Donnerstag, September 27

Schnaps in Bayern

Ein einfacher Liefer-LKW hat mich auf dem Heimweg auf die Idee gebracht mal etwas über den Schnapskonsum in Bayern zu schreiben. Zugegebenermaßen bei den derzeit konsumierten Biermengen auf der Wiesn ein kurioses Unterfangen. 

Bei mir im Westend stand also ein Lieferwagen mit der Aufschrift "Korn: der Partner für den guten Tropfen". Das ist nämlich in Bayern ein Widerspruch in sich. Der Korn-Schnaps findet in Westfalen als traditionelles Digestiv in Gaststätten und Kneipen seine Berechtigung. Noch zu gut erinnere ich mich, wie mein Opa mir erklärte, dass Korn eigentlich bei Zimmertemperatur getrunken wird, damit man Ihn besser schmeckt. Bestellt man in Westfalen ein Herrengedeck oder einfach "Kurz-Lang" heisst es nur eines: Pils und Korn!

In Bayern hat es der Korn dagegen nur in die Nähe der Supermarktkassen geschafft, wo er dann Alkohol zugeneigten Personen als günstiges Suffgetränk dient. Daher nennen die Bayern den Korn einfach nur "Pennerglück". 

Nicht ganz zu Unrecht zugegebenermaßen. In Wirtshäusern oder auf dem Oktoberfest, findet man einfach kaum Schnaps auf der Getränkekarte. Vielleicht mal hier einen Obstbrand, dort einen Gebirgsenzianschnaps (Klarer) oder im bayerischen Wald einen Blutwurz (Kräuterschnaps). Korn dagegen wird hier als billigstes Suffgetränk vermarktet.

Bester Whiskey Kontinentaleuropas - ein Korn!


Daher bin ich schon seit längerem in westfälischer Mission unterwegs und versuche mich an der Ehrerrettung des Korns. Etwas leichter macht es mir dabei der Korn der Feinkornbrennerei Sasse aus dem gemütlichen Schöppingen. Der Korn der Brennerei Sasse hat eine goldig-warme Farbe und schmeckt nicht so scharf sondern vollmundiger, holziger und reifer als viele andere Korne. Grund dafür ist die Lagerung in alten Barrique-Wein Fässern. Ja es stimmt, diese Lagerung erinnert beinahe an die Whiskey Einlagerung. Deshalb hat jemand den Sasse Korn einfach bei Internationalen Wine & Spirit Competition (IWSC) in London angemeldet. Und prompt hat die Brennerei einen Preis für den besten Whiskey Kontinentaleuropas gewonnen. Allerdings weiss ich nicht wieviele Whiskeys in Kontinentaleuropa gebrannt werden!? Trotzdem: Chapeu!

 

Gibt es den typisch bayerischen Schnaps?    


Zu einiger Berühmtheit hat es in Bayern die einzige Whiskey Destillerie Oberbayerns gebracht. Sie liegt am idyllischen Schliersee und nimmt bezug auf den alten Namen des Ortes "Schliers". Um den ganzen einen gälisch klingendem Namen zu geben heisst die Destillerie "Slyrs". Die ungewöhnliche Lage der Whiskeydestillerie ist der eine Punkt. Mir hat Ihr Marketingkonzept der künstlichen Verknappung mehr interessiert. Ihr Produkt wird hauptsächlich nur vor Ort verkauft und jeder Käufer darf nur eine geringe Literanzahl des Qualitätsproduktes erwerben. Das führt dazu, dass jeder Eigentümer des Syrs Ihn als einen ganz besonders edlen Tropfen preist. Slyrs bietet mittlerweile auch einen Wodka an. Der Name dieses russischen Getränks iet ebenfalls sehr einfallsreich. Er heisst bayerisch-russisch schlicht: "Bavarka".

Eine andere Schnapserfolgsgeschichte ist der "The Duke" aus Münschen. Ein Gin mit dem Untertitel -in Anlehnung an englische Vorbilder- Munich Dry. Angeblich von zwei Geschichtsstudenten in einer Hinterhofgarage in Schwabing hergestellt hat der Schnaps auch einen gewissen Mythos. Und nun hat dieser Schnaps eine beachtliche Karriere hinter sich. Gewinnt ähnlich dem Bionade Konzept erst die In Bars Münchens und dann die Feinkostabteilungen der Supermärkte.

Dennoch bleibe ich dabei. Bayern ist kein Schnapsland. Hier trinkt man Bier.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen