Der
Wittelsbacher Platz. Eine neoklassizistische Komposition im Herzen Münchens. Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts entworfen wird er von Gebäuden des Architekten
Leo von Klenze flankiert. Links liegt das Graf Arco Palais, rechts das Odeon (Konzerthaus), wo heute das bayerische Innenministerium gastiert.
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Peter Löscher Quelle:Siemens AG |
Viel interessanter ist aber das Gebäude am Abschluss des Platzes, sowie die Statuen auf dem Platz. Im zartrosa gehaltenen Palais auf dem Bild hofiert nämlich kein geringerer als der Vorstand der weltumspannenden Siemens AG. Wird ein neuer Vorstandsvorsitzender vom Aufsichtsrat gewählt, muss er auf exakt jenen Stufen vor dem rosa Gebäude seine erste Rede halten.
Viel markanter ist natürlich das zentral stehende
Reiterstandbild (1839) des bayerischen Kurfürsten und Herzogs Maximilian I., der Bayern durch die Wirren des 30 jährigen Krieges lenkte.
Trafalgar Square Kunst auf dem Wittelsbacher Platz
Im Winter findet auf dem Platz ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt. Nette -natürlich stilistisch völlig unpassende- Kulisse. Mir bleiben meist die teuren Pfandpreise für den Feuerzangenbowle Becher und die Tatsache dass man in Gulden zahlt (1€ = 1 Gulden) in Erinnerung. Auch der
Hamburger Fischmarkt mit Aale Dieter hat es auf einer Auswärtstournee schon auf diesen Platz geschafft. Stilistisch noch viel unpassender.
Nun habe ich von einem viel interessanteren Projekt erfahren. Bei einer nächtlichen Fahrradfahrt habe ich recht erstaunt anhalten müssen, weil sich plötzlich ein
zweiter, leerer Sockel auf dem Platz in die Höhe reckte. Bayern ist ja immer für eine Überraschung gut, hier werden noch
neue Kirchen gebaut, aber allein an ein 2. Reiterstandbild auf dem Platz für Franz Josef Strauss I. konnte ich nicht glauben.
Natürlich musste das recherchiert werden und ich landete virtuell in London am Trafalgar Square. Um den Trafalgar Square herum stehen 4. Sockel für Statuen. Aus Kostengründen konnten bei der Errichtung 1841 aber nur 3. Sockel mit Bronzegüssen fertig gestellt werden. Der
4. Sockel -auf dem ein Reiterstandbild William des IV stehen sollte- blieb aus
Kostengründen unfertig und leer.
Über 150 Jahre wurde der sogenannte "
Fourth Plint" zum Gespött und Tratsch der Londoner. Erst 1999 kam man auf die Idee den Sockel für einen
zeitgenössisches Kunstprojekt freizugeben, so dass der Sockel nun endlich seine Bestimmung gefunden hat! Wechselnde Skulpturen, wie ein
Schlachtschiff in der Flasche oder ein
Knabe auf einem Schaukelpferd, lassen den Sockel nun zu einer wechselnden Attraktion für Touristen und einheimische Londoner werden.
Mit dem Kunstprojekt "
A space called public" verfolgt die Stadt München ein ganz ähnliches Konzept und lässt es sich 1,3 Mio Euro kosten. Kuratoren des Kunstprojektes mit verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum sind die beiden Skandinavier
Michael Elmgreen und Ingar Dragset, die sich derzeit auch für den schaukelnden Jungen auf dem "Fourth Plint" in London verantwortlich zeigen.
Was sich allerdings auf dem Sockel am Wittelsbacher Platz einfinden wird bleibt noch geheim. Hiess es lange.
Nun ist es doch herausgesickert: Eine Jury wählte den Entwurf des Münchner Künstlers Alexander Laner. Er wird den Sockel zu einem
Luxusapartement mit Garten und Dachterasse umgestalten und damit auf die Wohnungsraumnot in München hinweisen.
Ab Ende Mai kann man dann das
Sockelapartment temporär anmieten. Man darf gespannt sein! Persönlich hätte ich mir aber lieber eine weitere Skulptur auf dem Platz gewünscht.
Freuen tue ich mich aber in jedem Fall auf viele weitere Installationen in München und seinem so schönen öffentlichen Raum!