Sonntag, Dezember 7

Wanderer über dem Nebelmeer

Obwohl es einen goldigen Herbst in München gab mit später Biergartensaison, liegt die Landeshauptstadt Bayerns seit Wochen nun unter einer Nebelglocke.

Im letzten Winter habe ich es nicht verwirklicht - nun habe ich Besserung gelobt. Sollte es in München schlecht sein, prüfe ich das Ski, Wander und Bergwetter, um noch was vom Wochenende zu haben.

Gesagt getan bot sich mir erst letztes Wochenende nach ca. 45 Minuten Anfahrt und 2:07 Minuten Wanderung auf die Notkarspitze folgendes Bild:

Blick hinunter vom Vorgipfel der Norkarspitze (1900m). Unten links erkennt man auf dem Bild die letzte Almhütte des Klosteranwesends Ettal.

Während München und das Oberland noch im Nebel liegen, wird oberhalb von 1.300 Metern schon über die Entfernung des nächsten Kleidunggstücks nachgedacht.

Dazu noch ein Gipfelbier bei fast 15 Grad, Sonne und grandioser Aussicht, machten es zu einer speziellen Tour. Und das Anfang Dezember. Dem Klimawandel sei Dank ist der Dezember scheinbar der neue Wander-Oktober.

Irgendwie war es ein grandioser Moment über der Wolkendecke zu stehen. So dass ich mich zu einem Rückenportrait hinreissen liess, was einem Maler der deutschen Romantik zu aller Ehre gereicht hätte. Abends habe ich es dann aneinandergefügt.

Voila: Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer" und Heiner Tappes "Rückenansicht über Farchant mit Instagram Filter".

Wanderer Über dem Nebelmeer
Das Bild von Caspar David Friedrich beeindruckt mich schon lange. Irgendwie beschäftigt es mich, welche Gefühlsregung der Herr im Gehrock hat. Gerade weil ich sein Gesicht nicht sehe.

Zudem mag ich die Stimmung und Tiefe im Bild. Caspar David Friedrich war eine Maler der in der Nähe von Dresden zuhause war. Zwar hat er auch den Watzmann gezeichnet, dennoch hielt ich den Hintergrund seines Gemäldes immer für ein Teil des Elbsandsteingebirges hinter Dresden.
  
Die Recherche um das Bild hat nun erstaunliches zu Tage gebracht. Friedrich hat für sein Bild verschiedene Berge des Sandsteingebirges zusammengesetzt. Die Bergekomposition gab es nur in seinem Kopf. Bei Wikipedia findet man Vermutungen welche Felsen Friedrich nachgezeichnet haben könnte. Unter Ihnen findet vor allem der hinten rechts im Bild befindliche Zirkelstein bei Bad Schandau meine Bewunderung.

Zirkelstein Bad Schandau

Immer wieder bin ich erstaunt, welche geologische Vielfalt Deutschland zu bieten hat und glaube kaum, dass es sowas in Deutschland gibt.

Aber das es in das Ölgemälde von 1818 noch soviel mehr hinein zu interpretieren gibt hätte auch ich nicht gedacht. Das Rückengemälde von Friedrich steht auch für die deutsche Seele, die von den romantischen Malern befeuert wurde.

So sieht es beispielsweise die Welt in bei einem Kommentar zur Deutschlandumfrage:

Wenn es ein Bild gibt, auf dem ein Künstler die deutsche Seele eingefangen hat, dann ist es wohl Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer".
Das berühmte Ölgemälde entstand im Jahre 1818 und zeigt eine bürgerlich gekleidete Figur in einer imaginären Landschaft des Elbsandsteingebirges. Ganz in Schwarz gewandet, steht sie mit dem Rücken zum Betrachter; stützt sich auf einen Gehstock, blickt ins Tal und sinnt vor sich hin. Unten, im Nebel, wabert die Welt.
Das Bild machte als Ikone der deutschen Romantik Karriere.
Und wenn ein Historiker in Harvard, Yale oder Oxford erklären möchte, was mit den Deutschen im Moment nicht stimmt, dann braucht er bloß Friedrichs Nebelwanderer mit einem Overhead-Projektor an die Leinwand des Hörsaals zu werfen........

Eine schöne Erklärung der deutschen Romantik bietet auch das ZDF derzeit in der Histotainment Reihe mit dem grossartigen australischen Historiker Christipher Clark.

Soviel habe ich mir bei meiner Rückenansicht über Farchant nicht gedacht. Aber ein Gefühl der Freiheit, der Liebe zur Natur und der Zufriedenheit mit dem Einfachen will ich nicht abstreiten.

Auf dem Rückweg fand der Nebel dann auch Einzug ins Ettal und zwar mit Hochdruck. Unser Auto stand schon wieder im Grau. 

Nebel Ettal

Sonntag, November 9

Hindenburg in Bayern: Eine Büste wird vom Sockel gestoßen

Was man auf dem Bild sieht ist eine Gedenktafel für den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Das mag im preussisch geprägten Teil Deutschlands nichts besonderes sein. Was aber hat Sie im bayerischen Voralpenland zu suchen? Und warum fehlt die Büste?

Das Resultat eines Literaturabends

 

Gehen wir chronologisch vor. Ich nutze das Wochenende in München zur Erholung. 2 Wochenenden am Stück war ich nicht in München, 2 kommende Reisewochenenden stehen mir bevor. Vielleicht kennt Ihr das. Verteilt in der Wohnung, auf dem Schreibtisch, Sofa und neben dem Bett liegen Bücher, die mal lesen möchte, aber noch nicht die Musse hatte tiefer einzusteigen.

So ging es mir also am Samstag Abend bei einer Kanne Roibos Tee und ich vertiefte mich in den Gesprächsband von Giovanni di Lorenzo und Helmut Schmidt. Ein lesenswertes Buch, mit Statements eines wahren Stoikers, Hanseaten und Elder Statemens/Ex Bundeskanzlers. Häufiger geht es um politische Auseinandersetzungen mit dem langjährigen CSU Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß. Helmut Schmidt gibt zu FJS persönlich geschätzt zu haben und bezeichnet Ihn mehrfach als fabelhaften Rethoriker.

Als ich dass Buch von Schmidt/Lorenzo zurückstelle in die Politik Ecke des Bücherregals, bleibt mein Blick hängen an der FJS Autobiographie. Ich habe Sie schon vor Jahren aus neobajuwarischem Interesse in einem Antiquariat gekauft. 600 Seiten Politik hatte mich dann aber wohl jahrelang abgehalten einen tieferen Blick hineinzuwerfen.  

Ein Blick in die Strauss Autobiographie


Nun wage ich einen Blick und lese die ersten 30 Seiten der Strauss Autobiographie. FJS hat Sie nur ein halbes Jahr vor seinem Tod auf Band gesprochen und ich finde es hochspannend, dass er gegeüber der ersten NSDAP Parteizentrale an der Schellingstrasse als Sohn eines einfachen Metzgers grossgeworden ist.

Hängen bleibe ich aber an einem Zitat über den Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg. Als Reichspräsident hat er als Greis Hitler zum Kanzler gemacht, als Miterfinder der Dolchstosslegende die Weimarer Republik torpediert und als Generalfeldmarschall unter Wilhelm II den Tod hunderttausender Soldaten im WW I in die Schlachten um Verdun zu verantworten.

FJS in seiner Autobiographie über eine Unterhaltung mit dem Ex-Reichkanzler Brüning:

"Über Hindenburg, der Ihn (Brüning) rücksichtslos hatte fallen lassen, verlor Brüning kein schlechtes Wort. Eine ironische Anmerkung: Für mich hat Hindenburgs Metamorphose begonnen, als er seine Hirsche nicht mehr bei uns in Bayern, in Dietramszell, schoss, sondern in Neudeck in Westpreussen. Solanger er noch unter bayerischen Einfluss stand, nicht von ostelbischen Gutsbesitzern wie Oldenburg-Januschau, waren die Dinge noch in Ordnung."

Hindenburg, der Ultra Preusse -geboren 1845 in Posen- soll lange Jahre in Bayern, in Dietramszell, gejagt haben? Das begann mich zu interessieren.

Ja es stimmt. 1922 bis 1932 verbrachte Hindenburg seine Sommerfrische in Dietramszell. Ein wenig Google und dem Oberbayerischen Volksblatt sei Dank:

Hindenburg und Dietramszell – das ist eine besondere Geschichte. Sie führt zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Der Forstfachmann Georg Escherich aus Isen bei Dorfen (Landkreis Erding) wird in das unwirtliche Waldgebiet Bialowies („Gouvernement Warschau“) entsandt. Er soll die Erschließung des Urwalds in Angriff nehmen. Bialowies ist auch ein Jagdrevier. Eine besondere Attraktion: Wisente. Escherich gibt nur einzelne Exemplare zum Abschuss frei, insgesamt acht Tiere. Zuerst darf am 12. November 1915 Kaiser Wilhelm II. ein Tier erlegen. Als nächster ist dann im Januar 1916 Kriegsheld Hindenburg an der Reihe. Er wird es Escherich nie vergessen. Die beiden bleiben befreundet. Sie sind auch Gesinnungsfreunde – für Demokratie und Republik haben beide nichts übrig. 
Es kommt die Kriegsniederlage, es kommt die Revolution und die Republikgründung. Hindenburg, der Held, mischt in der Politik mit, aber er ist noch nicht Reichspräsident (das wird er erst 1925). 1921 erleidet er einen Schicksalsschlag. An seinem Wohnort Hannover stirbt seine Frau Gertrud. „Nicht zuletzt, um sich nach dem Tod seiner Frau abzulenken“, schreibt der Historiker Wolfram Pyta, „besann Hindenburg sich wieder auf seine alte Jagdpassion.“ Sein alter Jagdkumpan Escherich setzt ihn auf die Gams an. Im Sommer 1922 logiert Hindenburg erstmals in Oberbayern, Escherich bringt ihn bei der mit ihm befreundeten Familie Schilcher unter, der das Dietramszeller Klosterschloss gehört. Hindenburgs Jagdausflüge in das Revier Fall an der Isar hinter Lenggries waren für den damals schon über 70-Jährigen eine Strapaze. Eine Lore der Holzabfuhrbahn, die mit Sitzen versehen und von Pferden gezogen wurde, brachte ihn ein Stück bergauf. Den Rest musste Hindenburg aber selber gehen. „Dass er diese Strapazen bis 1931 Jahr für Jahr auf sich nahm und mit einem oder mehreren guten Böcken belohnt wurde, zeugt von seiner Leidenschaft für das edle Waidwerk wie von seiner guten körperlichen Konstitution“, schreibt Historiker Pyta.

Die meisten Google Suchergebnisse nach "Hindenburg in Dietramszell" werden aber von einem aktuelleren Thema bezüglich Dietramszell und Hindenburg bestimmt. Vor dem Dietramszeller Klosterschloss -einem oberbayerischen Spät-Barock Juwel- stand seit Ende der 30er Jahre eine Hindenburg Büste. Aufgestellt von den ehemaligen Besitzern der Familie Schilcher, abgehängt niemals. Auch nicht von den heutigen Besitzern einem Selesianer Stift und einer Montessori Schule.

Wie man mit der Vergangenheit umgeht -Hindenburg war in weiten Kreisen der konservativen Gesellschaft ein angesehener Mann- ist so eine Sache. So lassen? Hinweistafel? Abreissen?

Meine Heimat Münster hat sich für folgende Lösung entschieden:



Ein Münchner Aktionskünstler entschied sich im Sommer 2014  in Dietramszell aktiv zu werden. Er entnah kurzerhand die Büste, versah Sie mit einem Hakenkreuz und setzte Sie in den Garten der Nachfahren derer von Schilcher.

Ein wahrer historischer Krimi entsponn sich nun. Wusste ich doch nicht, was seitdem mit der Büste geschehen war. Es nützte nicht. Ich musste heute in das 5000 Einwohner Dorf. Keinen Bahnhof gibt es dort, also beschloss ich das Mountainbike zu nehmen und 70 KM über Land gen Süden zu fahren. Die hüglige Moränenlandschaft trotzte mir einige Körner ab, aber ich war motiviert. Ein wenig fühlt ich mich wie in einem Dan Brown Roman, noch viel mehr aber wie Umberto Eco in seiner Vorschrift zum Roman "Im Namen der Rose":

"Am 16. August 1968 fiel mir ein Buch aus der Feder eines gewissen Abbé Vallet in die Hände: Le manuscript de Dom Adson de Melk, traduit en français d'après l'édition de Dom J. Mabillon (Aux Presses de l'Abbaye de la Source, Paris 1842). Das Buch versehen mit ein paar historischen Angaben, die in Wahrheit sehr dürftig waren,  präsentierte sich als die getreue Wiedergabe einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, die der große Gelehrte angeblich seinerseits im Kloster Melk gefunden hat".

Mit diesem Satz beginnt der legendäre  Roman "Der Name der Rose". Umberto Eco warnt den Leser der deutschen Ausgabe augenzwinkernd aber ein paar Sätze später:  

"Der geneigte Leser möge bedenken: Was er vor sich hat, ist die deutsche Übersetzung meiner italienischen Fassung einer obskuren neugotisch-französischen Version einer im 17. Jahrhundert gedruckten Ausgabe eines im 14. Jahrhundert von einem deutschen Mönch auf Lateinisch verfassten Textes."

Mit dem Radl auf dem Weg nach Dietramszell


Ganz so verworren war es dann bei mir doch nicht und ich erfreute mich der zauberhaften Herbstbilder und immer andersartiger Blicke auf das Alpenpanorama von der Zugspitze bis zum Wendelstein.



Dietramszell ist eine beliebte Einfamilienhausstadt im Süden Münchens. Knapp über der Hälfte zwischen Landeshauptstadt und Tegernsee. Zwar stehen hier weniger Bonzenhäuser wie in den Münchner Vororten Grünwald oder Sauerlach, aber es geht gediegen zu. Auch Kulturschaffende wie die Autorin und Moderatorin Amelie Fried oder der Regisseur Marcus H. Rosenmüller sollen hier wohnen. Auf dem Weg dorthin fahre ich durch viele Dörfer, die durch Kircherl, Wirtshaus, Bauernhof und Dorfweiher geprägt sind. Idylle pur.

In Dietramszell ist es durch das Klosterschloss, was gleichzeitig die Pfarrkirche ist, anders. Vom Wirtshaus fährt man noch 300m einen steilen Berg runter und steht urplötzlich vor den massiven waldumrandeten Klostermauern.

Im Angesicht mit der Hindenburg Gedenktafel


Der geneigte Leser weiss es schon und ich sehe es auch schnell. Die Büste ist noch immer nicht wieder da. Hindenburg ist gone, un die Hinweistafel ohne Büste fällt kaum weiter auf. Ich nutze die darunterliegende Bank für eine lange Pause mit Brotzeit und geniesse die warme Novembersonne.


Immerhin die Einfahrt zum Klosterhof mit den Hirschgeweihen erinnert vielleicht noch an den alten Preussen in Bayern. Eine Geschichte nach meinem Geschmack. Ende offen.

Geschichtsnostalgie ala Dietramszell


Nachtrag:

Die Dietramzeller haben  es ein wenig mit Geschichtsnostalgie. Neben dem Kloster erinnert eine Wirtshauswandmalerei an die letzte Postkutsche Bayerns:



Nachtrag 2:

Im Dezember 2013 kam es zu einem Eklat als Hitler und Hindenburg die Ehrenbürgerwürde der Stadt Dietramzell nochmals pro Forma entzogen werden sollte (laut bayerischer Gemeindeordnung erlischt Sie mit dem Tode). Brisantes Abstimmungsergebnis: 8:8 unentschieden. Im zweiten Wahlgang klappte es dann doch.

Nicht nur die süddeutschen Gazetten auch amerikanische Late Night Talker (Jaret Leno) amüsierten sich über das "kleine Dorf im Süden Deutschlands".


Sonntag, Oktober 19

Die Sache mit dem Bier....

Vor einigen Jahren habe ich mir einen Artikel ausgeschnitten, der nun meine Collage auf der Toilette ziert:

Jeder 4 Bayer trinkt täglich Bier!

Wenn es so wundervolle Herbsttage sind wie derzeit kann ich dass gut nachvollziehen - und addiert man die Biere aus der Oktoberfestzeit hinzu, kommt das bei mir für die letzten 4 Wochen wahrscheinlich auch hin:


Weissbier im königlichen Hirschgarten!
Belohnungs-Weissbier im Rißtal/Karwendel aka auf dem Weg zum Biermodel!

Natürlich legen viele Münchner eine Pause zwischen dem Ende des Oktoberfestes und der kommenden Weihnachtszeit ein, damit der Körper sich gut erholen kann, aber ich denke ein-zwei alkoholfreie Weissbiere tun es auch. Zudem verzichte ich meist auf jegwelche Schnäpse, weshalb mich auch die Whiskey Messe in München "Classic Whiskey" nicht locken kann:


Schmunzeln musste ich aber über die Namensgebung der Messe. Immerhin unterscheiden viele Schnapsliebhaber WhiskY aus Irland und WhiskEY aus Schottland. Die Veranstalter lösen es geschickt indem Sie das "e" klein und schräggestellt andeuten. Auf dem Plakat und in der URL wird es wiederum ohne "e" geschrieben.

Also wie denn nun? Fragen wir doch einfach Mama Google, und siehe da, in Deutschland wird die ohne "e" Variante doppelt so oft gesucht!



Aber den Spruch der Messe Veni Vidi Whiskey kontere ich lieber mit:


Donnerstag, September 4

Die "Big Five in München" - und was eine Kuh auf der Theresienwiese treibt

Die Abendzeitung ist mit einem spannenden Titel auf der Jagd nach Lesern.
         Die Big Five in München laut der Abendzeitung
Das ist wirklich spannend. Fast alle abgebildeten Spezies habe ich schon in München gesehen. Rehe sieht man zB beim Joggen im Schlosspark Nymphenburg. Erst kürzlich bin ich einem weiblichen Reh gefolgt, welches vor mir über einen schmalen Brückensteg gewechselt ist. Wahnsinn wie sicher und ruhig das Reh unterwegs war. Ob des wenigen Drucks durch Spaziergänger und Jäger (der Park ist nachts geschlossen, die Wälder dürfen nicht betreten werden), sind die Rehe recht zahm und lassen sich gut beobachten.
Füchse habe ich schon zweimal in der Nähe der S-Bahn Linien im Stadtgebiet gesehen. Hier gibt es ebenfalls wenig Besuch durch die Spezies Mensch und Sie scheinen clever genug der Bahn aus dem Weg zu gehen. Nachts machen Sie sicher auch den ein oder anderen Mülleimer leer. Viele Mülleimer  z.B. im E-Garten oder auf der Theresienwiese, haben wegen der Füchse und Krähen daher mittlerweile einen Wildschutz, damit die Müllentsorger nicht die herausgezogenen Reste erneut einsammeln müssen.

Und der Steinmarder, nun den sieht man wirklich in ganz München in den Morgenstunden umherschweifen. Ich vermute der braucht nur 3-4 Bäume und viele parkende Autos. Ein schlechtes Gewissen hatte ich, als ich einen Mietwagen zur späten Stunde vor der Station abstellen musste. Keine 20 m entfernt hatte sich schon ein Steinmarder unter das Auto verzogen. Laut der SZ ein Hauptgrund für Bissschäden sind Autos, die von anderen Marderrevieren in ein neues geparkt werden
gefällter Baum im Egarten? Biberspur?
Während ich höchstselbst noch keinen Dachs tot oder lebendig in München aufgespürt habe, bin ich aber der Bibersuche einmal nachgegangen. Der Nordteil des englischen Gartens ist viel wilder und ursprünglicher als der Südteil mit seinen lieblichen Hügeln, Häuseln und Biergärten. Hier oben weiden Schafherden, hier findet man uralte morsche Bäume und viel weniger Besucher. Es fliessen hier noch mehr Bäche durch die Parkflächen, die direkten Zugang zur Isar haben.
Bereits vor einigen Jahren sind Biber aus den Isarauen eingewandert, die die bayerische Schlösser und Parkverwaltung mächtig auf Trab halten.

Ich habe mich an den heissesten Stellen um das Tivoli Kraftwerk und im Nordwest-Teil hinter der Studentenstadt umgesehen, aber weder Biber noch gefällte Biberbäume finden können. Immerhin bin ich an ein paar Bibervorsichtsmassnahmen -mit Draht umwickelte Bäume- vorbeigekommen.

Big Six auf der Theresienwiese: Kuhattacke

Soweit so gut. In diesen Wochen mehren sich auch wieder die Berichte über die Gefahr, die von Kühen auf Wanderer ausgeht. Gerade wenn man mit einem Hund unterwegs ist, sollte man ein Kuh oder Rinderherde in den Alpen meiden. Leider ist so eine Kuh deutlich stärker als eines der Münchner Big Five. Und hat nun auch mitten in München zugeschlagen:

Aus dem Schlachthof in Untersendling ist eine Kuh am Dienstag in der früh von der Laderampe gesprungen und hatte keinen Lust aufs Schafott. Ob Sie so einen friedlicheren Tod gefunden hat bleibt fraglich.
Sie entschied sich nämlich über die Poccistrasse am Kreisverwaltungsreferat durch und über das Gelände einer Moschee zu einem Ausflug auf die Theresienwiesn. Leider ist die Landwirtschaftsausstellung nur alle Jahre einmal, also hatte Sie hier nichts verloren.

Im Gegenteil, durch die Verfolgungjagd war Sie mittlerweile völlig durchgedreht. Eine Joggerin wurde auf die Hörner genommen, die anderen flüchteten Panikartik. Es müssen sich abstruse Szenen abgespielt haben morgens um halb Sieben, weil die Kuh das Gelände, welches durch den Aufbau der Festzelte komplett gesperrt ist, gleich 2mal umrundete.

Irgendwann stellte die Polizeit die Kuh mit einem Streifenwagen und um weiteres Unheil zu vermeiden schossen die Polizisten mit Ihren Dienspistolen.
Die tote Kuh hinterm Schützenzelt ((c) Rehm/TZ München)
Weder haben die meisten Polizisten Ahnung wie man ein tier schonend erlegt, noch sind die Pistolen dafür geignet. Eine Pistole soll ja schliesslich einen Gegner auch eher kampunfähig machen, denn töten. Erst ein herbeigebrachtes G3 Gewehr konnte dann der erschöpften Kuh den Gnadenschuss antragen. Schauriges Szenen müssen das unterhalb der Bavaria gewesen sein.

Die Berichterstattung in den lokalen Boulevardzeitungen hat gewirkt. Bei einem Spaziergang am heutigen Donenrstag habe ich gesehen, dass erste Kuhfans Blumen niedergelegt haben. Wofür dabei ACAB steht, dass weiss ich auch nicht.


Leider hatte die Polizei auch wenig Sinn für Humor. Wie wäre denn der Gnadenschuss nicht hinterm Schützenzelt (dafür waren die Polizeischützen auch zu schlecht), sondern hinter der Ochsenbraterei gewesen? Kurze Wege, nachhaltiger Fleischgenuss!


Sonntag, August 31

Neuer Italiener - neue Sprache

Bie mir in der Bergmannstrasse herrscht ein kulinarisches Kommen und Gehen.
Eigentlich bietet die Strasse im Münchener Westend einen typischen Querschnitt durch die gastronomische Fülle Münchens.

Angefangen vom Norden findet man eine Voll Assi Boazn, wo mich morgens schon Trinker begrüssen, gefolgt von einem griechischen Migranten Lokal, bevor es endlich mit einem Italiener (man sagt das immer so in München, nie bloss "italienisches Restaurant) und einem Augustiner Wirtshaus weitergeht. Schliesslich rundet ein derzeit angesagter Burgerrestaurant (Hans im Glück) das Essensangebot ab.

Der Italiener wird gerade umgebaut und bekommt wohl einen neuen Pächter. Die Fenster sind daher zu geklebt und geben dem interessierten Spaziergeänger eine geheime, mehrsprachige Botschaft mit:
Zunächst mal gibt es die Info, dass das Restaurant im Oktober (ottobre) eröffnet wird, nur auf italienisch. Schade, hätte vielleicht auch die nicht italienisch sprechenden Gäste interessiert.

Aber auch die Info in der deutschen Mundart dürfte im Süden für Verwirrung sorgen.

"Dann lur`n Sie doch mal rein!"

Wenn ich nicht den ein oder anderen Karnevalshit gehört hätte, wäre ich nun am Ende. Scheinbar meint der Münchner Italiener luren=schauen aus dem kölschen. Meine Sucher hat ergeben dass die Kölner sogar zu einer Brille=Luurmaschine sagen. Wann auch immer sestosenso eröffnet, ich freu mich drauf, die ham nämlich gute Google Bewertungen!

"et kütt wie et kütt..."

Sonntag, August 3

Stand Up Paddler erobern die bayerischen Seen


Im Sommer locken die Bergseen im Münchner Süden immer für eine Abkühlung. Besonders schön finde ich die Bergseen direkt am Fuss der Berge, die ohne echte Zu oder Abflüsse auskommen, sondern vom Schmelzwasser der Berge gespeist werden. Seen, wie der Eibsee in Grainau oder der Walchensee bestechen durch Ihre grüne Farbe und faszinierende Klarheit. Taucht man unter fühlt man sich wie ein freischwebender Astronaut.

Stand-Up Paddling an den bayerischen Seen

Nun hat eine neue Wassersportart auch Oberbayern erreicht. Stand Up Paddler durchqueren die idyllische Berglandschaft mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Eigentlich will ich das auch gerne mal ausprobieren. Aber leider kosten die Surfboards um die 1.000 €, also doch besser mieten!

Während ich auf dem obigen Bild am Eibsee chille, trauen sich unten 2 Paddler die Schliersee Durchquerung zu. Fotographiert von der Besucherfähre, auf der ich vor zwei Wochen zu einer Hochzeitsgesellschaft aufgebrochen bin.

Sonntag, Juni 29

....und das nimmt man doch gerne mit: 2 mal kostenlos in München....

Zwei sehr gegensätzliche, aber kostenlose, Veranstaltungen fanden am Samstag in München statt.
Hineingeraten bin ich am Viktualienmarkt in die Freisprechungszeremonie der Bierbrauer. Der neuer OB Dieter Reiter durfte wohl hier einer seiner schöneren Aufgaben nachkommen. Mit einem Mords Holzschwert (der Kerola?) nahm er das Freischlagen der Braugesellen/innen vor. Alles schön im Video dokumentiert:
Die Freischlagezeremonie habe ich gar nicht mehr mitbekommen, weil meine Konzentration auf den Ausschank des Bieres lag.

Konnte ich es doch erst gar nicht glauben, als ich an Holzfässern vorbeiflanierte an denen Münchener Bürger, Touristen und Brauereiangestellte fröhlich Bier  tranken. Eine Kasse oder irgendeine Zahlungsform konnte ich nicht erkennen. Bei Spaten Bier konnte ich noch widerstehen, beim Hacke Pschorr fiel es mir schon schwer und als das blaue Augustiner Zeichen und Holzfässer in Sicht kamen war es um mich geschehen.


Augustiner Freibier Viktualienmarkt
Auch ich ging an die Theke vor und entnahm ein exzellent schmeckendes und kostenloses Bier.
Kommentar einer Gruppe amerikanischer Touristen, die ob der ganzen Folklore und freigiebigkeit der Müncher Brauereien beeindruckt waren:

"This is beer-heaven!"
Ein kostenloses Event der anderen Art fand am Abend vor der Staatsoper statt. Bei der "Oper für alle" sponsort BMW die Übertragung einer Aufführung nach draussen auf den Max-Joseph Platz. Tolle Atmosphäre und alles kostenlos, leider aber auch ein bisl umsonst, denn um ca. 19 Uhr gin ein herzlicher Regenschauer runter, der so sicher einige Opernbesucher vertrieb.

Freitag, Juni 20

Von sympathisch bis entsetzlich: Kuriose Strassennamen in München

In München bin ich regelmässig mit dem Radl unterwegs. Ich empfehle es immer allen neu Zugroisten (bayerisch für Zugereister), damit man sich besser in München orientieren kann. U-Bahn fahren hilft bei der Orientierung leider nur bedingt.

Dabei fallen mir auch allenthalben kuriose Strassenschilder auf. Einige Strassenzüge oder Plätze mit interessantem Namen sind sicherlich noch vielen bekannt: Im Tal, Am Platzl oder Am Stachus (benannt nach dem Wirt Eustachius Föderl). 
Andere Strassen wie die "Papa-Schmidt-Str." bringen mich dann doch zum Schmunzeln wen ich vorbei radle. "Papa Schmidt" war der Inhaber des Marionettentheaters ums Eck im Gärtnerplatz-Viertel.

Bei einer Fahrt durch Untergiesing war ich bei einem mir neuen Strassennamen regelrecht entsetzt. Ich kenne die Blumenau bei München-Pasing, es gibt einen einigermassen berühmten Biergarten die Hirschau, und nun habe ich in Untersendling Au mit Birken gesehen. Birkenau.

Birkenau Strasse Untersendling
2006 war ich höchstselbst im Aussenlager Birkenau des Konzentrationslagers Auschwitz als Besucher. Ein grauenvoller Ort wo mir die Technisierung und ungeheure Dimensionen des Holocaust erst bewusst wurden.

Dass es eine Birkenau auch in andern Städten gibt und sogar als Gemeinde in Hessen war mir nicht bewusst und hat einige Zeit gedauert. Nun denn.

Montag, Mai 26

Neuer Outdoorsport entdeckt: Schotter-Springen am Achensee

Der Sonntag wurde endlich in Sommer-Manier in den Bergen verbracht. Nach einer Fahrt über Tegernseetagesurlauber-verstopfte Strassen ging es zum Achensee in Tirol und da spontan auf die Seekarspitze.
Seekarspitze
Der Berg bildet die komplette massive Südwestflanke des wunderschönen, blauschimmernden Achensees. Und erfüllt ein Kriterium dass ich mir oft zu Beginn der Wandersaison setze: Kein Gipfel unter 2000 Meter -mit knappen 2035m
Achensee von Seekarspitze
Eine schöne Tour bei herrlichem abwechslungsreichem Wetter. Erst entlang eines spritzigen Bergbachs, dann in direkter Linie hoch über eine Alm zu den Latschenkiefern; gefolgt von den ersten ausgesetzeten Felsen, Schneefeldern und leichter Kletterei erreicht man den karstigen Gipfelblock.

Seekarspitze Gipfelkreut
Nach einer ausgiebigen Brotzeit am Gipfel und ein bisl Gepose für ein cooles Bild (siehe oben) später ging es an den Rückweg.

Mit neuer Wandermethode in Rekordzeit am Ziel

Nach einigen Jahren Wandererfahrung hat sich bereits eine gewisse Trittsicherheit Downhill eingestellt. Recht regelmässig stelle ich fest, dass angegebene Zeiten um bis zu 30% unterboten werden. Hier an der Seekarspitze fanden wir aber wieder einmal (wie am Daniel in Leermos) ideale Bedingungen für einen ultraschnellen Abstieg vor. Oberhalb der Latschenkiefern befindet sich meist eine Region die von den widrigen Witterungsverhältnissen getroffen, besonders karg und öd ist. Vielleicht auch wegen einer gewissen Steilheit findet man hier nur Geröll und Schotter vor, während sich der Wanderweg mühsam den Berg herauf/herab schlängelt.

Schotter Springen
Das kann zeitraubend und anstrengend sein, es sei denn amn wendet eine neue Methode der Fortbewegung an: das Schotter Springen. Kollege Simon macht sich im obigen Photo bereits auf den Weg zur nächsten Etappe.

Man benötigt relativ steiles Gelände und etwa knöchel-, besser knietiefen Schotter. Sodann kann man den befestigten Weg verlassen und zum "Abschneider" werden. Man springt einfach in den weichen Schotter und nutzt die Tatsache, dass das Einsacken die Sprünge abfedert. Man muss sich zwar gut konzentrieren, aber es macht irsinnig spass und man kommt schnell voran. Unbedingt aber aufpassen, dass sich kein anderer Wanderer in Fallinie möglicher Steine befindet!

Das Ergebnis des Schotterspringens kann dann in Video-Form so aussehen:


Das ganze geht natülich genau so gut ohne Stöcker. Ich werde es versuchen diese Saison bei guten Bedingungen häufiger anzuwenden.


PS: Übrigens liebe Anne C.: Wir haben weder einen Wolpertinger noch einen Dahu sehen oder fangen können. Dabe hätten es ein französicher Dahu sicherlich mit seiner einmaligen Beinstellung im steilen Schotter viel einfacher!

Sonntag, Mai 18

Ende des bayerischen Wahlmarathons: Posselt und die Europawahl

Mit der kommenden Europawahl geht in Bayern ein wahrer Wahlmarathon zuende. Nach Landtagswahl und Bundestagswahl standen Olympia Entscheide, standen Kommunalwahlen an, standen Stichwahlen zum OB an, und nun also Europa.
Mittlerweile versuche ich meistens Briefwahl zu machen; so hat man auch viel mehr Zeit sich mit den schönen Wahlzetteln zu beschäftigen.
Wahlzettel Bayern Kommunalwahl Europawahl
Höhepunkt waren die Unterlagen zur Kommunalwahl. Gefühlte 2 Quadratmeter Papier. Das passt in eine Wahlkabine sowieso nicht rein. Wie der BR berichtet solle es einige Wahlbüros geben, die den Wählern erlauben auf dem Boden kniend Ihrer Demokratiepflicht nachzukommen.

Panaschieren und Kumulieren


Der Wahlzettel zur Kommunalwahl in Bayern ist so gross weil ich nicht nur 1 Stimme sondern gleich 80 Stimmen verteilen darf. Man kann die Stimmen sogar auf verschieden Parteien verteilen (panschieren) und auch die Listenanordnung selbst bestimmen in dem man einem Kandidaten bis zu 3 Stimmen gibt (kumulieren). 
Beim Ankreuzen geniesse ich es jedes mal ausführlich die Berufe der Kandidaten zu studieren und habe bei meiner Partei so versucht mir genehmere Berufe nach vorne zu wählen (und die hohe Anzahl der öffentlich Beschäftigten im Parlament zu verringern..).

Nun Europawahl: Stiere auf Wahlplakaten


Der Wahlkampf zur Europawahl gestaltet sich in Bayern -wie vermutlich in ganz Deutschland- eher fad. Gerade SPD Kandidat Schulz mag ein guter Bürokrat sein, aber seine Aussenwirkung ist bescheiden. Spitzenkandidat für die CSU ist auf den ersten Blick ein bayerisches Gegenstück zu Martin Schulz: Sein Name ist Bernd Posselt.
Da auch Posselt nicht zwingend charismatisch ist und ein wahres bayerisches Mannsbild ist, plakatiert die CSU einfach einen mächtigen Stier.


Posselt sieht für mich auf dem ersten Blick aus wie ein netter Vertreter der deutschen Wirtschaftswunderzeit. Das Stierplakat wirkt zunächst befremdlich und erinnert mich auf den ersten Blick an Parteiplakate vom linken oder rechten Spektrum. Wenn es aber wirklich den Kandidaten darstellen soll kann man Ihm eine gewissen Selbstironie nicht absprechen: Massiver Posselt massiver Stier - und "kraftvoll" möchte er für ein "schlankes Europa" kämpfen. He He.

In der Süddeutschen Zeitung habe ich ein Portrait über Posselt gelesen. Er besitzt kein Handy als einziger Abgeordneter im EU-Parlament. Er ist bei den Sudetendeutschen aktiv und lässt sich gerne in Tracht abbilden. Also kann man meinen er sei ein bayerischer Hinterwäldler. Als langjähriger Assistent des letzen Kaisersohns Otto von Habsburg ist er aber überzeugter Europäer und Vorsitzender der Paneuropa Union die von von Habsburg gegründet wurde. Er bildet in der CSU in etwa das Gegenstück zum Europakritiker Gauweiler.

Und dennoch wird er es wohl kaum schaffen die Wahlbeteiligung 2014 in die Höhe schiessen zu lassen. Leider gilt für Postenbesetzung der Parteien auf europäischer Ebene weiter der weise Satz:

"Hast du einen Opa, schick Ihn nach Europa"

Juncker, Stoiber, Oettinger und Co lassen grüßen! Dabei bleibt Europa leider wichtig und einfach war es noch nie....



 


Sonntag, April 27

Tierische Gedenksteine: Meine Besuche bei den letzten Ihrer Art

Felsen in NRW zu finden ist gar nicht so einfach. Zwar lebe ich in München auf 550m Meereshöhe, meine Heimatstadt Haltern am See bringt es aber nur auf 40m über NN. Die nächsten Felsen findet man mit Glück im Teutoburger Wald oder aber im Siebengebirge oder der Eifel.

Das Sauerland wird am Kahlen Asten bis zu beeindruckenden 840m über NN hoch und es ist daher und ob der Besucher auch als die holländischen Alpen bekannt. Bildlich denkt man allerdings eher an Fachwerkhäuser mit Schieferdächern und vor allem sanft, bewaldete Hügel mit Fichtenbewuchs.

Die Google Bildersuche bestätigt meine Annahme:


Und so ward ich lange Zeit nicht im Sauerland gesehen mich zog es eher in die Alpen, die sowieso näher lagen. Ich glaube es war ein Bildband NRW, der mich staunen lies. Denn es gibt eine Ausnahme von der immergleichen Landschaft im Sauerland.
Author in Wandererkluft an den Bruchhauser Steinen

Südlich von Meschede ragen aus der üblichen Sauerlandschaft nämlich 4 Felsen empor mit bis zu 90m senkrechter Felswand. Sie heißen die Bruchhausener Steine, und sind eruptierte Lavaklötze, die einfach trotzig einige Millonen Jährchen stehen geblieben sind, während sich die Welt rundherum veränderte. Ein lohnenswertes Wanderziel, leider fast unbekannt für die 15 Millionen Menschen im 100km Umkreis.

Felsen Sauerland Bruchhauser steine
Die Bruchhauser Steine vom höchsten Punkt

Der letzte Uhu, der letzte Wanderfalke: Zeugen einer kulturellen und ökologischen Wende


Was mich neben der geologischen Sensation noch viele mehr interessierte war die Flora und Fauna rund um die Steine. Kälte und Felsen lassen hier im Sauerland Blumen erblühen wie die Alpen Gänsekresse, die sich nur hier und sonst erst wieder 600 KM südlich in den Alpen finden lassen.

Ob der einzigartigen Felsformation fanden hier auch 2 der beeindruckendsten und seltensten Vogelarten vorerst für lange Zeit Ihr letztes zuhause in NRW. Im ausgehenden 19. Jahrhundert bereits nistete das letzte Uhu Pärchen NRWs auf dem Felsen in Bruchhausen.

Uhus bauen keine eigenen Nester und lieben daher Felsen oder Türme. Von allen Türmen in Westfalen war die größte Eule Europas aber als Nahrungskonkurrent bereits erfolgreich vertrieben worden. Als man von den letzten Uhus hier im tiefen Sauerland hörte, war auch Ihr Schicksal schnell besiegelt. Man entschied sich zwar nicht Sie direkt auszulöschen, aber brachte die 3 Nestlinge und den Altvogel in den Zoo nach Münster. Von Ihrem weiteren Schicksal ist wohl nicht viel bekannt. Ein erfolgreiches Nachzuchtprogramm war es wohl auch nicht.
Immerhin habe ich selber mit eigenen Augen wieder Uhus in abgelegenen Teilen des Münsterlandes fliegen sehen. Das veränderte Bewusstsein in der Bevölkerung lässt die Population wieder wachsen. Auch auf den Steinen habe ich große Eulenkotflecken gesehen, so dass ich den Uhu wieder dort vermute.

Ebenso für den Wanderfalken waren die Bruchhausener Steine das allerletzte Refugium. Als einer der schnellsten flugfähigen Vögel ernährt er sich von Vögeln bis Krähengröße, die er im Flug durch den Aufprall schlägt. Außer unter Taubenzüchtern dürfte er eigentlich ein zwar seltener aber akzeptierter Gast in der Gegend gewesen sein.



Beim Wanderfalken war es daher nicht der Mensch, sondern Umweltgifte, welche ab den 60er Jahren in der Forst und Landwirtschaft eingesetzt wurden. Da der Wanderfalke am Ende der Nahrungskette steht, bekam er die volle Dröhnungab. Die Gifte führten dazu, dass die Eier des größten Falken Deutschlands beim Brüten zerbrachen.

Der letze Falke dieser Art wurde in den 70er Jahren an den Steinen gesichtet. Durch das Verbot der Umweltgifte und das Überleben der Vögel in Baden Württemberg kam es zur Zuwanderung neuer Falken. Neben der Brutstätte im Sauerland fand die zweite Brut ausgerechnet auf der bekanntesten Kirche NRWs statt. Der hohe Kölner Dom und die tausenden von Stadttauben waren ein ideales Brutrevier für den Wanderfalken.

Der letzte Wolf, Bär und Luchs als Denkmal vereint

Kneipe Herbern zum letzten Wolf

Bei großen Raubtieren spielt nicht nur die Nahrungskonkurrenz zum Mensch eine Rolle. Getrieben durch Grimms Märchen vom bösen Wolf und Rotkäppchen, Werwolfgeschichten und Horrorfilme blieb das Verhältnis von Mensch und Ihnen angespannt. Als Gefahr für den Menschen identifiziert wurde so lange Jagd auf Sie gemacht, bis man Sie in Deutschland ausgerottet hatte.

In Herbern bei Ascheberg südlich von Münster steht ein Gedenkstein, der an die Erlegung des vermeintlich letzten Wolfs Westfalens im Jahr 1835 erinnert. Praktischerweise befindet sich gegenüber eine echt urige Westfälische Kneipe mit dem Namen „zum letzten Wolf“.


Gedenkstein letzter Wolf Westfalen


Der Erleger des letzten Wolfs war ein Vorfahr des letzten Kneipiers. Denn die urige Kneipe musste leider schließen, die Kundschaft aus Bauern und Milch-LKW-Fahrern hat sich genauso verändert wie die Aussage des Gedenksteins. Vor ungefähr 2 Jahren wurde nämlich der erste Wolf wieder in Westfalen gesichtet. Eingewandert aus Niedersachsen tappte er im Raum Höxter in eine Wildkamera.      

Eine ähnliche Gaststätte befindet sich an einem nördlichen Ausläufer des Thüringer Waldes im langgezogenen dunklen Luisental. Mit der Mitfahrgelegenheit fuhr ich von München nach Eisenach, von wo ich zur Wanderung am „grünen Band“ aufbrach. Der etwas verschrobene Fahrer entpuppte sich als redseliger Mitarbeiter im Forstministerium und machte mich auf eine ebenfalls bereits geschlossene Gaststätte mit dem Namen „zum  Luchs“ aufmerksam.
Der letzte Luchs des Thüringer Waldes wurde im März 1819 nach wochenlanger Nachstellung im Stutzhäuser Forst am Böhler bei Luisenthal zur Strecke gebracht. Ein Luchsstein erinnert noch heute an das denkwürdige Ereignis. Das Wirtshaus, in dem damals der „Jagderfolg“ gefeiert wurde, trägt deshalb den obigen Namen ”Zum Luchs”.

Die größte Raubkatze Europas ist mittlerweile wieder in vielen Mittelgebirgen Deutschlands wieder heimisch. Auch wenn er hier und da immer noch illegal verfolgt wird.

Unterhalb der Zugspitze in Garmisch –Partenkirchen befindet sich das Dorf Grainau. Etwas höher gelegen liegt mit dem Eibsee der schönste und klarste Gebirgssee Deutschlands. Die letzten wilden Braunbären Deutschlands hielten sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in den bayerischen Alpen auf.

Eibsee Grainau Zugspitze Bären
Der Eibsee: Hier waren die letzten Bären Oberbayerns zu Hause. Und 2006 erneut.

Die vermehrte Nutzung der Berge zum Waldbau, die Rodung der Flächen für Schafe und Kühe führten zum Aufeinandertreffen und Konkurrenz der Spezies Mensch und Bär. Zwar soll der allerletzte Bär in der Nähe von Lenggries erlegt worden sein, aber auch in der Ortsmitte von Grainau erinnert ein Schild an das Vorkommen der letzten Bären in Grainau in der ersten Hälfte des 19ten Jahrhunderts. Das der Bär 2006 zurückgekommen ist und erneut vertrieben wurde ist ein anderes unrühmliches Kapitel.

Der letzte Beutelwolf  für immer


Alle oben genannten Beispiele zeigen, dass sich Raubtiere wieder ansiedeln können, wenn sich die kulturellen und ökologischen Rahmenbedingungen verändern. Das wäre dem Beutelwolf vielleicht auch gelungen. Nur hinkt man am anderen Ende der Welt der zeit hinterher. Die Insel Tasmanien gehört zu den abgelegensten Flecken der Erde. Ab hier kommt nur noch das ewige Eis im Süden und nach 30.000 km im Westen Argentinien. Australien –als Strafkolonie der Engländer gegründet, sickte wiederum seine Sträflinge nach Tasmanien.

Ungestört wurden hier bis ins späte 19te Jahrhundert Aboriginies willkürlich ermordet. Wer seine Ureinwohner in 72 Jahren erbarmungslos ausrottet, dem werden ein paar fleischfressende Känguruhs wohl erst recht egal sein.  Denn soetwas war der Beutelwolf. Er bewegte sich zwar wieder auf 4 Beinen fort, aber seine Vorderläufe waren viel kürzer und der Schwanz recht steif. Man vermutet, dass er gar nicht richtig sprinten konnte, sondern nur traben. Das reichte aber um im fast menschenleeren Tasmanien erfolgreich einige tausend Jahre zu leben.

Die Siedler schafften es den Beutelwolf in 100 Jahren komplett auszurotten. Zunächst gab es Prämien für den vermeindlichen Schafdieb (obwohl er vermutlich nie Schafe riss), später verkaufte man die Tasmanischen Tiger an Zoos weltweit (wo Sie sich nie forpflanzten).

Ich hatte das Glück Tasmanien im Jahr 2008 zu bereisen. In meinem Guiness Buch der Rekorde 1990 wurde der Beutelwolf noch als das seltenste Tier der Erde genannt, aber ein Foto oder totes Tier konnte man seit 1936 nicht mehr machen oder finden.



Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen die Orte der letzten lebenden Tiere aufzusuchen. In Mbwanna südwestlich von Launceston fand ich ein Schild mit dem Hinweis auf den letzten erlegten Tiger. Der Farmer Wilf Batty posiert hier stolz mit dem erlegten Tier.

An diesem Ort hatte man nun wirklich das allerletzte Individuum einer faszinierenden Tierart erlegt. Hier bringen auch ökologische Projekte, Wildbrücken und kulturelles Umdenken nichts mehr. Ein denkwürdiger Ort.

Das Schild wurde vom Tourismusamt aufgestellt, die den „Tiger Trail“ vermarkten. Es steht neben der Garage der freiwilligen Feuerwehr. Ziemlich schräg hing es über seinem Sockel. Ein Farmer mit Güllefass, der das angrenzende Feld beackerte hatte es wohl kurz vorher fast plattgefahren.        


Sonntag, März 23

Die schönsten Plätze Münchens I - Sitzen Hackerbrücke!

Nein, auf diesem Photo ist nicht Instagramm beteiligt oder Photoshop. Das ist ein abendlicher Schnappschuss von der Hackerbrücke in Münchens Westen.

Mit ein wenig Akrobatik kann man sich auf die erste Etage der gusseisernern Brückenbefestigung schwingen und eine Feierabend-Augustiner mit Blick auf die untergehende Sonne verzehren.
Hackerbrücke Sonne Sitzen Abend Bier

Die Brückensitzer trinken das gute Augustiner, immerhin verbindet die Trasse die Augustiner Brauerei mit dem Augsutiner Keller -einem der meistbesuchten innerstädtischen Biergärten. Dennoch sprechen wir nicht von der Augustiner-Brücke sondern von der Hacker-Brücke -ob einer weiteren nahe gelegenen Brauerei (Hacker Pschorr). Der Blick schweift über das Gleisbett der Anfahrtstrasse des HBF München. Immerhin das breiteste Gleisbett Deutschlands - Industrieromantik pur.

Während der Wiesn ist die Brücke für den motorisierten Verkehr komplett gesperrt (Ausnahme Brauereipferde), weil es der nächstgelegenen S-Bahnhof zur Theresienwiese ist. Ich selber habe dabei schon beobachtet, dass die Polizei aus Ihren Lautsprechern zur Deeskalation Schlager-Wiesn-Hits spielt. Nette Aktion.

Während der restlichen Jahreszeit aber ist die Hackerbrücke für den ganz normalen Fuss, Radl und Autoverkehr geöffnet. Leider hat man bei der Konstruktion der Brücke im späten 19. Jahrhundert wohl noch nicht an den gemeinsamen Verkehr von Auto und Radlern gedacht. Wie man unten im Bild sieht fehlt der Platz für einen Fahrradstreifen oder gar Radweg. Durch die Leitplanken wird das Ausweichen damit leider unmöglich; und die Hackerbrücke zu einer gefährlichsten Stellen für Radlfahrer in München

Sitzen Hackerbrücke Sonne Bier

Die beengte Fahrbahn scheint auch den Macher der 80er TV Serie SOKO 5113 aufgefallen zu sein. Ich hatte es mir schon lange gedacht und heute wurde es zur Vergewissheit. Im Vorspann läuft ein Mann vor einem aufholenden Auto davon und scheint eingeholt und überfahren zu werden.  Das Ausweichen scheint Ihm und mir als Radler unmöglich. Ja es stimmt, seht selber die Aufnahmen wurden auf der Hackerbrücke gedreht.





Samstag, März 8

Englische Wochen als Fussballfan

Als andersartiger Fussballfan hat man es in Schnösel München derzeit gar nicht so leicht. Die Bayern haben seit einer gefühlten Ewigkeit nicht verloren (gerade recherchiert, es waren nur 37 Spiele), und Bayern-Kunden laufen gerade leider zurecht mit stolz geschwellter Brust umher.

Aber zurück zur letzten Woche, ich meine damit in Business Deutsch WN (Week Number) 8. Hier habe ich als Fan alle Tiefen und Tiefen des Fan seins mitgenommen. Hinzu kam noch ein recht ungewöhnlicher Trip zu einem Euro League Away Match.

Ich versuche mich einmal mit einer neuen Ausdrucksform. Der Blog-Bilder-Slide Show.

Vor dem Spiel von Schalke gegen Real Madrid, sass ich vor Vorfreude im Augustiner Bürgerheim und habe mich auf einen aufregenden Abend mit Freunden und dem Wunder von Gelsenkirchen 2014 gefreut. Mit dabei, Augustiner, gute Freunde, Isarschalker und mein Ur Schalke Schal von 1996! Die gelbliche Farbe sind keine Bilderflecken.

Schalke schal Bürgerheim Isarschalker
Aus dem erhofften Wunder sollte natürlich nix werden. Stattdessen lange Gesichter, eine extra Runde Williams Birnen Schnaps und aufmunternde Grafiken ob des geschossenen Tores (1:6):


Nun ja, weiter gings am Donnerstag, wo ich als neutraler Zuschauer das aussichtslose Bemühen Ajax Amsterdams um einen Sieg in Red Bull Salzburg sehen durfte. Nach Salzburg sind es nur 1,5 Stunden, das Stadion liegt recht nahe an der Autobahn. Heimmannschaft ist der Retortenverein Red Bull Salzburg. Liebevoll wurden die Salzburg Fans von den Ajax Fans daher auch die "Dosen" genannt. Und mit sehr viele Liebe das Red Bull Logo umgestaltet:


Überhaupt waren die Ajax Fans etwas krass drauf. Man stimmte sich schon auf das Derby am Wochenende gegen Feynoord Rotterdam ein. Kurzerhand wurde der Schlager "Tulpen aus Amsterdam" zu einem Gesang mit Inhalten wie "Bomben auf Rotterdam" umgewandelt. Die massenhafte Provokation der Polizei endete nachher noch in Steinwurfattacken. Völlig unnötig.



Da waren wir zum Glück schon auf dem Heimweg. Endergebnis Ajax (trotz Krcic, Powlsen) 1, Dosen 3.

Volle Konzentration galt nun dem Spiel am Samstag meiner Mannschaft gegen die Jungs aus der Arroganz Arena. Irgendwie schafft man es immer wieder vor einem solchen Spiel im Gespräch mit Freunden und Fans an einen glücklichen Ausgang zu glauben. Schön war es einmal wieder in München am Marienplatz Ruhr Pott Slang zu hören (Wat Iss? Wie geht et?), und die Isarschalker haben die komplette Muffathalle angemietet und eine bayerische Blaskapelle hat mal wieder für uns "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" spielen dürfen. Inclusive des jüngsten Trompetenspielers der Welt:


Eine Schalker Uschi bekam einen Heiratsantrag. Alle Fans stimmten mit "ein Leben lang, blau und weiss" ein. Ich habe meinen Bruder getroffen, und alte Freunde aus der Heimat. Alles Gut.


Auf dem Weg ins Stadion machten wir uns einmal wieder über die Bayern lustig:

Auch im Stadion haben wir scheinbar immer noch an das Unmögliche gedacht:


Nach 3 Minuten war die Illusion zerstört und ich habe nur noch deprimierende Fotos aus dem Bereich vor der Tribüne zu präsenteren:


Ich glaube oben fiel gerade der Ehrentreffer, während unten im Bild gerade über den Sinn einer 600 km weiten Auswärtsfahrt nachgedacht wird.


Wenn ich dann am kommenden Freitag meinen Ausflug nach Augsburg absolviert habe, dürfte es aber wieder ruhig werden. Meinen Besuch in Madrid verbuche ich als Citytrip übers verlängerte Wochenende.

Es sollen 15 Grad in München werden, die Umbaumaßnahmen am Biergarten am Chinaturm wurden um ein Jahr verlegt. Wegen Wetter, man kann heuer schon im März Bier verkaufen!