Das Oktoberfest ist vorbei. Bei der morgendlichen Joggingrunde sehe ich einen Bauzaun vor dem Haupteingang. Durchfahrt mit dem Radl verboten. Beim Aufbau bin ich mal mitten durch die Zelte gejoggt, wurde aber von einer korpulenten Frau mit dem Hinweis "dies ist eine Baustelle" vertrieben. Ich hätte damals auch auf meine Kopfhörer zeigen und einfach davonlaufen können.
Der Wiesnabbau dauert gefühlt viel länger als der Aufbau. Es fehlt ja auch die Vorfreude. Eher herrscht in München Katerstimmung und Zeitungen titeln "jeder 3 Münchner ist krank". Zum Glück hatte ich bereits einige Wochen vor der Wiesn eine Erkältung, so dass ich heuer immun gegen alle Viren war. Während die Kirmesfahrgeschäfte schnell abgebaut sind und eine Schlammwüste hinterlassen, bleiben die Zelte noch einige Wochen trostlos und trotzig stehen. Erst Anfang Dezember beginnt an hiesiger Stelle das Winter - Tollwood.
Was bleibt? Schöne Stunden in den Zelten sicherlich. Viele Eindrücke vom Rummel, ganz sicher die Besoffenen am Kotzhügel und auch der Wiesnabschluss mit VIP watching im Käferzelt. Was ebenfalls noch länger bleibt, sind die Blumenkränze und Plastikrosen am Oktoberfestattentatsmahnmal.
Ein Attentat beim Oktoberfest? Ja es gab tatsächlich ein Attentat: 1980. Seit einigen Jahren wird mit einem Mahnmal direkt neben dem Eingang daran gedacht. Zwar setzt die Metallummantelung einer Säule schon Rost an, dennoch finde ich es sehr gelungen. Die Ummantelung sieht aus als seien Fetzen herausgerissen worden. Das erinenrt an die fiese Wirkung der Nägel, die in die Rohrbombe -gespickt mit kiloweise TNT- gesteckt wurden.
Plastikrosen für die Toten und Verletzten
13 Menschen wurden bei dem Attentat getötet, darunter der Attentätet selber. Über 200 wurden verletzt. Damit war es dass schlimmste Attentat der deutschen Nachkriegsgeschichte. Auf der Säule findet man die Namen der Toten. Den Attentäter hat man nicht hinzugefügt.
Heuer hat man zudem die Namen der zum Teil schwerverletzten Überlebenden auf Blätter gedruckt und an den Fuss des Denkmals gelegt. Nach einigen Tagen fangen Oktoberfestbesucher meist an neben echten Blumen auch Plastikblumen von den Schiesständen an der Gedenksäule zu befestigen. Auch ich habe dies schon getan.
Gewissensfrage: Ist das Ablegen einer Plastikrose am Denkmal -auch weil man froh ist sie los zu werden, oder keine Herzensdame in der Nähe- pietätlos?
Ich finde nicht. Und das nicht nur, weil Plastikrosen nie verblühen. Eine abgelegt Rose heisst zumindest dass man sich für wenige Sekunden mit dem Denkmal befasst hat. Man wird sich bewusst, dass der Ausspruch beim Anstick von Christian Ude "auf eine friedliche Wiesn" keine inhaltsleere Floskel ist. Wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben wo sich an einem Samstag 100.000 Menschen versammeln können um friedlich zusammenzusitzen und zu feiern. Und Bier zu trinken.
Terrorauswirkungen auch in den letzten 13 Jahren
Übrigens gab es auch in jüngster Zeit Auswirkungen durch Terrorakte. Im Jahr 2001 wurde der Anstich abgesagt, weil man noch unter dem Eindruck von 09-11 stand. Und es muss ungefährt 2 Jahre her sein, dass von einem auf den anderen tag spürbar weniger auf der Wiesn los war. Al Kaida hatte ein Video mit möglichen Attentatszielen veröffentlicht. Neben dem Brandenburger Tor war da auch das Oktoberfest zusehen. Ein Tag später wurde der Ring, um die Wiesn gesperrt und im nächsten Jahr waren Panzersperren vorhanden. Die Sperrung des Ring stellt nun eine erholsame Ruhezone rund um das Festgelände dar. Nich einmal Taxis dürfen in die Sperrzone. Sehr zur Freude der Rikscha Fahrer die sich gerne abstrampeln.Das Attentat von 1980 wurde zu großer Wahrscheinlichkeit von einem verbitterten, verwirrten rechtsradikalen Einzeltäter ausgeführt. Da er unter den Opfern war, konnte man leider nie 100% ermitteln ob die Einzeltäterthese stimmig war. Vieles spricht dagegen. Erst 2013 wurde der Fall erneut aufgerollt (siehe hier SZ Artikel).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen