Montag, Juli 15

Münchner Hausberge: Tierischer Mythos an der Benewand

Endlich ist auch in München der Sommer vollends angekommen. Das heisst natürlich Biergarten, Sonnebrille, Isar und für mich in der letzten Zeit regelmäßig: Wandern.

Da ich eigentlich nicht jede Tour einzeln hier beschreiben möchte, picke ich einfach mal ein Schmankerl heraus. Die Münchener wandern ja nun schon seit über hundert Jahren. Nachdem das Wandern in den 90er Jahren noch als langweilig und uncool galt, haben die jüngere Generation und wohl auch die Sportindustrie einen hellen Moment gehabt und plötzlich wird wieder gewandert was das Zeug hält (und Geld dafür ausgegeben). Soeben habe ich gelesen, dass der Deutsche Alpenverein DAV sein 1.000.000tes Mitglied geehrt hat. Soviele Mitglieder wie noch nie. Sie werden jünger, sie werden weiblicher, unsere Wandersleute.

Lustigerweise haben sich die interessanten Berge rund um München natürlich in den letzten 100 Jahren nicht sehr verändert. Somit kann ich immer noch auf ein Buch zurückgreifen, welches Wanderungen auf die "Münchner Hausberge" beschreibt und schon über 30 Jahre alt ist. Um ein Münchner Hausberg zu werden, musst du mindestens 1600m hoch sein, am besten zum Startpunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus München anreisbar sein, natürlich ein Gipfelkreuz besitzen und wenn möglich eine bewirtschaftete Hütte auf deiner Flanke haben.

Vor allem Berge rund um den Tegernsee, im Isartal, am Walchensee, im Estergebirge, den Ammergauer Alpen und im Chiemgau und dem Wetterstein erfüllen solche Kriterien. Unter den Hausbergern finden sich solch illustre Namen wie der Hirschberg, Wallberg, Heimgarten, Herzogstand, Kramer, Ettaler Mandl, Risserkogel, Rotwand, Wendelstein und -und nun kommen wir meiner Tour näher: die Benediktenwand.

Die Benediktenwand schafft es sogar mit Kosenamen angesprochen zu werden: Bezwinger und Bewunderer sprechen liebevoll von der "Benewand".

Die Benewand ist von München und dem Starnberger See der erste felsige Vorsprung der Alpen im Süden. Sie zieht sich in Ost West Richtung zwischen den Gräbern des Walchensee, des Loisachtals, der Isar und der Jachenau entlang. Der Name ist dem am Fusse des Berges gelegenem Kloster Benediktbeuern entnommen (- und wird dem ältesten Leser meines Blogs Bendikt G. sicherlich erfreuen).

Das Kloster ist nicht nur bekannt für seinen schönen Biergarten sondern gar weltberühmt in seiner lateinisierten Namensform. Kein geringerer als der der Komponist Carl Orff verarbeitete den Sensationsfund mittelalterlicher Mönchsgesänge aus dem Kloster zu dem welberühmten Chorstück "Carmina Burana" - was nichts anders als Lieder aus Benediktbeuren heisst (hier zum Beispiel im Animationsfilm 300 zu hören).

Aber zurück zur Benewand. Mit 1801m gehört sie nicht zu den höchsten Gipfeln der Alpen. Von der Jachenau ist Sie im strammen Marsch in 2 Stunden zu erreichen. Nur die letzten 300 Höhenmeter werden dabei zu einer mittleren Kraxelei. Beim Gipfelanstieg bin ich dann endlich auf das Mysterium gestoßen, weshalb der Berg schon lange auf meiner "must go" Liste steht.

Irgendwann Anfang der 60er Jahre soll sich ein mächtiger Steinbock (ja die Tiere, die man eigentlich nur aus der schweizer Tourismuswerbung kennt..) an den Fels der Benewand verirrt haben. Insgesamt gibt es in Deutschland nur an 3-4 Stellen Steinwildpopulationen, da die Tiere ruhige Hochgebirgslagen in den Südalpen präferieren. Der mächtige Steinbock an der Benewand war natürlich eine Sensation. Da die Benediktenwand, wie oben beschrieben recht isoliert liegt, war es für den armen Bock auch gar nicht so leicht den Münchner Hausberg wieder zu verlassen. Zum Glück erschreckte er keine Mountainbiker und frass keine Hühner und Hasen, so dass Ihm auch das Schicksal von Bruno Braunbär erspart blieb.

Ganz im Gegenteil: Mitte der 60er Jahre -der Steibock wurde immer mächtiger ob der fehlenden Nahrungskonkurrenz (die Hörner des Steinwildes wachsen ein Leben lang!)- entschied sich der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel (Vater vom Politiker Thomas Goppel) und der Verleger Franz Burda (Vater vom Verleger Hubert Burda) u.a. dazu dem einsamen Bock noch 4 weitere Stücke Steinwild aus der Schweiz hinzuzufügen. Eine Gedenktafel am Aufstieg erinnert an diesen heroischen Naturschutzakt.


Heute kann man das Steinwild bei guter Sicht an den Hängen der Nord und Südwand herumtollen sehen. Ein Steinbock kann immerhin bis zu 120 Kilo schwer werden gilt aber als äusserst graziler Kletterer. Leider hatte ich nicht das Glück einem Steinbock zu begegnen. Im Sommer halten Sie sich vermutlich eher auf der kühleren Nordseite auf. Den Steinböcken geht es hier so gut, dass alle paar Jahre die Kolonie wieder auf die maximale Anzahl von 80 Tieren durch Abschüsse reduziert werden muss.

Mit einem letzten Kraftakt ging es zum Gipfelkreuz, welches natürlich gut besucht war (es ist ja ein Münchner Hausberg). Hier habe ich mir eine westfälisch Brotzeit, bestehend aus Mettwurst, Brot und drei Schnaps gegönnt.


Somit konnten auf dem Weg nach unten wagemutige, schöne Bilder geschossen werden:
Bevor es durch die Jachenau nach dem Abstieg zum wunderbar blauen Walchensee ging. Der tiefste See Deutschlands glänzte mit kühlen Temperaturen, Badenixe und tollen Farben - ein Bad im See war ein Genuss.


Ebenso das Abendmahl im Kloster Benediktbeuern. Der Biergarten wurde von mir eindeutig unterschätzt. Wenn man nicht fahren muss macht es noch mehr Spass sich durch die Getränkekarte mit den süffigen Klosterbieren zu trinken.


Der Tag war ein echter bajuwarischer Klassiker. Benewand, ich muss aber leider nocheinmal wiederkommen, um die Nachkommen des mächtigen Steinbocks auch einmal aus der Nähe zu sehen.

 

1 Kommentar:

  1. Hallo Wanderfreund Heiner!"Dein Münchener Hausberg Beitag" hat mich sehr erfreut.Nicht nur ,dass die Bendiktenwand als MünchenerHausberg erwähnt wird,
    sondern,das mein Name auch erwähnt wird.Herzlichen Dank!

    1952 muß es gewesen sein wo ich mich nach anstrengender "Kraxelei" in das Hüttenbuch eingetragen habe.Derhüttenwirt(Name habe ich vergessen)
    mußte ganz dringend nach unten "Benediktbeuron".Er nahm nicht seine "Skier",sondern ein Aeschleder und rutschte mit dem Ding den Hang herrunter.

    Das Tempo war für mich als Flachlandtiroler atemberaubend.Es lag noch etwas Schnee.Und als ich unten in Benediktbeuron war,wurde mit "Karbit" in
    ein anrollendes Gewitter geschossen.Im Klosterbräu konnte ich das Gewitter gut abwarten.

    Es grüßt herzlich und wartet auf Deinen nächsten Beitag,
    Benedikt.

    AntwortenLöschen