine Rettung. Einen Job als Römer ergattern. Davon gibt es ca. 200 Stück.
Wie man bei Asterix und Obelix sieht, waren die nämlich so clever und haben sich bereits vor 2000 Jahren rasiert. Auf Oberammergau hat das noch im Jahre 2010 Auswirkungen.